Text: Achim Schaffrinna / Fotos: die Parteien

Wahlplakate im Check - Einmal nett lächeln, bitte!

Die Parteien investieren zu jedem Bundestagswahlkampf Millionen in die Wahlwerbung. Angesichts der bescheidenen Wahlplakate mag man das kaum glauben. Viele hätten so auch von 2013 sein können

Chiara Thies

Autoreninfo

Chiara Thies ist freie Journalistin und Vorsitzende bei next media makers.

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„Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen“, das wusste schon Loriot. Zum Anschauen bieten sich jetzt wieder reichlich Gelegenheiten: Sieben Wochen vor der Bundestagswahl mutieren die Straßen Deutschlands zu einem Plakat-Dschungel. Die Parteien liefern sich einen Wettkampf im Plakatieren und betreiben immer größeren Aufwand in Sachen Wahlwerbung. Die CDU lässt sich das 20 Millionen Euro kosten, die SPD sogar 24. Das macht nach aktuellen Hochrechnungen eine Million Euro für jeden Prozentanteil ihrer Wählerstimmen.

Wahlkampf mit Witz

Doch eigentlich ist die Massenplakatierung in Zeiten der Digitalisierung absurd. Wer sich aber die Social Media Aktivitäten der Parteien anschaut, den wundert nichts mehr. Anders als mit dem Zitat „Das Internet ist für uns alle Neuland“, ist der missglückte Hashtag #fedidwgugl der CDU nicht zu erklären. Zum besseren Verständnis: Der Hashtag ist die Abkürzung des Wahlkampfslogans „Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben“. Aus der Internetgemeinde gab es dafür zu Recht einen Shitstorm. Wahrscheinlich ist es auch besser, wenn Politikergesichter nicht als aggressive Pop-Up-Werbung weggeklickt werden müssen. Analog kann man die Wahlplakate ganz im Sinne Loriots noch auf die altmodische Art herunterreißen. Denn obwohl darauf Strafen stehen, scheint das ein Ritual mit zunehmendem Trend zu sein. Besonders für die AfD gilt: Umso höher die Wahlwerbung hängt, desto sicherer ist sie.

Dabei muss Vandalismus nicht zwingend Zerstörung bedeuten. Es gehört ebenso zum Straßenbild, dass die Wahlplakate von Unbekannten eigenmächtig verschönert werden. Das reicht von den wenig kreativen, aber Allzeit-Hits der Teufelshörner und dem Hitler-Bart über Beschimpfungen bis zu inhaltlichen Antworten auf die Slogans. Manch einer aus den Parteien reagiert mit Witz auf die Schmierereien an den eigenen Plakaten und schreibt munter Antworten daneben. 

Die Plakate im Vergleich

Wer soll überhaupt auf den Plakaten zu sehen sein? Spitzenkandidaten oder auch andere? Das hat jede Partei unterschiedlich beantwortet. Die Linke konnte sich nicht entscheiden. Letztlich hat sie sich für die Doppelspitzen von Partei- und Fraktionsvorsitz „entschieden“. Mehr oder weniger lächeln uns nun Sahra Wagenknecht, Dietmar Bartsch, Katja Kipping und Bernd Riexinger entgegen. Einige „Politikverdrossene“ lernen jetzt immerhin, dass die Linke aus mehr Personen als Frau Wagenknecht besteht.

Die FDP setzt ganz auf ihren Parteichef Christian Lindner. Der wurde in weißem Hemd und mit Sunny-Boy-Attitüde fotografiert. Das Ganze in schwarz-weiß und mit sehr viel Text auf dem Plakat. Ob tatsächlich jemand stehenbleibt, um das zu lesen, darf bezweifelt werden. Die Grünen nahmen das zum Anlass einen Hashtag eigens für die FDP zu kreieren: #Lindnersprueche. Jürgen Trittin twitterte zu dem Wahlplakat: „Freie Fahrt für Porsche Fahrer? Eigentlich wollte ich nie was anderes“. 

