Rainer Langhans posiert mit Uschi Obermaier in der Fernsehsendung «Beckmann» (Archivfoto vom 22.01.2007)
Rainer Langhans und Uschi Obermaier: faszinierende Selbstdemontage / picture alliance (Archivfoto von 2007)

68 - Hohler Bombast um ein wirres Weltbild

Vor zehn Jahren schrieb Christoph Schwennicke als Berliner Büroleiter der „Süddeutschen Zeitung“ einen Artikel. These: Die 68er haben ihre Erfolge verklärt und ihr Versagen verdrängt. Seine Kollegen in München, selbst 68-affin, lehnten den Text damals ab. Er erschien dann im „Cicero“, dessen Chefredakteur Schwennicke 2012 wurde. Hier veröffentlichen wir den Artikel erneut

Autoreninfo

Christoph Schwennicke war bis 2020 Chefredakteur des Magazins Cicero.

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Was mit dem Tod des Studenten Benno Ohnesorg, dem „Schuss in viele Köpfe“ (Die Zeit), vor 50 Jahren begann, hatte seine Bedeutung und seine historische Aufgabe. Die erste mündige Generation der Bundesrepublik packte den Holzhammer aus und bläute ihren Vätern ein, was die bis dahin verdrängt hatten: ihre Schuld. Es war ein monströser Hammer, ein moralischer Vorschlaghammer: Ihr wart alle Nazis und seid es immer noch, stand auf seinem Griff. Und sie setzten damit Treffer. Kein Wunder: Was sie da in der Hand hielten, war das ideale Instrument für den ganz normalen Vatermord, die Ablösung der Vorgängergeneration. Dagegen war nicht anzukommen.

Über eigene Verirrungen, monströse Verirrungen, sind seither nicht ganz so viele Worte verloren worden wie über die eigenen Verdienste. Bommi Baumann, einer der wenigen wirklichen Proleten der Terroristenszene und vorher prominentes Mitglied der „Umherschweifenden Haschrebellen“, schrieb in seinem Buch „Wie alles anfing“ auf, wie sich seine Freunde in verquaste Theorien des bewaffneten Kampfes verstiegen, die sie selbst gar nicht so ernst meinten. Bommi, der Autoschrauber, schon. Er stand als Erster mit dem Revolver in der Hand da. Viele folgten. Viele Tote übrigens auch. 34, um genau zu sein. Es gibt einen so verstörenden wie erhellenden Film über Baumann, in dem er in seiner naiven Diktion die Banalität des Bösen der RAF entblößt. Einmal sitzt er zusammen mit dem Fernsehteam bei einem Professor in Frankfurt im Wohnzimmer, und der Professor urteilt nachsichtig, etwas erschrocken und von oben herab über Bommi Baumann wie ein Psychotherapeut über seinen Patienten. Der Gute, so der Professor, habe da was missverstanden, und Bommi hatte in der Tat einen großen Fehler gemacht: Er hatte die mit den schönen verschraubten Formulierungen und krausen Gedanken beim Wort genommen.

Falsche Idole zu Helden verklärt

Mit 50 Jahren Abstand offenbart sich der ganze hohle Bombast von 68. Man sieht die Bilder wieder von Dutschke, seinen manischen Blick, hört seine demagogische Rhetorik. Man hört, was er sagt, ohne recht zu verstehen, was er sagen will. Man sieht Rainer Langhans und Uschi Obermaier, und sie arbeiten immer noch auf, ob Langhans nun verklemmt war oder nicht. Sie verhanswursten sich auf offener Bühne. Man kann nicht einmal sagen, dass sie Karikaturen ihrer selbst geworden sind. Das setzte voraus, dass sie sich geändert hätten. Haben sie aber nicht. Sie waren schon immer so lächerlich. Mit dem Abstand der Jahre und Jahrzehnte wird es nur unverstellter sichtbar.

