Ein Mann fährt im Rollstuhl über den Gang eines AWO-Seniorenzentrums
Weit und breit kein Pfleger – oft trauriger Alltag in deutschen Pflegeheimen / picture alliance

Pflege - „Gute Fachkräfte werden nur als Kostenfaktor gesehen“

Dass Pflegekräfte am Limit arbeiten und darunter ihre Arbeit leidet, ist kein neues Thema. Dennoch verlaufen viele Initiativen, die das ändern wollen, im Sande. Warum das so ist, erklärt der Gesundheits- und Krankenpfleger Stefan Heyde und fordert ein Umdenken bei der Politik

Autoreninfo

Hannah Fuchs studiert Philosophie an der Universität Wien. 

So erreichen Sie Hannah Fuchs:

Herr Heyde, Sie sind Pfleger und haben die Aktion „Pflege in Not“ gegründet. Weshalb?
Die Aktion „Pflege in Not“ hat sich damals aus einer Petition entwickelt. Durch diese habe ich zahlreiche anonyme Zuschriften erhalten, die geholfen haben, das Thema Pflegenotstand in der Öffentlichkeit zu halten. Die Petition ist mit rund 3.500 Unterschriften beendet worden und wurde weitergeleitet. Kurz vor der Wahl macht die Petition aber keinen Sinn, die Regierung wird im Bereich Pflege bis zur Wahl nichts mehr ändern. Jetzt wurde die Petition bei OpenPetition neu eröffnet, läuft jetzt bis April 2018 und ist damit unabhängig von der Bundestagswahl.

Spielt die Bundestagswahl für die Aktion dennoch eine Rolle?
Für die Bundestagswahl speziell haben wir die Kampagne „Ich bin der Pflegenotstand“ ins Leben gerufen. Dafür sind verschiedene Aktionen wie Infostände und Social-Media-Aktionen geplant. Wir haben außerdem einen offenen Brief an die Verantwortlichen für Gesundheitspolitik der verschiedenen Parteien geschrieben. Am 9. September findet in Mainz eine Demonstration statt. Kurz vor der Wahl soll hier noch einmal ein starkes Statement abgegeben werden.

Stefan Heyde
Der Initiator der Aktion „Pflege in Not“,
Stefan Heyde / Foto: privat

Was ist Ihr Ziel?
Das ist einfach: dass die Leute in den Pflegeberufen wieder das machen können, was sie in der Ausbildung lernen. Dass man wieder mehr Zeit für die Patienten und Bewohner hat. Den Pflegekräften geht es noch nicht einmal um das Geld. Es geht schlicht darum, mehr Personal zu haben, um besser pflegen zu können und den Berufsethos und die Würde der Patienten hochhalten zu können.

Was läuft denn schief?
In der Krankenpflege hat man laut schulischer Ausbildung für einen Bewohner zwei Stunden Zeit ihn zu versorgen. In der Praxis gibt es zwei Arten des Waschens. Einmal, wenn andere Leute anwesend sind und einmal, wenn keiner zusieht. Dann beschränkt sich die Pflege auf das Notwendigste, weil man den Schlüssel von zwei Stunden pro Patient bei einer 40-Betten-Station nicht einhalten kann. Hinzu kommen Medikamentenausgaben, OP-Vorbereitungen, Untersuchungstermine, Entlassungen und Neuaufnahmen. Im Altersheim wird für einen Schwerst-Pflegepatient rund eine Stunde einberechnet. In Wirklichkeit huscht eine statt zwei Pflegekräften hinein, weil es schlicht zu viele Bewohner gibt. Die Person bekommt nur eine „Katzenwäsche“, was lediglich ein Aufwand von 20 Minuten ist – anstatt der vorgesehenen Stunde. 

Wie häufig fehlt es an Pflegepersonal? 
Ich erhielt zum Beispiel die Zuschrift einer Fachkraft, die am morgen für 40 Bewohner zuständig war. Der Helfer war im Krankenstand, also mussten eine Fachkraft von der Station oder Helfer von anderen Wohnbereichen aushelfen.

Was hat das für Konsequenzen?
Die besagte Fachkraft hat letztlich bei fünf Bewohnern Medikamente vertauscht. Das hat dazu geführt, dass ein Patient Blutdrucktabletten bekommen hat, obwohl er schon einen zu niedrigen Blutdruck hatte. Dieser musste dann auch sofort ins Krankenhaus eingeliefert werden. Ich habe in einem Altersheim erlebt, dass ein ungelernter Pflegehelfer nachts Demenzkranke in der Toilette eingesperrt hat, weil er so überfordert war. Oder, dass ungelernte Helfer nachts versucht haben, demenzkranke Bewohner mit Fixierungen – die nicht angeordnet waren und wofür man eine richterlichen Beschluss braucht – zu kontrollieren. Die Fachkraft ist im Grunde nur dafür da, die Demenzkranken die ganze Nacht über einzusammeln. Eine Medikamentengabe oder eine Versorgung sind nicht zu schaffen.

Wie reagieren Angehörige auf die Missstände?
Die Angehörigen sehen, dass die Pflegekräfte am Limit sind und wie schlecht ihre Angehörigen versorgt werden. Viele versuchen, auf die Pflegekräfte Druck aufzubauen. Die Angehörigen sind aber die Leidtragenden, weil sie die Körperpflege bei den Angehörigen schließlich selber machen müssen. Teilweise bringen sie auch Essen mit, weil Demenzkranke bei den Mahlzeiten vergessen werden.