Die Grünen haben nur ihr Spitzenduo Cem Özdemir und Katrin Göring-Eckardt plakatiert. Auf der Webseite werden sie mit „Katrin&Cem“ aufgeführt. Das könnte man auch eingeritzt in die Rinde eines Baums im Park lesen. Dabei sieht man die Katrin und den Cem selten zusammen in den Talkshows auftreten. Ist die Sommerromanze etwa schon vorbei?

Auch SPD und CDU halten es klassisch und zeigen ihre Kanzlerkandidaten. Merkel hat ihre Deutschlandlandkette dieses Mal zuhause gelassen, aber sonst lächelt sie wie seit zwölf Jahren ihren potenziellen Wählern entgegen. Allerdings wurde auch der CDU-Slogan „Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben“ von den Grünen kreativ zu Ende gedacht: dafür braucht es mehr Klimaschutz.

Martin Schulz jedenfalls macht auf den Plakaten eine sehr viel bessere Figur als bei seinen Wahlkampfauftritten. Hier muss er allerdings auch keine Kieler Sprotten essen und so tun, als ob sie schmecken würden. Die verlorenen Landtagswahlen und das Chaos in Niedersachsen sieht man ihm jedenfalls nicht an. Kompetent lächelnd hört er seinem Gegenüber zu. 

Man sollte meinen, es wäre genug darüber diskutiert worden, ob man Fotos der eigenen Kinder ins Internet stellen darf. Aber nein. Da kommt Frauke Petry, lässt sich mit ihrem Sohn Ferdinand für die Wahlplakate der AfD ablichten und setzt der Diskussion die Krone auf. Das Schweinchen Babe Plakat der Partei spielt in einer ähnlichen Liga. Das kleine, niedliche Ferkel ist zusammen mit dem Slogan „Der Islam? Passt nicht zu unserer Küche“ zu sehen. Manch einer wird das wohl eher als Werbung für die Tierschutzpartei verstehen.

Die Werbung als Vorbild

Eigentlich sollen Plakat ja die Botschaften der Parteien vermitteln. Das soll mithilfe einer visuellen Sprache gelingen, die über reine Textaussagen hinausgeht. Einige Parteien scheitern an dieser Umsetzung jedoch krachend. Ein Vorbild kann die Werbung sein. Hier setzt man auf Emotion statt Wissen. Je näher die Werbeaussage der Plakate am eigenen emotionalen Bedürfnis liege, desto größer sei also die Chance, den Betrachter als Wähler zu gewinnen, sagt der Designer Achim Schaffrinna. Wie gut den einzelnen Parteien das gelungen ist, hat er analysiert und seine Einschätzungen in der Bildergalerie  zusammengefasst.

 

Achim Schaffrinna

Achim Schaffrinna hat in Hannover Kommunikationsdesign studiert. Danach hat er zehn Jahre lang in Agenturen gearbeitet und ist seit 2011 selbstständig. Seine Analysen finden Sie in Gänze auf seiner Webseite. 

 

 

 

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Thorsten Rosché | Do., 10. August 2017 - 11:27

Man scheinbar von anderen gelernt oder abgeguckt. Heute kam eine "Liebesmail" von Angela Merkel mit persönlicher Anrede und tollen Ansagen für die nächsten 4 Jahre PLUS. Vermutlich habe ich bei einer kritischen Zuschrift an die CDU, mal eine Einverständniserklärung abgegeben.

Bernd Eifländer | Do., 10. August 2017 - 11:38

Heute morgen Postfach voll, Absender A.Merkel@cdu.de . Die gleiche Wahlwerbung wurde 6 x verschickt, clevere Agentur wenn sie nach Mails bezahlt wird ;-) . Einer gewinnt halt immer !