Die Bilder wirken alle sehr alt. Wie aus einem anderen Jahrhundert. Sie stammen ja auch aus einem anderen Jahrhundert. „Verwirrte geben Verwirrung weiter“, hat Peter Sloterdijk geurteilt. Die Studentenbewegung und ihr kranker Ast der RAF hatten ein wirres Weltbild, das zwischen Philosemitismus und Palästinenserlager munter oszillierte. Man hing den falschen Idolen an, heroisierte und verklärte. Man las unlesbare Bücher über den eindimensionalen Menschen, und in Ermangelung von substanzieller Politik wurde das Private zur Politik erhoben. Was immer das heißen sollte. Und was auch immer daran neu sein sollte.

So viel Respekt allerdings muss sein: Sie haben es beeindruckend verstanden, ihren Hedonismus und ihre Spaßlust derart zu überhöhen und zu verbrämen, dass beides gewaltig daherkam. Als Kampf gegen ein „imperialistisches Schweinesys­tem“ zum Beispiel, was immer das war. Es hat sich alles so klar und radikal und konsequent angehört wie zum Beispiel der Satz: „Macht kaputt, was euch kaputt macht.“ Bedeutet hat es nichts. Und konsequent war es auch nicht. Sie haben die bürgerliche Presse zum Feind erkoren und umso gieriger gelesen.

Presse hatte ihren Anteil an Verklärung

An der Verklärung der 68er hatte die verpönte Massenpresse, hatte namentlich Der Spiegel, maßgeblichen Anteil. Es gab eine Symbiose, eine Existenz zum beiderseitigen Nutzen. Stefan Austs Erfolgsbuch über die RAF lebte von der Nähe, nicht von der Distanz zum Objekt der Beschreibung. Udo Röbel wurde Jahre später – zu Recht – vorgeworfen, sich zu den Geiselgangstern von Gladbeck ins Auto gesetzt zu haben. Röbel, später Chefredakteur von Bild, hat für Gladbeck Abbitte geleistet. Bei Springer gab es – bevor die Debatte um die Begnadigung von Christian Klar entbrannte und die Bild-Zeitung wieder alte Schützengräben aushob – zwischendurch zarte Signale von Mathias Döpfner, dass der Verlag damals nicht alles richtig gemacht hatte. Nur die 68er leisten sich die Position, alles richtig gemacht zu haben, jedenfalls richtiger als die Vorgängergeneration und richtiger als die Nachfolgergeneration.

Ihre Geisteshaltung war ein Luxus­phänomen. Sie war nur möglich in einer Phase der Prosperität, die sich aus Marshallplan und Aufbauwillen speiste. Sie waren die frühen Wohlstandsverwahrlos­ten. In ihrer Luxusnische hatte es sich diese Generation gemütlich gemacht und sich ihren Luxusproblemen gewidmet. 68 hat uns, die heutige 50-plus-Generation, auch noch in seinen Ausläufern erwischt, und, ja, es hat Spaß gemacht. Es hat Spaß gemacht, in der Menschenkette vor den Wiley Barracks in Neu-Ulm zu stehen und gegen die Pershings zu demonstrieren. Es hat Spaß gemacht, weil die Coolen dort hingegangen sind und die tolleren Mädchen auch. Solche wie Roland Koch blieben daheim, und Freaks wie Joschka Fischer gingen hin, solche wie Uschi Obermaier auch. Außerdem gab es hinterher ein großes Konzert umsonst mit Schröder Roadshow und Ton Steine Scherben. Und als Peter Maffay auftrat und über sieben Brücken sang, skandierte der Platz ihn nieder: „Lieber Pershing zwei als Peter Maffay!“ Das fand man sehr lus­tig. Und Ton Steine Scherben, Rio Reiser, sehr toll. Reiser ist auch heute noch toll, „Der Traum ist aus“ – eine wundervolle poetische Utopie: „Gibt es ein Land auf der Erde, wo der Traum Wirklichkeit ist? Ich weiß es wirklich nicht. Nur eines weiß ich sicher: Dieses Land ist es nicht!“, sang Reiser.