Im Pflegebereich gibt viele ausländische Fachkräfte und Leiharbeiter. Wieso?
Ich kenne kein Heim, dass nicht ohne Leiharbeiter und ausländische Fachkräfte auskommt. Diese sind günstiger und werden teils nur für die Nacht eingesetzt. Das wird gemacht, weil man dafür weniger Struktur aufbauen muss. Die Leute machen ihre Dienste für vier, fünf Tage, und gehen dann wieder weg. Die Zustände, die in diesem Heim herrschen, interessieren sie nicht.

Was bedeutet das für die Betroffenen?
Die Sprachbarrieren sind für die Bewohner eine Katastrophe, weil sie sich nicht mit dem Personal verständigen können. Für die ausländischen Pflegekräfte ist es ebenso eine Katastrophe, weil sie nicht wissen, was die Bewohner wollen. Und für Ärzte und die Dokumentation ist es sowieso eine Katastrophe, weil nie etwas festgehalten wird. Die Leiharbeiter wissen nicht, wie sie sich ausdrücken sollen.

Wie sieht die Situation der ausländischen Leiharbeiter aus?
Ich habe eine Zuschrift von einer Bosnierin erhalten, die feststellen musste, dass sie zwei Jahre lang keine Zuschläge bekam, obwohl sie Vollzeit gearbeitet hatte. Darüber hinaus galt die Zeit in der Sprachschule, die sie für die Anerkennung brauchte, nicht als Arbeitszeit. Das hat sich am Ende des Monats mit minus 50 Stunden bemerkbar gemacht, die sie vom Urlaub oder vom Gehalt abgeben musste.

Warum tut niemand etwas gegen die Missstände?
Wirklich gute Fachkräfte werden nur als Kostenfaktor angesehen und nicht als Leistungsfaktor. Solange von der Politik die Wertschätzung nicht kommt, dass die Pflege ein anerkannter Beruf ist, in der man eine dementsprechend gute Qualität braucht, wird sich nicht sehr viel ändern.

Wie konnte es so weit kommen?
Die Problematik mit der Organisation der Pflege gab es schon Anfang bis Mitte der neunziger Jahre, als sich eine Gewerkschaft für die Pflegeberufe gebildet hatte. Die hat sich aber Ende der Neunziger aufgelöst, weil es zu wenig Mitglieder gab. Die Pflegekräfte selbst sehen diesen Beruf immer noch als Berufung an. Natürlich gehört ein gewisser Altruismus dazu, aber man muss auch Grenzen setzen.

Und warum gründen die Pflegekräfte keine Gewerkschaft?
Weil es dem Pflegepersonal damals wie heute am Engagement fehlt, etwas zu verändern. Die Pflegeberufe sind immer noch ein Frauenberuf. Das heißt, die Angst vor Jobverlust, Repressalien durch den Arbeitgeber und damit Einschränkungen im Privatleben ist größer. Meist arbeiten die Leute auch schlicht bis zum Umfallen und haben keine Energie mehr für Aufstände.

Wie sollte die Politik reagieren?
Wir brauchen einen gesetzlich festgelegten Personalschlüssel für die Mindestbesetzung je nach Art der Station. Es muss eine gewisse Qualität aufrechterhalten bleiben. Dazu braucht es auch eine bestimmte Anzahl an Fachkräften. An zweiter Stelle müsste man die Arbeitsbedingungen verbessern. Es bringt nichts, die Pflege immer mehr zu spezialisieren und sie immer weiter vom Bett zu entfernen. Die Struktur könnte auch durch flexiblere Arbeitsmodelle verbessert werden, damit Freizeit und Beruf besser vereinbart werden können.

Wo soll das Geld dafür herkommen?
Es gibt einige Möglichkeiten. Die Erste wäre die Einführung einer Bürgerversicherung. In der Pflegeversicherung werden bei gleichbleibendem Beitragssatz rund zwölf Milliarden Euro pro Jahr mehr eingenommen. Diese Mittel können für sofortige und deutliche Leistungsverbesserungen für die Menschen mit Pflegebedarf, zur besseren Bezahlung der Beschäftigten und zur Aufwertung der Pflegeberufe verwendet werden. Das schafft finanzielle Sicherheit und Spielraum für eine grundlegende Pflegereform. 

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Roland Düker | Fr., 23. Juni 2017 - 15:40

Während manches im Gesundheitssystem sicherlich kontrollierte und verwaltet werden muss, so ist Fachkräftemangel doch kein Wunder, wenn sich in dieser Branche 25% aller "Fachkräfte" der Bürokratie widmen.

Spontan fielen mir einige Bereiche ein, in denen man sparen und somit umverteilen könnte:

Das Budget der Staatsmedien ist 9 Mia. Hier einfach auf 4 Mia. kürzen, Fußball und Spielfilme weglassen, schon stünden 5 Mia. zur Verfügung.

Weiterhin könnte man mehr im Schulwesen privatisieren und zumindest Privatschulen von teurer staatlicher Kontrolle befreien. Mein Abitur war größtenteils Zeitverschwendung.

Auch kann man Flüchtlingshilfe privatisieren und 40 Mia. sparen.

Weiterhin könnte man 8,5 Mia. der ohnehin korrumpierenden Entwicklunshilfe sparen.

Die staatlichen Kulturausgaben liegen bei 10 Mia. und eigentlich sollte jeder selbst entscheiden, ob er zum Waschen oder ins Theater geht.

Wären 60 Mia. vorerst genug?

... denn umverteilen von A nach B löst nicht das Problem, es verschieben sich höchstens die Maßstäbe.

