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(picture alliance) Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen könnte bald den mächtigen Bundesverband Deutscher Banken leiten

Deutsche Bank - Warum steht Schäuble fest hinter Fitschen?

Die Deutsche Bank hat mit mehreren Skandalen und Ungeschicklichkeiten zu kämpfen. Wie ist es um das Ansehen und die wirtschaftliche Stabilität des größten deutschen Geldhauses bestellt?

Am Freitag herrschte ausnahmsweise Ruhe. Fünf vor einer Woche inhaftierten Banker sind frei, keine Durchsuchungen, keine Urteile gegen die Bank, kein neuer vermeintlicher Skandal. Im Gegenteil. In Berlin meldete sich ein prominenter Fürsprecher der Deutschen Bank zu Wort. „Natürlich sind das alles keine guten Nachrichten und ich mache mir Gedanken“, sagte Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU). „Aber ich habe die Zuversicht und das Vertrauen, dass die Verantwortlichen die Dinge ernst nehmen und möglichst schnell aufklären und abstellen.“ Mehr noch: Jürgen Fitschen, der zusammen mit Anshu Jain seit Juni das größte deutsche Geldhaus leitet, ist nach Ansicht Schäubles nicht nur der richtige Mann an der Spitze der Bank, sondern auch für das Amt des Präsidenten des mächtigen Bundesverbandes Deutscher Banken, das er im April antreten soll.

In den vergangenen Tagen hatten das nicht wenige anders gesehen, wegen der Razzia in Frankfurt, wegen des Ermittlungsverfahrens gegen Fitschen, vor allem aber wegen des fatalen Beschwerdeanrufs beim hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier (CDU). Es dauerte, bis Fitschen den Fehler eingesehen hatte. Für Schäuble ist die Angelegenheit damit bereinigt. „Wenn er zwei Tage später sein Bedauern ausspricht und sich entschuldigt, dann – so finde ich – ist auch wieder gut.“

Immerhin: Fitschen regt sich in diesen rabenschwarzen Tagen für die Bank. Er versucht die Wogen zu glätten, gibt Interviews, allerdings nur selektiv. Er galt bislang als honoriger, seriöser Banker, genießt vor allem auch im Mittelstand hohes Ansehen, hat gute Kontakte in die Politik. Deshalb wollte man Jain nach dem Abgang von Josef Ackermann im Mai nicht alleine das Ruder überlassen. Fitschen ist für drei Jahre bis Mitte 2015 berufen – als Gegenpart zum smarten ehemaligen Chef der Investmentsparte der Bank. Aber Jain schweigt seit Tagen. Kein Wort ist von ihm zu hören. Angeblich, so ist aus der Bank zu hören, ist dies gezielte Strategie. Jain habe sich äußern wollen, aber weil sich die Vorwürfe gegen Fitschen richteten, solle sich dieser allein zu Wort melden, heißt es in der Kommunikationsabteilung. Es gibt aber auch Stimmen, die sagen, Jain reibe sich die Hände und hoffe, schneller als erhofft allein an der Spitze der Bank zu stehen.

Viele der Vorwürfe gegen die Bank fallen in den Bereich der Investmentbanker: Der Skandal um die Manipulation des Interbankenzinses Libor, der Verkauf fragwürdiger Zins-Produkte an Kommunen in Europa, weswegen die Bank in Mailand erst am Mittwoch verurteilt wurde, und Klagen wegen Hypotheken-Papieren in den USA. Nur der Kirch-Prozess und die angeblichen Steuer-Betrügereien mit Emissionszertifikaten gehen nicht auf die Kappe des indischstämmigen Briten. Wohl erst Ende Januar wird und muss auch er sich zu den Skandalen und Affären äußern. Dann präsentiert er zusammen mit Fitschen in Frankfurt erstmals die Jahreszahlen der Bank.

Auch sie werden eher gemischt ausfallen und weit von den Zielen entfernt sein, die sich die beiden Banker im Jahr eins nach Josef Ackermann gesetzt haben. An der Börse zählt die Aktie der Deutschen Bank eher zu den Flops im besten Börsenjahr seit 2005. Während die Kurse der 30 größten börsennotierten deutschen Unternehmen im Schnitt um 30 Prozent zugelegt haben, sind die Papiere der Bank nicht einmal 14 Prozent mehr wert als am Jahresanfang. Das ist für ein Haus mit hohen und globalen Ansprüchen mehr als enttäuschend.

Börsenhändler wie Fidel Helmer vom Bankhaus Hauck&Aufhäuser sind auch deshalb alles andere als gut zu sprechen auf die Deutsche Bank. Ihn ärgert vor allem, dass die Skandale die ganze Banken- und Finanzbranche nach unten ziehen. „So etwas können wir gar nicht gebrauchen. Die Deutsche Bank ist das Vorzeigeinstitut. Da sollte man das Beste erwarten. Aber genau das Gegenteil passiert.“

An der Börse, aber auch in der Finanzbranche gibt man sich keinen Illusionen hin. Bei fast jedem Finanzskandal der letzten Jahre war die Deutsche Bank mit dabei. Der von Fitschen und Jain versprochene Kulturwandel in der Bank werde so schnell nicht kommen. Eher schon nehmen Staatsanwälte und Richter die Deutsche Bank auch 2013 ins Visier. 2,5 Milliarden Euro hat das Institut schon 2012 für Rechtsrisiken zurückgestellt. Erstaunlich bleibt bei all dem auch, dass Aufsichtsrat Paul Achleitner schweigt. Dabei soll der ehemalige Finanzchef des Versicherungskonzerns Allianz doch die Führungsspitze der Bank kontrollieren, dabei will doch auch er den Kulturwandel in der Bank energisch vorantreiben.

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