Christa Maria Wallau | Do., 10. August 2017 - 11:40

Nein, Frau Merkel, ich kenne Sie nicht und habe auch nicht das Bedürfnis, Sie näher kennenzulernen!
Das einzige, was i c h "kenne", sind die katastrophalen Folgen Ihres politischen Handelns in 12 Jahren.
Ich werde Sie nicht wählen, was ich auch schon
2013 nicht getan habe.
Die Menschen, die Sie mit Ihren nichtssagenden
bzw. schönfärberischen Wahlplakaten ansprechen
können, sind in meinen Augen leicht zufrieden zu stellende, politisch unreife Leute - wie Kinder, die sich von "Mutti" gern alles kritische Denken abnehmen lassen.
Im Grunde sind alle Wahlplakate, die nur geschönte Gesichter und einen Slogan zeigen,
herausgeworfenes Geld und eine Verhöhnung der
Bürger, die man mit solchem Schwachsinn ködern will. Am sinnvollsten würde der Wahlkampf in der üblichen Form ganz abgeschafft. Stattdessen müßte es viel mehr öffentliche Foren geben, wo sich die Kandidaten z. B. bei Podiumsdiskussionen den konkreten, scharfen Fragen der Bürger stellten.

Ich versteh es nicht als Drohung. Ich versteh diesen banalen Spruch als letzte persönliche Aufforderung die CDU und damit Frau Merkel keinesfalls zu wählen denn: Ich lernte sie inzwischen kennen, ich kenne ihren nichtsagenden Politikstil, ich kenne ihr total wie umfassend, politisches Versagen im Jahr 2015 über volle sechs (6) Monate.

Ferdinand Kaps | Do., 10. August 2017 - 11:41

Eine interessante Erkenntnis erhielt ich jüngst aus einem Google-Talk von Derek Thompson. Und zwar hat man herausgefunden, dass Ratten mit dem gleichen Ton-Muster (A-A-B-A-B-C) bei Interesse gehalten werden, wie jeder Popsong aufgebaut ist (Vers-Vers-Hook-Vers-Hook-Bridge).
Interessanter als die Wahlplakate ist der Umfang, in dem die moderne Politik mittlerweile tonnenweise Wissenschaft einsetzt. Nicht nur gibt es strikte Pläne, wie die Strategie nicht zu verändern, wenn sie funktioniert und keine unnötigen Risiken einzugehen. Sondern auch sind Bildausschnitt, Hautton, Farbe der Kleidung und des Hintergrunds von den besten Experten festgelegt. Das was hier nach spontanen Gefühlen und menschlichem Charme ausschaut, ist in Wirklichkeit kalte Ökonomie.
Und die freundlichen Farben etwa der Grünen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie panische Angst davor haben, was demokratisch wirklich wichtig wäre: eine Opposition.

Ralf Altmeister | Do., 10. August 2017 - 12:08

Mich würde mal eine Analyse interessieren, welcher Wähleranteil sich durch Plakate in welche Richtung beeinflussen läßt, also eine Partei wegen ihres Plakates zu wählen oder gerade deswegen nicht. Gibt es solche Studien ? Das wäre doch als Ergänzung des Artikels sehr interessant.

... Marketingleute nebst Agenturen, Grafikdesigner, Psychologen, Druckereien, Papierlieferanten, Plakataufkleber u. - aufsteller ...

Wahlplakate erfreuen mich, wenn sie "künstlerisch" gut aufgearbeitet wurden - schmunzeln u. leicht nehmen. Bei Herrn Schneider von der SPD wurde die Brille glatt zur Sonnenbrille, sehr cool. ; )

Peter Wagner | Do., 10. August 2017 - 12:42

Wer seine Wahlentscheidung durch Wahlplakate beeinflussen lässt, der sollte am 24. September 17 lieber im Bett bleiben!

Dieter Petermann | Do., 10. August 2017 - 12:51

#fedidwgugl

Nein, es liegt nicht daran, dass ich alt und zynisch werde, die Verblödung dieses Landes schreitet wirklich mit bemerkenswerten Tempo voran.