Altenheim-Ketten haben z.T. eine jährl. Wachstumsrate bis 20 Prozent (durch Neubau, Auslastung, Personal, Übernahme etc.). Wo soviel Geld zu verdienen ist, da sollte der Markt in Ordnung sein. Herr Hyde schildert sein Anliegen auf wessen Kosten das geht. Das Problem liegt m. E. in der Profitgier der Betreiber.

Unser Gesundheitswesen setzt die falschen Anreize. Ärzte werden nicht für Zweckoptimierung bezahlt sondern werden dafür "belohnt", wenn sie komplex behandeln bzw. operieren. Das ist ok, wenn sie nicht auch dann so handeln würden, wenn keine medizinische Indikation vorliegt. Nirgendwo in Europa werden so viele Menschen wie in D. operiert. Nicht weil die M. hier kränker sind, sondern weil sich damit Geld verdienen lässt. Die DRG bzw. Gebührenordnung der Ärzte macht das möglich.

Gesunde Beitragszahler - freut die Krankenkassen - sind für ein Arzt keine Einnahmequelle.

Roland Düker | Fr., 23. Juni 2017 - 17:43

Antwort auf von Torsten Knecht

Gerade weil so viel Bürokratie besteht, kann sich das große Geld überall festsetzen. Wenn wirklich so viele OP's unnötig sind, dann würde jede Versicherung durch geringe Gebühren den Markt übernehmen, welche diese OP's nicht bezahlt. Übrigens machen derzeit dann anscheinend die 25% ausschließlich in Kontrolle und Verwaltung Beschäftigten in dieser Branche überhaupt nicht ihren Job!

Für die "Profitgier" der Betreiber von Pflegeheimen gilt dasselbe. Vielleicht ist jeder einzelne Betreiber gierig. Aber der Wettbewerb zwischen ihnen würde dafür sorgen, dass sich jeder von ihnen immer noch bestmöglich gegenüber seinen Kunden verhalten muss. Wann haben Sie sich zuletzt bei Ihrem Versicherungsangestellten für irgendwas bedankt?

Was glauben Sie ist einem Pflegebedürftigem lieber:
zwei Pflegekräfte ODER eine Pflegekraft und einen "kontrollierenden" Bürokrat?

Torsten Knecht | Fr., 23. Juni 2017 - 22:59

Antwort auf von Roland Düker

Der Knackpunkt ist, dass Pflege/unnötige OPs Mittel zum Zweck sind, Gewinne zu generieren.

Nicht der für den Patienten optimalste Behandlungsweg steht primär im Vordergrund o. die individuell abgestimmte Pflege steht im Mittelpunkt. Der Kkz-kampf zwischen den Betreibern findet auf der betriebswirts. Ebene statt. Und da gibt es Ausgaben. u. Einnahmen. Wer viel operiert kriegt viel rein. Zwischen KKH u. den KK kommt es zu Verträgen. Berücksichtigt werden hierbei u.a. die Fallzahlen, hohe FZ = mehr Geld.

Wettbewerb i.S. von Werbung unterliegt rechtl. Beschränkungen im Gesundheitswesen. Vgl. Werbung ist z. B. verboten. Gut so, denn Gesundheit ist nicht verhandelbar.

Vers-makler entscheiden nicht über die Notwendigkeit einer OP. Gerade das ist ja die Macht der Halbgötter in Weiß. Die Definitionshoheit liegt beim Arzt u. der Patient weiss es meistens nicht besser - Zwickmühle wenn es nicht gerade um Leben u. Tod geht.

Michaela Diederichs | Fr., 23. Juni 2017 - 20:53

Antwort auf von Torsten Knecht

Es geht aus meiner Sicht wohl weniger um Ärzte als um das pflegende Personal. Daran mangelt es. "Studien in Nordrhein-Westfalen hätten ergeben, dass nach der Ausbildung nur 83 Prozent der Absolventen den Pflegeberuf ergriffen haben. Als Grund hätten die jungen Leute oft "zu schlechte Arbeitsbedingungen" genannt. Viele hätten auch erklärt: "Das, was ich in der Ausbildung gelernt habe, kann ich im Pflegealltag gar nicht umsetzen." Übrigens: auch viele Ärzte wandern wegen der überbordenden Bürokratie aus.

http://www.abendblatt.de/politik/deutschland/article110834665/Deutsche-…

Michaela Diederichs | Sa., 24. Juni 2017 - 14:56

Antwort auf von Torsten Knecht

https://www.ausbildung.de/berufe/altenpfleger/gehalt/
Pflege kostet. Den med. Aspekt kann man hier, glaube ich, außen vorlassen. Die Geduld - insbesondere mit Menschen die an Demenz erkrankt sind - verlangt den Pflegenden viel ab. Streng durchgetaktete Pflegeleistung (3 Minuten Zähne putzen z. B.) machen den Arbeitsalltag m. E. vielfach zu einer Zumutung. Weniger Bürokratie, mehr Menschlichkeit und Zeit - dann hätten vielleicht auch wieder junge Leute Lust auf den Beruf.