So viel kann man heute feststellen: Kuba ist es jedenfalls auch nicht. Die Rebellion gegen das Establishment hatte etwas Zielloses, rebelliert wurde um der Rebellion willen. Im besinnungslos beschönigenden Buch „1968 – The Year that rocked the world“ überhöht der US-68er Mark Kurlansky 68 zur ersten großen globalen Bewegung und zitiert zugleich den sogenannten Aktivisten Abbie Hoffman, der 1968 in Chicago über ein Aktivistentreffen sagte: „We couldn’t agree on lunch.“ Die Welt angeblich rocken, aber sich nicht auf einen Lunch einigen können – man bekommt ein gewisses Verständnis für Pete Townshend, der Hoffman mit den Worten „Fuck off my fucking stage“ mit der Gitarre 1969 in Woodstock von der Bühne prügelte, als Hoffman am Who-Mikrofon kundtun wollte, dass es doch echt Scheiße sei, hier Musik zu hören, während ein gewisser John Sinclair im Gefängnis vor sich hin schmore. Hoffman hat später erklärt, er sei auf einem schlimmen LSD-Trip gewesen, als er da die Who störte.

Frankreich und Deutschland kranken noch an 68

Wären die Folgen nicht bis heute spürbar, könnte man ohnehin mit mehr Milde über die Verirrten hinwegsehen, oder einfach nur laut lachen. Aber sie haben Verheerung angerichtet, die bis heute nachwirkt. Sie haben dem Land Umwege zur Vernunft auferlegt, an deren retardierendem Moment wir heute noch leiden. Sie haben Verirrung gestiftet, ihre Fehlurteile und Fehleinschätzungen werden bis heute mühsam abgetragen. Es hat sich erwiesen, dass die Nachrüstung nicht schön, aber richtig war. Man saß also falsch vor Mutlangen und in Neu-Ulm. Die klassische Kleinfamilie aus Vater, Mutter und Kindern hat sich inzwischen auch wieder durchgesetzt. Man muss sie nicht perfekt finden und nicht heiligsprechen. Aber unter den schlechten Möglichkeiten ist sie die beste, und für die Kinder auch bekömmlichste.

Diese Generation ist wie eine fallen gelassene Masche in einem Strickwerk: Die Laufmasche zieht sich durch den ganzen Pullover. 68 ist mitverantwortlich dafür, dass die Linke immer noch der Wirklichkeit hinterhereilt. In Großbritannien gab es 68 nur in Spurenelementen. (Die Sozialismusformel der deutschen Sozialdemokraten wird noch die nächsten drei ­Grundsatzprogrammdebatten unbescha­det überstehen.Tony Blair hat „Clause 4“, die Verstaatlichungsformel von Labour, schon vor 22 Jahren getilgt.) Die Bewegung hat Großbritannien nicht geprägt und die Linke auch kaum. Frankreich und Deutschland hingegen sehr. Beide Länder kranken bis heute daran, Frankreich noch ein bisschen mehr als Deutschland.

Geradezu drollig mutet von heute aus betrachtet an, wie sie ihrer Selbstsucht und ihrem Narzissmus ein ideologisches Kondom überstülpten. Natürlich war es undenkbar, Kinder in diese Welt zu setzen, weil diese Welt doch immer schlechter und immer ungesünder wird, voller Atombomben und AKWs, und man das Kinderkriegen also überhaupt nicht verantworten kann, schon allein wegen des Kindes. Tatsache ist, dass so ein Kind oder am Ende mehrere ganz schön anstrengend sein können und stark einschränken bei der ach so freien Entfaltung der Persönlichkeit. Natürlich war es im Germanistischen Seminar bei den Professoren dieser Generation völlig in Ordnung, wenn einem gerade der Sinn nicht nach Seminararbeit stand, selbst wenn damit das ganze Seminar stillstand. Leistungsdruck wäre noch schlimmer gewesen.