Ferdinand Kaps | Do., 10. August 2017 - 14:02

Antwort auf von Dieter Petermann

Vielleicht hat man es sich ja von Trump abgekuckt, der aus Versehen das Wort "cofefe" twitterte und nicht nur mit seinem Rätsel punktete, was das Wort denn heißen oder welches gemeint gewesen sein könnte. Sondern auch war das Wort an sich witzig und charmant, was eine interessante psychologische Komponente und einen effizienten Werbewert hat.
Jetzt müsste man sich von Trump nur noch sein gesamtes Programm abkucken und die Sache hätte ein HappyEnd, oder?

Bettina Diehl | Do., 10. August 2017 - 18:41

Antwort auf von Dieter Petermann

das CDU Wahlprogramm in einfacher Sprache (einfach und sogar fehlerhaft) bestätigt Ihre Vermutung. Die Verblödung schreitet voran. Bereits vor 30 Jahren - ich war Mitte 20 habe ich gesagt, dass die Welt nicht mehr an Aids, Pest oder Krebs sondern an purer Dummheit zugrunde geht. Ich fürchte, ich hatte recht.

Christa Maria Wallau | Fr., 11. August 2017 - 17:43

Antwort auf von Bettina Diehl

Fehler kann jeder machen, aber er muß daraus lernen.

Dumme Menschen wollen gar nicht wirklich dazulernen. Sie glauben,
g e n u g zu wissen. Das ist so ziemlich der schlimmste Irrglauben.
Daran können ganze Gesellschaften, Kulturen und Staaten durchaus zugrunde gehen, liebe Frau Diehl. Da stimme ich mit Ihnen überein.

Die hochnäsige Verblödung in Deutschland macht jedenfalls schon mal täglich
große Fortschritte...

Ich stimme Ihnen ganz klar zu. Die entscheidende Frage aber ist: wer weiß denn schon, dass er "dumm" ist? Würde doch keiner von sich behaupten, oder? Dummheit im landläufigen Sinne geht einher mit der Tatsache, dass es schlichtweg fehlt an Bildung, am Interesse an der Gesellschaft im Allgemeinen, an Hintergrundwissen, an Mainstreamorientierung anstelle aktiver Medienerkundung, dass Obrigkeitsglaube immer noch an der Tagesordnung ist und dass die träge Masse sich es gerne bequem hat und sich treiben lässt. Und dieses "Treiben" findet aktuell im sog. "Wahlkampf" statt (was Quatsch ist, denn was soll das für ein "Kampf" sein?).

Michael Schnackers | Do., 10. August 2017 - 12:56

Oder: Wieso Thies anstatt Schaffrinnas?
Der Artikel von Achim Schaffrinnas ist wesentlich besser und informativer als der von Chiara Thies.
Der Artikel von Frau Thies ist auch tendenziös. Ausserdem is der ausgewählte Kommentar zu den Bildern, die Wahlplakate, unvollständig und unzulänglich. Alles in allem leider ein Fehlschuss.
Man hätte besser dran getan den Artikel von Herrn Schaffrinnas auch auf Cicero Online zu veröffentlichen.

Guten Tag Herr Schnackers, 

das steht Ihnen natürlich frei, das so zu beurteilen. Aber einen Wettbewerb zwischen Frau Thies und Herrn Schaffrinnas wollten wir nicht veranstalten, am wenigsten die jeweiligen Autoren. Gerade deswegen haben wir ja auf den Artikel von Herrn Schaffrinnas verlinkt, falls Leser wie Sie eine tiefergehende Bewertung des Designs der Plakate wünschen. 