Die Gründe der Berufsflucht der Pflegeberufe liegen
▪ in der immer weiter zunehmenden Arbeitsverdichtung bei zu
geringer Personaldecke mit hoher psychischer, körperlicher und
seelischer Belastung,
▪ in der fortschreitenden Zersplitterung (Taylorisierung) der Arbeitsabläufe,
die einem ganzheitlichen Pflegeverständnis widersprechen
▪ in der vergleichsweise schlechten Bezahlung der Pflegekräfte und
▪ in den nicht ausreichend finanzierten, unzureichenden Entwicklungs-
und Reflexionsmöglichkeiten im Rahmen der indirekten
Pflege.
Lösungsansätze sind unter Work-Life-Balance zu finden auf den Seiten von:
http://www.pflege-am-boden.de/Forderungen/10%20Forderungen%20Brosch%C3%…

Torsten Knecht | Mo., 26. Juni 2017 - 22:04

Antwort auf von Michaela Diederichs

Liebe Frau Diederichs, vielen Dank für den Link. Mein Zivildienst habe ich vor knapp 20 Jahren in einem Altenheim der Caritas als Altenpfleger verrichtet u. "durfte" alles machen, außer Spritzen injizieren. Damals gab es die gleichen Probleme wie heute.

Auch damals wurde am Personal gespart - die Gewinnschraube. Ein Leiter zweier Altenheime versicherte mir, das sie 20% wachsen pro Jahr (weil es profitabel ist).

Das Grundproblem ist m. E. kein Organisationsproblem o. die fehlende "Pflegekammer" sondern der Anreiz mit Pflege (o. unnötigen OPs) Geld zu verdienen. Und zwar nicht zu wenig. Die Ethik tritt hier hinter die Profitgier.

Das Altenheim, wo ich war, hat mittlerweile 9 von 10 Pflegekräften mit Ausländern beschäftigt. Heute Osteuropäer u. morgen Afrikaner o. aus dem Nahen Osten. Die Löhne werden niedrig bleiben aufgrund der "Freizügigkeit"u. der "Leiharbeit". Es gibt viele Menschen die hier für wenig Geld arbeiten aber im Vgl. zu ihrer Heimat mit viel Geld zurückkommen.

Roland Düker | Di., 27. Juni 2017 - 14:15

Antwort auf von Michaela Diederichs

In der von Ihnen genannten Broschüre wird u.a. ein Mindestlohn gefordert.
Dies ist äußerst töricht, denn damit wird lediglich die Anzahl der Arbeitenden begrenzt. Wer so wenige Ahnung von Wirtschaft hat, sollte weder Forderungen aufstellen, noch diese verbreiten.

"Das Budget der Staatsmedien ist 9 Mia. Hier einfach auf 4 Mia. kürzen, Fußball und Spielfilme weglassen, schon stünden 5 Mia. zur Verfügung. "
Ich darf hinzufügen: Die ÖR herunterbrechen auf den Staatsauftrag als "reine Nachrichtensender" in konkurrierenden Sendeanstalten. Wahrscheinlich noch mehr gespart!!

Torsten Knecht | Fr., 23. Juni 2017 - 16:09

Lösung: Leiharbeit. Wie überall die Zwei-Klassengesellschaft der Arbeitnehmer. Und finden sich keine dt. AN mehr für den Lohn u. den Arbeitsbedingungen dann eben aus Osteuropa o. demnächst aus Afrika o. dem Nahen Osten.

Ich frage mich nur, wer dann deren Kosten begleicht, wenn sie gepflegt werden? Denn sie werden ja später kaum etwas raus bekommen um sich einen Platz in der Senioren-Residenz mit Blick auf den Golfplatz am See leisten zu können.

Gerdi Franke | Fr., 23. Juni 2017 - 16:11

Das betrifft doch nicht nur das Gesundheitssystem, das gilt für die gesamte Wirtschaft. Gut ausgebildete Fachkräfte sind älter und verdienen deshalb mehr. Also werden sie durch billige Berufsanfänger ersetzt!

Roland Düker | Fr., 23. Juni 2017 - 17:48

Antwort auf von Gerdi Franke

Dann würde es ja überhaupt keine "ausgebildeten Fachkräfte" geben.

Nehmen Sie Google. Die führen den Markt an, weil sie ihr Unternehmen in den teuersten Städten der Welt lokalisiert haben und es mit den besten Studienabgängern anreichern. Google's Manager müssen Millionen verdienen, um ihre Studiengebühren und ihren Wohnsitz zu bezahlen.

Wären Fachkräfte überbewertet, dann würden sie irgendein indisches Suchmaschinenunternehmen nutzen, welches aus einem Slum heraus operiert.

Roland Dürer, ich weiß nicht was Sie arbeiten aber Ihr Kommentar ist falsch. Die Fachkräfte sind aufs Minimum reduziert,der Rest Hilfskräfte.Ihr Vergleich mit Google absoluter Unsinn.

Frau Franke, Herr Knecht und ich, wir wissen nun, dass wir völligen Schwachsinn schreiben. Eine Ausbildung zum Mediziner nach US-Vorbild würde uns komplett in die medizinische Bredouille bringen. Auch für junge Mediziner in D ist es immer noch ein vergleichsweise teurer Studiengang, ganz abgesehen von der Länge! Pflege ist nach meiner Kenntnis seit sehr sehr langer Zeit und irgendwie in allen Ethnien - egal ob daheim oder im Heim - weiblich und vielleicht daher sehr unterbezahlt. Und Physiotheratpeuten, die weniger verdienen als Ärzte haben es auch nicht leicht:
Kosten | Physiotherapie
Schulgeld: 225 Euro pro Monat
Anmeldegebühr: 100 Euro einmalig
Kosten für Lernmittel: 7,50 Euro pro Monat
Prüfungsgebühr: 375 Euro einmalig

