Ein Restaurant in Athen
Ein Restaurant in Athen / picture alliance

Griechenland - Eine Steuerfahnderin erzählt

Seit der Schuldenkrise steht die griechische Regierung unter Druck: Schätzungen zufolge entgeht dem Staat jährlich ein Drittel seiner Steuereinnahmen – rund zehn Milliarden Euro. Doch damit soll Schluss sein. Im ganzen Land schwärmen Steuerfahnder aus

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Tina Papoti sucht in griechischen Bars und Restaurants nach Betrügern. Viele Wirte stellen keine Rechnungen aus, um die Steuerabgaben zu umgehen. Ein Drittel aller Betriebe soll Steuern hinterziehen. Doch die Steuersätze zählen auch zu den höchsten in Europa.

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Robert Müller | Di., 15. August 2017 - 15:47

Bemerkenswert ist, dass die Steuereinnahmen in GR stark gestiegen sind, nachdem die Griechen nur noch wenig Bargeld aus dem Automaten ziehen konnten. Grund ist, dass Geldströme über Banken nachvollziehbar sind und da hat GR große Fortschritte gemacht. Bei Bars und Tavernen geht es nur um kleine Beträge pro Person und deshalb geht das mit Bargeld und so bleibt es da bei der Steuerhinterziehung.

Übrigens, auch beim Eintreiben von Einkommenssteuern, etc. ist GR vorangekommen, weil Banken, Versicherungen, Katasterämter jetzt von der Steuerverwaltung zur Ermittlung der Daten herangezogen werden können und falls Vermögen da ist, wird das auch einkassiert. Ob die Gerichte mitmachen, weiß ich leider nicht. Eventuell ist da noch ein Schlupfloch.

Yvonne Walden | Mo., 21. August 2017 - 13:05

Antwort auf von Robert Müller

Das Problem gerade in Griechenland war doch, daß sich gerade die Reichen und Superreichen (Reeder etc.) geweigert haben, Steuern an den griechischen Staat zu zahlen.
Und der Staat hat sich weggeduckt.
Allerdings sicherlich nicht ohne kleine Aufmerksamkeiten für die Entscheidungsträger in den Steuerbehörden.
Deshalb ist es so wichtig, daß an allen entscheidenden Stellen Anti-Korruptionsbeauftrage eingesetzt werden (nicht nur in Griechenland !), damit Unregelmäßigkeiten schon im Vorfeld aufgedeckt und unterbunden werden.

Ich habe kürzlich gelesen, dass es bei der Lagarde-Liste nicht wirklich voran gegangen ist. Und die Reeder zahlen immer noch keine Steuern. Imho ist es die Mittelklasse die jetzt zahlt, während die Armen kein Geld haben und deshalb auch nicht zahlen können.

Imho ist das Steuerzahlen der erste Schritt dafür dass die Mittelklasse ein neues Interesse am staatlichen Handeln bekommt. Sie sind es nämlich, die anstelle der Superreichen und anderer aufkommen müssen. Ist bei uns nicht anders, wo Apple, Amazon und andere Multis fast keine Steuern zahlen, während z.B. der kleine Buchhändler das sehr wohl tut. Auch der Ankauf der geklauten Steuer-CDs war super, ohne die Unterstützung der NRW-SPD hätte es das nicht gegeben. Imho werden CDU und FDP dass jetzt wohl beenden.

Willy Ehrlich | Di., 15. August 2017 - 16:23

Als verantwortungsvolle Europäer, die auch nicht gern die Schulden anderer EU-Länder bezahlen wollen, achten wir schon auf Steuerehrlichkeit. Oder besser: Wir bemerken regelmäßig, wie die Steuerehrlichkeit mit Füßen getreten wird.
Im Steuergebiet Spanien bekommt man zwar neuerdings einen gedruckten "Kassenzettel", aber leider steht nicht drauf, wer ihn ausgestellt hat. Dieser Aufdruck fehlt leider. Gleiche Situation in Marseille erlebt: Die Bouillabaisse war lecker, aber mangels Aufdruck des Ausstellers auf dem Kassenbon für diesen steuerfrei. In der DomRep zwei Kleider gekauft; eins bar bezahlt - steuerfrei, eins mit Kreditkarte bezahlt - 20% teurer. Die Larimar-Verkäuferin (aus der Schweiz!) meinte: "nur Bares ist wahres!" Ich meinte: "nur Bares ist steuerfreies!" Da grinste sie nur.

ingrid Dietz | Mi., 16. August 2017 - 18:19

Wer glaubts, wird selig !

Und wer "glauben" will, soll in die Kirche gehen !

Yvonne Walden | Fr., 18. August 2017 - 13:12

Hohe nominale Steuersätze bewirken gar nichts, wenn die fälligen Steuern nicht fristgerecht und vollständig gezahlt bzw. eingetrieben werden.
Die Vermögenden und Superreichen in Deutschland sind da wesentlich schlauer, wenn sie ihre Steuerschuld minimieren oder Steuern "umgehen" wollen: Hier gibt es eine Unzahl von Steuerschlupflöchern, die die nominalen Steuerschulden so weit herabsetzen, daß entweder gar keine Steuern fällig werden oder nur in minimaler Höhe.
Hier in Deutschland fehlen beispielsweise tausende von Betriebsprüferinnen und -prüfern, so daß Kleinbetriebe - wenn überhaupt - vielleicht alle 10 bis 15 Jahre geprüft werden können.
Und warum fehlt es an Prüferinnen und Prüfern? Weil diese von den Bundesländern finanziert werden, während die Steuereinnahmen zunächst einmal vollständig dem Bund zufließen.
Hat also alles Methode. Und diejenigen, die seit ewigen Zeiten enorme Vorteile genießen, halten still und hoffen, daß diese Konstellation noch lange so bleibt.

Über unser deutsches Steuersystem und die vielfältigen "Schlupflöcher" gibt es Literatur zur Genüge.
Nur helfen werden Ihnen diese Hinweise auf "Schlupflöcher" vermutlich nicht, weil Sie - ich unterstelle - als Normalverdienerin gar nicht erst in den Genuß von Steuerermäßigungen kommen und ihre Steuerschuld wohl eher nicht reduzieren können.
Interessant und aufschlußreich ist das Buch von Ulrike Herrmann "Hurra, wir dürfen zahlen" (Frankfurt am Main 2010).
Aber es gibt natürlich noch viele weitere Beschreibungen unserer deutschen Steuer(un)Gerechtigkeit.