Beste Grüße, CW (Online_Redaktion)

Michael Schnackers | Do., 10. August 2017 - 22:56

Antwort auf von Constantin Wissmann

Sehr geehrter Herr Wissmann,
Mir ging es auch nicht um einen Wettbewerb.
Nachdem ich den Artikel von Frau Thies gelesen habe, war ich - weil der artikel von ihr mir leider etwas enttäuscht hat - sehr neugierig nach den Artikel von Herrn Schaffrinnas. Wie gesagt, den Artikel von Herrn Schaffrinnas fand ich besser und informativer und ich habe mich dann gefragt wieso Cicero mit einem eigenen Artikel gekommen ist.
Ich lese Cicero online und als Magazin - letzten schon seit seiner Erstausgabe (in April 2004) - und das immer mit sehr viel Interesse und Vergnügen. Es gibt nur sehr selten einen Artikel der mir enttäuscht. Leider war das heute mit diesem Artikel der Fall. Normalerweise würde ich nicht reagiert haben, aber ich habe mir aufrichtig gefragt wieso/warum dieser Artikel geschrieben worden ist.
Trotzdem, ihr Magazin - sowohl auf Papier, als auch online - bleibt herausgehend und ich freue mich auf nächste Ausgaben.
Mit freundlichem Gruss, Michael Schnackers

Heidemarie Heim | Do., 10. August 2017 - 13:12

Und ob Diskussion betreffs Babyfotos hin oder her,geht besagte Krone hierbei eindeutig an die AfD.Denn was geht noch an Steigerung betreffs menschlicher Emotion als ein schöner Babybauch und eine Ablichtung einer "echten" Mutti mit Säugling? Da können alle anderen einpacken,
inkl.der Design-Bewerter,die solch Handwerk loben,die Intention dahinter verdammen und m.E.
zurecht den Erfolg solcher Plakate fürchten.Und es
braucht außerdem ein hartgesottenes Naturell solche Darstellungen zu verunzieren bzw.
herunterzureissen um darauf herumzutrampeln.
Die CDU könnte ja Oma,SPD Opa,die FDP den smarten Onkel Chris und alle anderen den Rest der
Meschpoke dazuhängen? So einem Familienportrait würde sogar ich eine vermehrte Aufmerksamkeit schenken:) Schönen Tag allen! MfG

Ob Frau Chiara Thies, als sie den Focus-Kommentar verlinkt hat, den tendenziösen Kommentar von dem "Journalisten" Frédéric Schwilden und die grosse Resonanz darunter überhaupt durchgelesen hat?!
Ergo: Focus hat offensichtlich auch viele, kluge Leser!

martin falter | Do., 10. August 2017 - 13:31

nein ich glaube eher nicht. Deutschland schläft denn es hat ja eh keine Probleme. Oder genau gesagt unser Parteienstaat kommt an seine Grenzen.

Christop Kuhlmann | Do., 10. August 2017 - 14:14

Dies ist die Frage dieses Wahlkampfes, der sämtliche Parteien geschickt ausweichen. Wenn Wahlwerbng auch nur den Hauch mit Information zu tun hätte, würde sie sich dazu äußern, Wir haben längst einen Wahlkampfboykott nahezu sämtlicher politischer Akteure. Wer ihn bricht, der wird bestraft. Siehe Schulz und Lindner. It's a dirty Job but someone got to do it. Aber bitte ohne den Wähler mit hässlichen Worten wie Krise, Konflikt und anderen, emotional negativ besetzten Begriffen zu konfrontieren. (auch so ein no go) Das Volk dämmert lieber seelig vor sich hin. Bei der Geburtenrate wird es auch so bleiben. Wir erleben mal wieder einen Wahlkampf für Rentner.

Daniel Sunnus | Do., 10. August 2017 - 14:19

Auf diese Weise hätten Wahlplakate noch einen Nutzen: Zur kreativen Auseinandersetzung des kleinen Mannes (der kleinen Frau) mit der großen Politik. Direkt auf der Straße.

Neulich fragte mich ein Plakat: "Wer hat Angst vor Gender?" Gerne hätte geantwortet (darunter geschrieben): "Der gesunde Menschenverstand" oder "Das Portemonnaie des Steuerzahlers". Habe mich leider nicht getraut.