https://www.aerzteblatt.de/archiv/124357/Medizinstudium-in-den-USA-Bis-…

Michaela Diederichs | Fr., 23. Juni 2017 - 21:59

Antwort auf von Gerdi Franke

Nachdem Herr Düker uns völligen Schwachsinn bescheinigt hat: In den Pflegeberufen gibt es kaum Nachwuchs bzw. Arbeitskräfte. Das ist wie mit der Feldarbeit. Ohne polnische, rumänische Arbeitskräfte bekommen wir unseren Ernten nicht mehr rein - jedenfalls nicht für das Geld, das diese bekommen. Pflege ist körperliche Schwerstarbeit bei schlechter Bezahlung. Das hat nichts mit dem Alter zu tun. Die männlichen Zivis haben viele Jahre hier unterstützend und angesichts der Aufgaben beinahe ehrenamtlich mitgeholfen, dass sich die Probleme zumindest nicht verschärfen. Wehr- und Ersatzdienst sind weg. Jetzt ist das Problem da. Die SPD hat in diesem Zusammenhang übrigens keine gute Figur gemacht. La bella figura ist nicht SPD-Sache.
http://www.focus.de/politik/weitere-meldungen/bundeswehr-reform-cdu-min…

Heidemarie Heim | Fr., 23. Juni 2017 - 16:46

"Und was läuft denn schief?" und weitere Überschriften zum Thema lösen bei mir sofort die
berühmten "Reizhirnsymptome" aus!! Warum?Weil
oben im Beitrag auch nur an der Realität gekratzt wird, bzw. wahrscheinlich in eine zumutbare Pressefassung gebracht wurde.Ich arbeitete in beiden "Institutionen", in staatlichen wie privaten,
kann hier aber aus Rücksicht auf die Administration des CICERO sowie aufgrund meiner
Schweigepflicht,die ein Grundprinzip aller Gesundheitsberufe sind!,nicht wie erforderlich wäre,in die Tiefe gehen.Nur soviel:Wenn man weiß
was einem im Fall der eigenen Hilflosigkeit bevorsteht in unserem hochgelobten Gesundheitssystem,der wird wie ich,nur zu Teilen gläubig, darum beten ,das dieser Kelch an ihm vorüber geht. Was die dafür verantwortliche Politik betrifft,würde ich die relevanten Entscheidungsträger zu einem jeweils 1/2jährigen
Praktikum zwingen um sie für die Aufgabe zu qualifizieren! Die Zeilen gehen mir mal wieder aus.
Vielleicht besser so..Nice weekend!

"Dass dieser Kelch an ihm vorüber geht", wünschen sich wohl die meisten Menschen, egal ob gläubig oder nicht. Erstaunlich finde ich, dass Menschen nicht alt werden wollen. Da wird fieberhaft daran gearbeitet, "fit bis ins hohe Alter" und möglichst jung zu bleiben. Einfach entspannt und gelassen alt werden, geht nicht mehr. Alt werden ist nicht schön, aber was ist die Alternative? Zukünftige Mediziner werden doch schon seit 2003? zu einem 3monatigen Praktikum vor dem Physikum gezwungen. Das ist auch vernünftig. Wer selber pflegt, bekommt Respekt und Achtung dem Pflegepersonal gegenüber. Der Beruf des Arztes ist für mich auch immer mit großer Demut verbunden. Arrogante Pflegende habe ich noch nie erlebt. Arrogante Ärzte eigentlich auch nicht - ausser Herrn Lauterbach. Der ist mir grausig.

Ja,geehrte Frau Diederichs,ich glaube Zsa Zsa Gabor zitierte es mit der launigen
Aussage:" Alt werden ist nichts für Feiglinge!" Und sie hat tapfer und dank der
kosmetischen Chirurgie verjüngt doch ein schönes Alter erreicht;)Was die Demut wie Sie sie beschreiben bei Medizinern wie Pflegeberuflern betrifft,so wird diese ganz schnell und gezwungenermaßen aus dem Berufsalltag getilgt.Ich persönlich, hörte mit dem Pflegen auf als meine Demut der erschöpften Aggression wich,die ich nie und nimmer gegenüber den mir Anvertrauten auslassen wollte.Übrigens ein weiteres
schwarzes Kapitel in der Pflege.Der von Ihnen geschätzte Prof.Dr.Lauterbach:)hat
in einem von mir gesehenen TV-Beitrag mal ein "sehr kurzes" Praxisexperiment als
Pflegebegleitung absolviert.Mit Inkontinenzartikeln samt Inhalt hat er sich aber meines Wissens nach nicht beschäftigt.Höchstens mit der Verschreibung von Dulco
zur Ergebnisverbesserung!Gute Zeit wünsche ich Ihnen,dem Forum&den Admins

Es ist sehr schade, wenn Menschen sich aus der Pflege verabschieden, weil die Arbeitsbedingungen nicht stimmen. Pflegeberufe sollten deutlich aufgewertet werden. Nicht allein nur finanziell. Auch ein früheres Renteneintrittsalter, längere Pausen oder kürze Arbeitszeiten könnten aus m. S. viel helfen. Und ein Appell an jeden Menschen mittleren Alters: Vorsorgevollmacht, Testament rechtzeitig machen - wenn man noch gut beieinander ist, Altenheim aussuchen und sich anmelden (Nein sagen kann man doch jederzeit und auf der Warteliste bleiben) und es nicht Angehörigen überlassen. Selbstbestimmt alt zu werden, sollte ganz oben auf der Agenda stehen. Und für viele Berufe, würde ich meinen, sollte es erst einmal 3-Monats-Praktika geben - vor Studien-/Ausbildungsbeginn.

