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Deutsche Bank - Die letzte Warnung

Zwar wurden die Vorstandschefs der Deutschen Bank entlastet. Doch die Stimmung bei den Aktionären ist schlecht. Auch innerhalb des Geldhauses haben Anshu Jain und Jürgen Fitschen keinen guten Stand. Der Aufsichtsrat entzieht ihnen allmählich das Vertrauen und hat bereits Nachfolger in Stellung gebracht

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Til Knipper leitet das Cicero-Ressort Kapital. Vorher arbeitete er als Finanzredakteur beim Handelsblatt.

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Dass es es schwierig werden würde bei der Hauptversammlung der Deutschen Bank, wussten die Verantwortlichen vorher. Aber was dann am Donnerstag bei der jährlichen Aktionärsversammlung passierte, kam einem Misstrauensvotum gegen die beiden Vorstandschefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen gleich. Bei der Entlastung der Vorstände stimmten nur 60 Prozent der anwesenden Aktionäre für Fitschen und Jain. Normalerweise liegen die  Zustimmungsquoten bei Hauptversammlungen bei kommunistischen 95 Prozent oder höher. Direkte rechtliche Konsequenzen hätten sich auch aus einer verweigerten Entlastung nicht ergeben, weil nach deutschem Aktienrecht nur der Aufsichtsrat Vorstände absetzen kann.

Rochade im Topmanagement kann Aktionäre nicht beschwichtigen


Für das Duo an der Spitze ist das die letzte Warnung: Wenn ihr jetzt nicht liefert, war's das! Und sie kommt nicht nur von den üblichen „Hauptversammlungsspinnern“, die fünf Minuten Aufmerksamkeit am Rednerpult genießen, sondern auch von großen institutionellen Anlegern. Sie wollen endlich Ergebnisse von Fitschen und Jain sehen, sind unzufrieden mit der kürzlich vorgestellten Strategie 2020, die einen Verkauf der Postbank vorsieht und eine noch stärkere Fokussierung auf das riskante Investmentbanking. Die Unzufriedenheit der Anteilseigner lässt sich auch auch am Aktienkurs von Deutschlands größter Bank ablesen: Er dümpelt auf dem Niveau von vor 20 Jahren.

Die Bank kommt einfach nicht aus den schlechten Schlagzeilen heraus, ihr öffentliches Image ist desaströs: In 7000 Rechtsstreitigkeiten ist die Bank derzeit verwickelt, sie musste eine Milliardenstrafe zahlen wegen der Manipulation von Zinssätzen, ein Steuerverfahren wegen der Beteiligung an dubiosen Geschäften mit CO2-Emissionszertifikaten läuft, die internationalen Aufsichtsbehörden kritisieren die Bank wegen mangelnder Transparenz und fehlender Kooperation, in München steht Jürgen Fitschen vor Gericht wegen versuchten Prozessbetrugs im Kirch-Prozess und das Führungsduo hat auch die selbst ausgegeben Renditeziele bisher nie auch nur annähernd erreicht.

Da konnte auch die am Abend vor der Hauptversammlung beschlossene Rochade im Topmanagement der Bank nichts an der schlechten Stimmung der Aktionäre ändern. All das weiß natürlich auch der Aufsichtsratsvorsitzende Paul Achleitner, der bisher immer hinter Jain und Fitschen gestanden hat. Er ist in den vergangenen Tagen etwas auf Distanz gegangen zu seinen beiden Vorstandschefs, als er in einem Interview mit der Wirtschaftswoche sagte: „Niemand ist unersetzbar.“

Anshu Jain bleiben 16 Monate


So ist dann auch die Umbildung des Vorstands vor allem als Signal Achleitners nach innen zu verstehen. Der enge Jain-Vertraute Alan Cloete muss gehen wegen seiner Verwicklung in den Zinsskandal. Auch Jürgen Fitschen gehört zu den Verlierern des Vorstandsumbaus. Die Zuständigkeit für die interne Bad Bank musste er abgeben. Sein Vertrag läuft ohnehin 2017 aus und durch die neue Struktur könnte man Fitschen auch leichter aus dem Vorstand entfernen, falls er im Strafprozess nicht freigesprochen wird.

Gleichzeitig bekommt Jain selbst noch mehr Verantwortung, weil er ab jetzt für die Umsetzung der Strategie 2020 zuständig ist. Er ist in der Doppelspitze jetzt eindeutig die Nummer eins. Aber viel Zeit wird Achleitner ihm nicht mehr lassen. 16 Monate, heißt es in der Bank, hat Jain, um deutlich sichtbare Fortschritte zu erzielen.

Mit dem neuen Finanzvorstand Marcus Schenck, der von Goldman Sachs gekommen ist und frei von irgendwelchen Verwicklungen in die Skandale der Deutschen Bank ist, und dem Shootingstar Christian Sewing, der neben dem Rechtsressort jetzt auch noch den Geschäfts- und Privatkundenbereich leitet, hat Achleitner potenzielle Nachfolger in Position gebracht.

Jain sollte das als allerletzte Warnung begreifen, eine weitere wird er nicht bekommen.

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