Margrit Sterer | Do., 10. August 2017 - 14:53

Als die Wahl von Willy Brandt war, gab es so viel Zirkus noch nicht.
Wir junen Leute, lieben alle mit einem Sticker am T-Shirt oder unseren Jacken rum auf denen nur 2 Worte standen "Willy wählen"
Ich war damal junge Mutter und hatte so einen Stick auch an den Kinderwagen gemacht.
Viel mehr Wahlerbung brauchte es nicht

Dr. Florian Bode | Do., 10. August 2017 - 15:15

Wer eine medizinische "Fachzeitschrift" wie das Deutsche Ärzteblatt zur Hand nimmt, findet dort Werbung, die eine mittlere Intelligenz beleidigt und vermutlich an Unbewußtes andocken soll. Nun mag man ja nicht glauben, dass die Pharmaindustrie zu dämlich ist, zielgruppenangepasste Werbung zu schalten. Was folgt daraus im Allgemeinen und in der Wahlpropaganda im Besonderen? Jeder bekommt die Werbung, die er verdient. Insofern ist die Diskussion in einem "Intelligenzlerblatt" wie dem Cicero zu diesem Thema Art pour l'Art.

Svenja Gerwing | Do., 10. August 2017 - 15:35

Dieses Medium ist längst überholt, weil es schon immer völlig inhaltslos und nichtssagend war! Zigarettenwerbung an gleicher Stelle, würde wenigstens noch Geld für die Kommunen und die Allgemeinheit einbringen.

helmut armbruster | Do., 10. August 2017 - 16:00

dann muss Wahlwerbung so simpel wie nur möglich sein, weil sie sonst die einfach gestrickten Mitbürger nicht verstehen würden.
Und simple Gemüter gibt es millionenfach und damit auch Millionen an Wählerstimmen.
Die Politik weiß das und kocht ihre Aussagen entsprechend herunter, so dass jeder sie verdauen kann.
Denn was soll ein simples Gemüt anfangen mit einem Wahlplakat in akademischer Sprache und mit philosophischem Inhalt und logischer Beweisführung?
Nicht einmal BILD wäre in der Lage da zu helfen.
Also: Keep it easy and take it easy, oder ignorier es.

Ursula Schneider | Do., 10. August 2017 - 16:26

sonst hat sie eh keine Chance.

Vielleicht im Stil der flotten Sprüche von Jung von Matt für die Autovermietung Sixt vor Jahren. Man erinnert sich noch: "Lust auf eine neue Frisur" (Merkel im Fahrtwind), "Eine große Klappe gibt's bei uns billiger" (Steinbrück) oder "Unser Mitarbeiter des Monats" (Weselski - sorgte für Kundschaft). Bei der EZB war allerdings Schluss mit lustig: "Lieber Herr Draghi, bei diesen Summen fällt selbst uns nix mehr ein."

Aber man sollte nicht so schnell aufgeben. Ich bin überzeugt, da ließe sich noch so mancher Lacher finden, um dem dröge dahindümpelnden Wahlkampf samt all der unnützen Wahlplakate ein bisschen aufzumischen.
("Mit Hummer und Sichel" wär schon mal ein Anfang.)

Frank Bauer | Do., 10. August 2017 - 16:34

Ich frage mich schon lange, wer außer den Werbeagenturen und Druckereien von den Plakatwäldern profitiert? Diese nehme ich nur als visuelles Hintergrundgeräusch wahr, manche steigern nur noch den vorhandenen Widerwillen. Bei der CDU-Kampagne: "Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne wählen" fällt mir immer ein, daß sie für diejenigen gedacht sein muß, denen Merkel so gerne ein freundliches Gesicht zeigt. Das sind allerdings nicht die deutschen Bürger, pardon: die schon länger hier Lebenden.