Michaela Diederichs | Di., 27. Juni 2017 - 21:07

Antwort auf von Michaela Diederichs

Patientenverfügung habe ich noch vergessen. Und Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung - so noch bei Bewusstsein - mit ins Krankenhaus nehmen. Ärzte und Pflegende sind m. E. froh, wenn Patienten ihnen Rechtssicherheit geben. Es kann immer etwas schief gehen, weil jeder Mensch einzigartig ist.

Michaela Diederichs | Fr., 23. Juni 2017 - 16:52

Der Wegfall der Wehrpflicht hat m. E. auch dazu beigetragen, dass gering bezahlte (Zivis) Hilfskräfte fehlen, die die Spezialisten entlasten. Die Medizin-Unis fangen das nur zu einem geringen Teil auf. Ein dreimonatiges i. d. R. unbezahltes Pflegepraktikum ist Pflicht, um zum Physikum zugelassen zu werden. Manche Unis verlangen sogar ein BFJ - was tatsächlich helfen könnte - , aber den Mangel an Pflegekräften kann man so dauerhaft nicht beheben. Bessere Bezahlung der Pflegenden, Abbau des irren Papierkrams könnte sicherlich die Berufe attraktiver machen.

Um jemanden zu Waschen, Pillen zu verabreichen und dabei freundlich zu sein, braucht es weder einen Zivildienst noch einen Medizinstudenten. Man braucht smarte Bürokratie und einen relativ freien Markt. Aber derzeit gehen viel zu viele Ressourcen in Verwaltung. Außerdem wird die Wirtschaft insgesamt durch zu hohe Steuern belastet, was die Kosten aller Güter und Dienstleistungen erhöht, was sich dann auch auf die Pflegebranche auswirkt.

http://www.n-tv.de/politik/Was-wird-aus-dem-Zivildienst-article1486321…

Medizinstudenten im BFJ können den Pflegenotstand nicht gravierend ändern, es ist schon mal ein "Tropfen auf den heißen Stein". Zivildienst, das belegen die Zahlen, war quasi unverzichtbar und hat auch den einen oder anderen jungen Menschen für den Pflegeberuf begeistern können. Mit Wegfall des Zivildienstes wurden die Mängel im Bereich der Pflege zu einem ernsthaften Problem, das bisher nicht kompensiert werden konnte.

warum ich keinen Zivildienst machen musste, als ich mich habe ausmustern lassen. Aber bei der unpatriotischen, praxis- und lebensfernen Schulzeit muss man sich über nichts wundern. Keine Angst. Das wird sich bald ändern (müssen).
Aber gegen den Markt kommt gottseidank sowieso nichts an. Wenn es Bedarf für Pflege gibt, dann gibt es auch finanziellen Anreiz. Und wenn die Bürokratie dem nicht zu sehr im Weg steht, dann wird es auch genügend Fachkräfte geben.
Von mir aus können wir den Zivildienst auch wieder einführen. Das ist fast egal. Wichtiger ist, den Pflegebedürftigen nicht durch Überbürokratisierung nicht zu viele Chancen zu nehmen.

Ein verpflichtendes soziales Jahr für alle Schulabgänger würde ich befürworten. Die jungen Menschen können so in viele soziale Berufe schnuppern, ob Altenheim, Krankenhaus, Obdachlosenhilfe, "Tafel", Behindertenwerkstätte, Kindergarten etc. - sie bekommen einen neuen Blick auf die Gesellschaft. Jeder von uns kann von einem Tag zum anderen behindert, arm, obdachlos, bedürftig oder mit Kindern gesegnet sein. Alt werden wir sowieso. Wie gehen wir alle damit um? Neue Zivis braucht das Land. Finden Sie und ich hier eine Basis?

... war dem Arbeitsmarkt für Pflegeberufe vorgelagert u. hatte die Funktion (billige) Arbeitskräfte bereit zu stellen. Ein Freiwilliges soziale Jahr als Pendant kann man heute auch unentgeltlich ableisten, wenn man will. Durch den Wegfall des Zwangsdienstes sind aber viele Stellen nicht mehr besetzt worden u. damit entfällt die Entlastungsfunktion für die examinierten Kräfte.

Merkel hat mit diesem Wegfall die Unterstützung in der Pflege vom Staat entkoppelt u. dem Markt überlassen. Das Problem für die Pfleger ist der schlechte Vernetzungsgrad u. die fehlende Lobby. Arbeitnehmer-Idealismus allein wird im Kapitalismus nur ausgenutzt.

Persönlich fehlt mir in der Diskussion auch der ethische Aspekt, inwiefern man menschenwürdige Behandlung (Pflege) kapitalisieren sollte? Ohne Idealismus keine Pfleger u. ohne Profitgier keine Betreiber - das kann gar nicht gut gehen - u. am Ende gibt es viele Leidtragende u. wenige Moneymaker.

Oder, wie sehen Sie das geehrte Frau Diederichs?

Michaela Diederichs | Di., 27. Juni 2017 - 11:15

Antwort auf von Torsten Knecht

Ich kann Ihnen hier nur zustimmen, lieber Herr Knecht.

... durch zu hohe Steuern belastet," ............

Tatsächlich, insgesamt?
Auch die, die in Luxemburg, einigen Kanal und Karibikinseln, den USA (z.B. Delaware) etc.pp versteuern und/oder sich dort selbst z.B. Lizenzgebühren vergüten?