Leistungswille und Kinderwunsch fehlen noch heute

Der Wille zur Leistung und der Wunsch nach Kindern sind zwei Dinge, die fehlen im Deutschland eingangs des 21.Jahrhunderts. Oder haben zumindest als geistiger Erbschaden von 68 lange gefehlt. Sekundärtugenden hätte das ein ehemaliger SPD-Vorsitzender genannt, sicherlich. Aber wie das Determinativkompositum schon andeutet, bei dem bekanntlich die Bedeutung auf dem zweiten Teil des Wortes liegt: Sekundärtugenden sind vor allem Tugenden. Und nicht vor allem sekundär. Heinz Bude hat in seinem Buch „Das Altern einer Generation“ schon vor Jahren gefragt, ob es nicht sein könnte, „dass die Achtundsechziger-Generation, ganz so wie der Name es sagt, ihre Zeit gehabt hat und sich nun endgültig darauf einstellen muss, in den Hintergrund zu treten?“ Bitter, so fügte Bude sarkastisch an, wenn der Einzelne in seiner Lebensmitte erkennen müsse, „dass er mit den Problemstellungen und Erfahrungsbilanzen der eigenen Generation historisch deplatziert dasteht. Die Jüngeren wollen nichts mehr von einem wissen.“ Stimmt. Das Buch ist vor 22 Jahren erschienen. Die Lebensmitte ist zum Lebensherbst geworden.

Besonders beeindruckend sind die Lebensläufe der meis­ten Protagonisten nicht. Faszinierend ist nur noch die Selbstdemontage, und der grelle Narzissmus, der zu ihr führt. Rainer Langhans mit seinen Frauen im Big-Brother-Plagiat war noch viel peinlicher als Johnny Rotten von den Sex Pistols in der britischen Dschungel-Version von „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus“. Klar, sie können uns vorwerfen, wir seien alle, einer wie der andere, lauter kleine Westerwelles irgendwie. Wohingegen sie: knorrig und vom Leben mehrfach gebrochen und immer gegen den Wind zu imposanten Latschenkiefern herangewachsen. Soll man nicht besser sagen: verkrüppelt? Ihren Hohn müssen wir ertragen: Wir haben keinen Hebel gegen sie gefunden. Die jungen Grünen haben Fischer nicht gestürzt, was sie längst hätten tun müssen. Sie haben gewartet, bis er geht. Woanders sitzen die Herren, es sind vor allem Herren, noch immer an den Hebeln der Macht.

Oben angekommen, aber gescheitert

Fassen wir zusammen. Die 68er waren die Putztruppe, die Nazi-Deutschland ausfegte. Besten Dank dafür. Zugleich aber waren sie der Dreck in der Düse Deutschlands, die durch sie lange verstopft blieb. Ihre Lebensläufe erscheinen inzwischen meist kläglich und erbärmlich, weder zum Vorbild taugend, noch jenseits der paradiesischen Bedingungen des Boom-Deutschlands, das ihnen diese Narrenfreiheit bot, überhaupt machbar. „Um sich als geschichtliches Wesen besser verstehen zu können, muss man bereit sein, bestimmte Vorstellungen über sich selbst aufzugeben“, schreibt Bude. Das habe nichts mit Selbstleugnung zu tun; es geht allein darum, sich selbst in der geschichtlichen Andersheit zu begreifen, damit man am Ende nicht im Beharren auf eine eigene Identität zur lächerlichen Figur wird. Diese immer noch erhabene Pose, in der sie nun zum mehrfachen Jubiläum zurückkehren, spielt ins Tragikomische.

Die 68er haben ihre Erfolge verklärt und ihr Versagen verdrängt. Sie sind zwar oben angekommen, aber dennoch gescheitert. Unterm Strich haben sie mehr geschadet als genutzt, unsere Helden von 68. Und in ihrer Halsstarrigkeit und Selbstgefälligkeit erinnern sie auf ihre alten Tage sehr an das Gebaren derer, die sie einst bekämpft haben. Aber wir sollten milde sein mit ihnen. Milder als sie mit ihrer Vorgänger- und ihrer Nachfolgergeneration. Altersstarrsinn droht schließlich jedem früher oder später. Wir können inzwischen auch milde sein. Denn wir haben sie bald überstanden. Einmal noch kräftig erinnern. Und dann ist es „vorbei, bye bye Junimond“, wie Rio Reiser einst sang.