Das wäre doch einmal eine echte und sinnvolle Alternative zur Plakateflut. Wenn die beiden "großen" Parteien den Löwenanteil ihres üppigen Werbebudgets für einen sinnvollen Zweck stiften würden.
Der Daueranblick der hochgepimpten Portraits veranlaßt sowieso niemanden, seine Stimme abzugeben. An Merkel werde ich mittlerweile ohnehin bei jedem Gang in die Innenstadt erinnert, beim Anblick all der Leute, die in ein Deutschland gekommen sind, wo sie gut und gerne leben.

heruntergekommene Schulen, notleidende Kinder, Rentner die Flaschen sammeln müssen...und und...
Immer mehr Verbrechen die als Einzelfälle deklariert werden..
aber so viel Geld auszugeben auf Kosten der Steuerzahler damit unfähige Politiker an ihrem Stuhl kleben bleiben können...
Mich würde kein Plakat beeindrucken und schon absolut nicht das von Frau Merkel, ganz im Gegenteil!

Brigitte Simon | Do., 10. August 2017 - 17:43

Liebe Frau Thies,
danke für Ihren famosen Artikel. Wir lachen immer noch.
Loriot fände diesen herrlich erfrischend. Und auch den "besten Erscheinungsplatz hierfür" wäre für ihn "Cicero!"
Allerdings beinhaltet Ihr Artikel ein großes Manko:
Zu den Vielen Geheimnissen im Bundeskanzleramt muß ein unerschöpfliches Reservoir gestaltungsfähiger Merkelbilder archiviert sein, für jeden Anlaß und Unlaß veränderbar, ähnlich einem Chamäleon. Oder gibt es außer einem Peter Altmaier auch noch "Leonardo da Vinci?!" Nur dieser besäße die "Hohe Kunst", über Jahrzehnte hinweg und noch länger, Frau Merkels Konterfei den Zahn der Zeit zu ziehen und jeweil, dem Anlaß angepaßt, zu aktualisieren?
Oder besitzt Frau Merkel einen unsterblichen Gesichts-
chirurg? Nennen Sie mir seine Telefonnummer, liebe Frau
Thies. Sollten Sie diese Fragen beantworten können, sind
Ihre Mankos passe´.
Einen herzlichen Gruß von mir, Brigitte Simon

ingrid Dietz | Fr., 11. August 2017 - 07:13

Wäre es nicht überlegenswert, für die Bundestagswahl so eine Art "Friedenswahl" wie bei den Sozialversicherungsträgern einzuführen ?

*lol*

Reiner Jornitz | Fr., 11. August 2017 - 07:44

Ein Kommentator hier hat geschrieben , das Gesichter , Mimiken und Farben zur Harmonie platziert sind auf Wahlplakaten. Sie sollen ein Wohlfühlgefühl vermitteln. Da wird die ganzen Möglichkeiten der Gedankenmanipulation angewendet, Man versucht soviel Sinne zu beeinflussen wie es geht! Schlimm ist aber finde ich, das die Wähler ihre kritische Einstellung und Überprüfung der Kandidaten verloren zu haben scheinen, anstatt die Politiker ihrer Leistungen und Interessenwahrnehmung gemessen werden. Da sieht das Ergebnis Verheerend aus bei den etablierten Parteien aus. Dem Wähler wird die freie Meinungsbildung genommen. Z.B Angela Merkel tritt auf ihrem Wahlplakat auf , wie die Unschuld vom Lande als könnte sie niemanden etwas antun. Ihr lächeln sagt aus, ich bin sowieso wieder die nächste Bundeskanzlerin. Da kann kommen wer will! Eine Verunglimpfung von Parteien finde ich widerlich. Ich war CDU Wähler seit 1991 selbständig , aber wie die CDU sich verändert hat ist eine reine Katastrophe

... lieber Herr Jornitz, sind die direkteste Ansage an die Urinstinkte im Menschen. Hier geht es um Gefühle wie Sicherheit, Vertrauen u. Geborgenheit. Das Ziel ist die Identifikation. Das ist der Gag.

Die CDU hat Frau Merkel als Alleinstellungsmerkmal mit "Sie kennen mich" seit 12 Jahren BK. So kreiert man eine Marke. Und mit einer "Marke" können sich die Menschen eher identifizieren als mit 100 Seiten Parteiprogramm, das wahrscheinlich sowieso die wenigsten lesen werden.