Dimitri Gales | Fr., 23. Juni 2017 - 20:50

sondern auch in der Wirtschaft ist Personal ein Kostenfaktor, der Mensch ist überhaupt zum Kostenfaktor geworden. Das betriebswirtschaftliche Denken dominiert fast in allen Bereichen wo Leistung gefordert wird und Ausbeutung scheint wieder in Mode gekommen zu sein. Und das sage ich, der nie für eine linke Partei votiert hat.
Gerade soziale Berufe leisten viel zu einem niedrigen Gehalt, nach dem Motto: zweihundertprozentigen Einsatz bei Minimallohn.
Gerade Altenpfleger leiden nach einiger am Outburnsyndrom, wollen weg von dieser Tätigkeit. Man muss wohl schon einen Überschuss an Hilfsbereitschaft und Idealismus haben, um es in einem Pflegeberuf auszuhalten.

Marianne Bernstein | Sa., 24. Juni 2017 - 09:18

sind keine Produktivkraft und erwirtschaften zunächst einmal gar nichts. Das führt dazu, dass als "Maßzahl" der Arbeit die Dokumentation genommen wird. Bezahlt wird, was dokumentiert ist. Weiterhin gibt es Sollzahlen, die Fallpauschalen sind, die festlegen wieviel Zeit wofür vorgesehen ist. Bei einer Station mit 40 Bewohnern ergibt das einen gewissen Personalschlüssel, der meines Wissens nie kontrolliert wird bzw. so geschönt wird, dass es passt.
Das Grundproblem ist einfach, dass man gute Pflege nicht mit Zahlen messen kann. Es gibt sicher Indikatoren (eben oben genannte Zahlen), aber eben kein wirkliches Maß.
Mit der Privatisierung kommt der wirtschaftliche Erfolgsdruck dazu. Die Frage ist immer wie kann noch mehr gespart werden und das nicht nur um den Profit zu erhöhen sondern auch im niedrigere Preise anbieten zu können.
Bei all dem kommen aber Pfleger und Bewohner nur als statissche Größe vor und nicht als wesentliche Akteure.

Michaela Diederichs | Mo., 26. Juni 2017 - 16:30

Antwort auf von Marianne Bernstein

Ganz ausgezeichnet Ihr Kommentar. Wo ist eigentlich der karitative Gedanke hin? Es geht immer nur um Wirtschaftlichkeit.

Torsten Knecht | Mo., 26. Juni 2017 - 22:50

Antwort auf von Michaela Diederichs

... sitzt in den Köpfen der Pfleger u. Pflegerinnen.

Frau Bernstein hat es sehr gut auf die Praxis heruntergebrochen. Idealismus wird durch den Personalschlüssel ersetzt u. der "Betriebsablauf" richtet sich dann danach. In Japan entwickeln sie schon Roboter, die die Pflege übernehmen sollen. Smalltalk-Roboter werden wohl schon eingesetzt. Schöne neue Welt.

Renate Aldag | Sa., 24. Juni 2017 - 15:21

Es sind die Arbeitsbedingungen in der Altenpflege, die die Pfleger regelmäßig krank machen (burn-out). Das sage ich als Fachkraft i. R.: (Pk= Pflegekräfte) Wechselschichten mit ewiger Unterbesetzung (3-4 Pk im Frühdienst bei 40 Bewohnern/Station und 2-3 Pk im Spätdienst), mind. jedes 2. Wochenende Dienst (d.h. 11 Tage von 2 Wo durcharbeiten. Für die übergroße Verantwortung für die Arbeit mit Menschen verdient die gelernte Fachkraft ca. 2000 brutto und der Betreiber nimmt pro Bewohner ca. 3000-3500 pro Monat. (Vergleiche Verdienst u. Verantwortung mit einem Schrauber i. d. Autoproduktion). Daher meine ich, es handelt sich hier um ein gesellschaftliches Problem: unsere hilflosen Alten werden allein gelassen und die anderen ducken sich weg.

ingrid Dietz | So., 25. Juni 2017 - 10:09

Die "armen" werden immer ärmer -
die "reichen" werden immer reicher -
die "armen" Alten sollen sich mit Hilfsarbeiter zufrieden geben -
die "reichen" Alten haben private Pflegekräfte (diese Kosten können selbstverständlich auch noch von der Steuer abgesetzt werden) !

Miles Trevor Davis | So., 25. Juni 2017 - 12:14

Gut ausgebildete Arbeitskräfte müssen ein angemessener Kostenfaktor in der Bilanz sein. Sonst hat diese verantwortungsvolle Arbeit im öffentlichen Bewußtsein nur einen geringen Stellenwert und kann ungestraft mindestentlohnt werden. Eine Änderung kann nur bewirkt werden, wenn die Wertigkeit des besonderen "Humankapitals" im Bewußtsein der Steuerbürger selbst wächst. Weil die Pflege traditionell familiengebunden ist und professionelle Pflege oft nur die Ausnahme war, immer verbunden mit einem "Belastungsgedanken" und Schamgefühlen, hat die Politik ein leichtes Spiel. Nicht nur aufgrund der steigenden Zahl der Pflegefälle ist eine fundamentale Veränderung längst überfällig, sondern auch, weil die "Behandlung" der Pflege ein Ausweis unseres realen Menschenbildes ist. Das Pflegebild muss sich ändern und dem Eigenbild der Politiker ähnlich werden. Zum bescheidenen Salär, gibt es ein Amt, Machtfülle und Extraverdienste hinzu. Dann ändert sich auch der Stellenwert des Berufbildes schlagartig!

Ergänzend könnte man hinzufügen, dass die Pfleger eine Lobby brauchen, die mit EINER STIMME ihre Interessen an die Öffentlichkeit u. die politischen Entscheidungsträger adressieren.