Dieser Artikel erschien zuerst vor zehn Jahren im Cicero-Magazin. Aus aktuellem Anlass stellen wir ihn hier in einer überarbeiteten Fassung auf unsere Seite.

Wir werden die Debatte über die 68er im Heft und bei Cicero Online fortsetzen und ermuntern Sie herzlich, sich daran zu beteiligen.

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Andreas Müller | Mo., 29. Mai 2017 - 16:19

Nur an einer Stelle merkt man doch, dass er 10 Jahre alt ist:
"Womöglich saß man auch falsch in Wackersdorf, jedenfalls deutet manches darauf hin, dass auch dieses Land auf Dauer nicht ohne Kernenergie auskommen wird."
Wir wären heute froh, wenn der maßvolle rot-grüne Ausstiegskompromiss noch in Kraft wäre. Aber das ist eine andere unerfreuliche Geschichte. Die Generation der Angie!Angie!-90er wird hoffentlich auch noch irgendwann drankommen.

Man merkt es noch an etwas viel wichtigerem - dem Fehlen der Migrationskrise. Als "Putztruppe, die Nazi-Deutschland ausfegte", haben die 68er das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Schuldkomplex, Selbsthass, Kulturrelativismus, die Glorifizierung des Anderen und die völlige Tabulisierung alles Nationalen führen heute dazu, dass dieses Land sich selbst abschafft und dazu auch noch Beifall klatscht.

Josef Garnweitner | Mo., 29. Mai 2017 - 16:19

ein erstaunlich langer Artikel, aber nichts desto weniger ein guter Artikel. Schwennicke eben.

Reiner Jornitz | Mo., 29. Mai 2017 - 16:46

Ich bin Jahrgang 1958, sehr geehrter Herr Schwennike, ich finde nicht das die 68er den Nazi-Mief dem Land abgestreift haben, weil es viele Mitläufer gegeben hat um ihr überleben zu sichern. Eher sehe ich dieses Land damals als ein geschundenes Land , das bis heute seine Identität verloren hat . Die 68er haben generell eine Wertelosigkeit propagiert und sind jetzt zum Teil unfähige der Realität entsprungene Führungskräfte in Schulen, Universitäten und Politik. Diese 68er sind meiner Meinung verantwortlich für das heute noch chaotische Establishment in Deutschland. Siehe manche Entscheidungen von den Grünen Partei ! Fazit: Es kann nur besser werden !!

Josef Garnweitner | Di., 30. Mai 2017 - 03:59

Antwort auf von Reiner Jornitz

Herr Jornitz. Diese Leute haben aber soviel Schaden angerichtet, daß es wirklich nur noch besser werden kann, wenn denn auch nur eine Partei etwas ändern wollte. Wenn man sich z.B. die Situation in den Schulen betrachtet, kann man nur noch verzweifeln. Sprache und Schrift sind Spiegelbilder der Kultur und diese Fächer kann man abwählen.

Aber Sie wissen auch, alle Parteien tun sich schwer etwas rückgängig zu machen.

Am meisten ärgert mich ja, daß all diese Fehler auch noch mit unseren Steuergeldern bezahlt wurden.

Der Schaden, den die 68er angerichtet haben, ist praktisch nicht wieder gutzumachen. Es wird sehr viel Schweiß und Tränen kosten, das Volk wieder auf den richtigen Weg der Heimat- und Vaterlandsliebe und des allumfassenden, unabänderlichen 2000 Jahre alten christlichen Lehramts zurückzuführen.

In welcher Schule kann man denn Sprache und Schrift abwählen? Deutsch ist nach wie vor Pflichtfach. Und, wie jeder Mensch, der wirklich Einblick in den Schulbetrieb hat, bestätigen wird, sind die Anforderungen hier sehr in die Höhe geschraubt worden. Das, was heute Schulbücher und Curriculum verlangen, gab es vor dreißig Jahren so nicht.