Ich wähle jedenfalls Protest!

Roswitha Schaffgans | Di., 15. August 2017 - 09:31

Antwort auf von Torsten Knecht

Dem stimme ich voll zu!!!!
Ich wähle auch Protest, abgesehen, dass deren Programm unser Land schützt und verteidigt

Rolf Pohl | Fr., 11. August 2017 - 11:50

... Wahlentscheidung angesichts Plakaten am Strassenrand oder sonstwo aufgehängt ableitet, kann z.B. mir nur noch leid tun.

Alle Wahlplakate sind lästig, störend, inhaltslos und daher überflüssig.

Brigitte Simon | Fr., 11. August 2017 - 12:42

Versklavung der schon immer hier lebenden (Deut-
sche)könnten befürchtete ich, wahrscheinlich zu Recht, das warme Lächeln Merkels an jeder
Straßenenecke, am Fußgängerweg, schon zu Herzen gehende Mimik verführen und ihr Kreuz ihr zu schenken. "Wir kennen Dich oder doch
nicht?" Das ist die Krux.
Kein Kreuz erhält sie von meinen ehrenamtlich, in Intervallen, besuchende Bewohner eines nicht
vorzeigebaren Altersheim auf keinem Fall. Denn
diese kennen Merkel. Wir sprechen viel über sie.
Ich bin eine schon süchtige Cicero-online-
Leserin wie auch der Kommentare. Sie sind für
mich teilweise "aufklärend", eben interessant.
Spannend ist für mich die Überlegung, wie viele
dieser Merkelkritiker sie doch "bekreuzigen" werden.
Mein Kreuz schenke ich der AfD. Mehr Protest
habe ich leider nicht. "Denn ich kenne Merkel!"

Bravo, Ihr Kommentar ist noch besser als der kommentierte Artikel. Leider haben Sie auch mit dem "Schlussakkord" recht. Auch mir bleibt in meiner Ohnmacht nur noch die AfD zu wählen. Erst hatte ich noch Hoffnung, die FDP könnte sich noch entwickeln und aus ihrem Fiasko Lehren ziehen, aber auch diese habe ich inzwischen begraben müssen. Leider zeigt sich durch das Fernbleiben der AfD in der Öffentlichkeit schon eine erste Wirkung. Das Gedächtnis der deutschen Wähler ist doch sehr kurz.

Angela Seegers | Fr., 11. August 2017 - 14:20

Eine Nachkriegspartei (CDU), die immer wieder alte Reflexe bedient, auch noch im 21. Jahrhundert. Deswegen engagiert sich auch kein junges Volk in diese Partei, denn sie kommen nicht hoch. Schade. Die alten könnten so viel von motivierten jungen lernen. Ich meine aber nicht das Maschinengewehr Angela Merkels, den schielenden Tauber.

Torsten Knecht | Fr., 11. August 2017 - 16:06

Antwort auf von Angela Seegers

In der Praxis ist es eher umgekehrt, liebe Frau Seegers, da lernen die Jungen von den Alten, wie man es schafft zum Establishment dazu zu gehören. Ich denke da mal ganz naheliegend an die 68er Generation.

Reimund Großhäuser | Do., 17. August 2017 - 20:43

Ach, wie selbstherrlich und selbstgerecht! Wessen Geld ist es denn, das unsere Politbarone (die -Innen nicht zu vergessen) so verantwortungsvoll ausgeben? Sich per Gesetz im Selbstbedienungsladen austoben, Rauswerfen was geht, wofür? Um dem dummen Wähler mal wieder für 4 Jahre die Stimme abzunehmen - sehr richtig, dann ist sie nämlich weg und wir schauen 4 Jahre blöde aus der Wäsche: keine Einbindung des Souveräns mehr, keinerlei Chance, mit zu reden, geschweige denn mit zu bestimmen oder gar den Einen / die Eine wegen Unfähigkeit zu entfernen. Für mich ist das schlichtweg Verschwendung von Steuergeldern und Betrug am Volk.