Und als Druckmittel Streik! Der Deutsche muss wieder solidarisch mehr Streiken ... gegen Pflegenotstand ... gegen Leiharbeit ... gegen Zuzug in die Sozialversicherungssysteme ...

... und für Grenzsicherung u. Einwanderungsgesetz .... für Amtszeitbegrenzung als Bundeskanzler ....für höheren Mindestlohn usw.

Wenn dann Rundumschlag! : )

Günter Robatzek | So., 25. Juni 2017 - 14:47

Heutzutage darf man vieles nicht mehr sagen oder schreiben. Hier traue ich es mir, weil ich das "passende" Alter habe. Ich habe schon einige Pflegeheime besucht. Das ist für mich kein erstrebenswerter Lebensabschnitt. Ich will weder anderen Menschen zu Last fallen, noch mich so mit dem unvermeidlichen körperlichen und geistigen Niedergang abfinden. Im Pflegeheim ist es weder sexy, noch lustig oder gemütlich. Da liege ich lieber in Ruhe auf dem Friedhof. Sterben muss jeder auf jeden Fall.
Deshalb bitte ich alle Politiker des Bundestages, dass sie es jedem freistellen, wann er sich aus diesem Leben verabschieden will. Gebt den Menschen ihre Würde zurück. In anderen Ländern geht es doch auch.
Es würden sicher viele so handeln und dann hätten die Pflegekräfte auch genügend Zeit sich um den Rest zu kümmern.

Jürgen Möller | Mo., 26. Juni 2017 - 07:16

Wenn man sieht, was für einen Beitrag von monatlich fast 4.000 € als 'Gegenleistung' geboten wird, bekommt man das kalte Gruseln.

Manfred Steffan | Mo., 26. Juni 2017 - 09:07

"Gute Fachkräfte werden nur als Kostenfaktor gesehen. " Pflege ist personalintensiv. Menschliche Arbeitskraft ist teuer, da im Vergleich zu Maschinen auch noch mit hohen Nebenkosten belastet. Die Kassen versuchen im Interesse der (geringer werdenden Zahl der) Beitragszahler die Beiträge niedrig zu halten. Ein Qualitätswettbewerb ist vom System her ausgeschaltet.

Konrad Goll | Mo., 26. Juni 2017 - 14:13

und ich schreibe dies als ein 70-jähriger Vater der zusammen mit seiner Gattin eine körperbehinderte Tochter - höchste Pflegeklasse - zuhause pflegt. Immer das gleiche Thema heisst: Es geht erstmal immer nur um die Arbeitsbedingungen für das Pflegepersonal und deren Einkünfte im niedergelassenen Bereich. Erst danach, wenn überhaupt geht es um die Interessen der zu Pflegenden oder der Angehörigen die dies tun. Angeblich sind viel mehr Menschen in Heimpflege als in Heimen. Letztere sind teurer als Pflege zuhause. Tatsache ist, dass die Pflegegelder eigentlich nicht ausreichen um die heutigen Pflegekosten in Mitteleuropa zu decken. Will man auswandern z.B. in ein Nicht-EU Land in dem Pflege leistbar wäre wird einem das Pflegegeld sogar komplett gestrichen. Grenzübertritt=gesund? Man kann nur vermuten, dass die Pflegekonzerne bei der Gesetzgebung ihre Hand im Spiel hatten um Konkurrenz durch "Billiganbieter" in der Türkei, Südostasien oder sonstwo zu verhindern.

franz wanner | Di., 27. Juni 2017 - 14:27

Ich gebe Frau Renate Aldag | Sa, 24. Juni 2017 - 15:21 völlig recht.
Im Artikel "Es geht schlicht darum, mehr Personal zu haben, um besser pflegen zu können und den Berufsethos und die Würde der Patienten hochhalten zu können."
Übersetzt: Pflege ist erst Pflege, wenn sie über die medizinische Versorgung hinausgeht.
Es geht nicht im mehr Geld, sondern um die richtige Verteilung von Geld. Könnte ich vorrechnen.
Aber das Ziel war schon vor 26 Jahren nicht "Pflege". Es geht um Ressourcen und Entpflichtung. Das "Gemeinwesen" übernimmt Angehörigenpflichten, weil der Ertrag höher als die Kosten sind. Und nur so lange. Und über die Mittelbereitstellung entpflichtet sich dieses Gemeinwesen und überlässt dem Markt die Mittelverteilung. In der Kette Firma-Pfleger-Patient kommt dann beim Pflegling keine Pflege mehr an. Der Pfleger brennt aus, weil seine Firma nur Bruchteile der vereinnahmten Ressourcen frei gibt.

Dr. Lothar Sukstorf | Do., 29. Juni 2017 - 13:00

Entschuldigung, hatten nicht gerade große Teile der Medien im September 2015 getönt, daß von den vielen Flüchtlingen ein großer Teil "Fachkräfte" sei. Die auch im Bereich Pflege aktiv werden könnten. Mir klingen noch die Ohren. Ich habe damals ziemlich rasch einen Tinitus bekommen, bis ich den zurückgepfiffen habe...

marion hartmannsweier | Do., 29. Juni 2017 - 16:41

Man kann die Menschen in einem Land daran erkennen, wie sie mit ihren Kindern und Alten umgehen!

Diesbezüglich sieht es mit Deutschland sehr, sehr schlecht aus.

Wirtschaftswachstum, Börsenkurse und/oder Bankenrettungen sind in Deutschland wichtiger....