Bernhard Piosczyk | Mo., 29. Mai 2017 - 17:06

Das Beste was die 68-er hervorgebracht haben ist Rio Reiser. Da können Grönemeyer und Co. aber so was von einpacken ! Reiser ist das Beste was die deutsche Pop, Rockmusik anzubieten hat. Besonders seine letzte CD : "Himmel und Hölle", sehr, sehr empfehlenswert ! Es ist keine Reklame. Zu den restlichen 68-ern: belanglos, das NICHTS.

Michaela Diederichs | Mo., 29. Mai 2017 - 17:14

Ein "geistiger Erbschaden", den wir hoffentlich nun bald überstanden haben! Bravo für diesen brillanten Artikel.

Tonicek Schwamberger | Mo., 29. Mai 2017 - 17:27

. . . für das Nochmal-Einstellen dieses Artikels von vor 10 Jahen.
Ich habe bis 1982 in der DDR gelebt, da hat man nicht viel von dieser '68er Zeit mitbekommen. Jetzt haben Sie mir eine kleine Geschichts-Lektion erteilt, dafür bin ich Ihnen sehr dankbar.

P.S.: Wenn ich mich recht erinnere, wurde dieses Thema in der DDR, vor allem in der DDR-Presse, totgeschwiegen - oder irre ich mich?

haben wir in der DDR nur vom Hörensagen durch Westverwandte erfahren. Wir Jugendlichen hatten weder die Möglichkeiten gegen den Staat zu räsonieren, noch hatten wir ein Luxusproblem. Unser Streben ging dahin, eine gute Ausbildung und eine gut bezahlte Arbeit zu bekommen, um uns einen bescheidenen Hausstand zu schaffen, zu heiraten und Kinder in die Welt zu setzen. Damals gab es auch keine Probleme für Alleinerziehende, denn die Kinderbetreuung war gesichert. So konnte man seinen Lebensunterhalt selber verdienen und fiel nicht als Armutsgefährdet in ein soziales Netz, das es in der DDR im Übrigen gar nicht gab. Wenn ich heute die Berichte über die Menschen unseres Jahrgangs, die in der BRD zu den 68ern gehört haben, lese und bedenke, dass diese Leute heute an den Schalthebeln der Macht sitzen, wundert mich überhaupt nichts mehr. A. M. ist zwar auch im Osten aufgewachsen, hatte aber durch ihre Eltern eine besondere Stellung.

Daniel Sunnus | Mi., 31. Mai 2017 - 13:12

Antwort auf von Karin Zeitz

habe ich während meiner Kinder- und Jugendzeit durch zahlreiche Besuche, meist bei Oppositionellen, erleben dürfen. Gott sei Dank, muss ich heute sagen.

Denn von dort nahm ich immer den Eindruck legaler Terrorisierung Andersdenkender im Namen eines ideologisierten Humanismus mit. Das bewahrte mich vor Idealisierung linken Denkens und Trachtens, welches in der Huldigung von Mördern und Massenmördern, also in "Ho-Chi-Minh"- und "Mao"-Rufen gipfelte. Nicht zu vergessen, die infantile Che-Guevara- und Kuba-Romantisierung.

In der sozial-marktwirtschaflichen Bundesrepublik hatte ich stets das (begründbare) Gefühl, in der besten aller möglichen Welten, respektive auf der richtigen Seite der Mauer leben zu dürfen. Bei Diskussionen mit Links-Indoktrinierten "Geh doch nach drüben!" zu rufen, kam mir zwar nicht in den Sinn. Das hatte immer etwas von einem Totschlag-Argument. Aber mit meinen Eindrücken aus der DDR konnte ich immer gut dagegen halten.

Siehe auch:
https://de.wikipedia.org/wiki/Benno_Ohnesorg
https://de.wikipedia.org/wiki/Karl-Heinz_Kurras

Über den Begriff "Mörder" kann man geteilter Meinung sein, ich persöhnlich halte es für einen Mord un Kurras für den Mörder (Agent Provocateur?)

Da die StaSi höchst wahrscheinlich der Drahtzieher/Auftraggeber des Morde gewesen sein könnte, ist es kein Wunder das die DDR Medien geschwiegen haben.

Am peinlichsten für die Wesdeutsche Justiz ist der man die Aufklärung und Verfolgung des Täters so in den Sand gesetzt hat. MEinermeinung nach war das Strafvereitelung im Amt und Rechstbeugung.

würde ich auch bedenken für die `Morde´ an Ulrike Meinhoff, Barschel, Möllemann, Attentat auf Schäuble und Lafontaine etc.
Aber für den Fall, dass etwas daran ist, sollte man die Machthaber in der DDR zur Rechenschaft ziehen.
Einfach mal schauen wer von den eher Inoffiziellen z. B. in Genf? war als Barschel dran glauben mußte.
Barschel in einer Badewanne fällt auch nur Leuten mit dem entsprechenden Niveau ein, also m.E. evtl. Honecker und Getreuen.
Bedauerlicherweise bin ich strikt gegen die m.E. naive Unterstützung der Grünen für Merkels Politik aus verschiedenen Gründen.
Ein bisschen versöhnt mich das Interview, wenn nicht wieder zum Schluss Merkel mit Politik und Verantwortung "nichts zutun hatte" und die falschen Leute gehen müssen, eben nicht MERKEL PUNKT

Die 68er wirken bis heute nach und haben wieder eine Generation verstörter Menschen geschaffen (die 68er sind nun Eltern), die unter keinen Umständen spießig sein, vor allem aber sich selbst verwirklichen möchten und dann doch entdecken, dass in der Spießigkeit sehr viel Beruhigendes liegt. Wer Alfred Adlers "Wozu leben wir" gelesen hat, weiß, wir leben nicht, um uns selbst zu verwirklichen, sondern um uns fortzupflanzen und nützliche Mitglieder der Gemeinschaft zu sein - wie alle Lebewesen. Lt. WON waren es SED und Stasi, die die 68er Revolte inszenierten. Ob es stimmt? Aber für die DDR wäre die 68er Szene undenkbar und moralisch zersetzend gewesen. Allein schon deshalb wird man das Thema totgeschwiegen haben. Sie haben nichts versäumt. Es war aus meiner Sicht keine gute Zeit. Herr Schwennicke ist Vater und ein sehr nützliches Glied der Gemeinschaft. :-) Er hat verstanden - mit oder ohne Adler.
https://www.welt.de/kultur/article3926843/SED-und-Stasi-inszenierten-di…

Claudia Martin | Mi., 31. Mai 2017 - 09:25

Antwort auf von Michaela Diederichs

Prof. Heinz Haber würde ich empfehlen. Die Überbevölkerung ist ein riesiges Problem. Und wenn ich sehe was ich an Steuern bezahle, wäre ich lieber weniger nützlich. Für den Menschen steht ganz klar die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit im Vordergrund. Und überhaupt, von welcher Gemeinschaft sprechen sie? Viele Grüße.

sind auf ihre Mitmenschen (Gemeinschaft) angewiesen, um zu überleben. Im günstigsten Fall ist das eine intakte Familie. Das Gemeinschaftsgefühl entsteht in dieser frühen Phase der Menschwerdung in der täglichen aktiven zwischenmenschlichen Auseinandersetzung und Beziehung. Der Mensch wird so zum sozialen Lebewesen. Sie sollten sich vielleicht einmal für 10 Jahre auf eine einsame Insel begeben, um herauszufinden, ob und was Gemeinschaft Ihnen bedeutet. Vor allem können Sie dann klar und individuell und ohne störende Einflüsse Ihre Persönlichkeit entwickeln. Auch Ihnen viele Grüße.

Dorothee Sehrt-Irrek | Do., 1. Juni 2017 - 14:13

Antwort auf von Michaela Diederichs

aber dann vor allem, weil die BRD sich zu einem Vorzeigestaat entwickelte und wie man dann ja auch bei Brandt sehen konnte, die eigene Machtherrlichkeit der SED-Führer gefährdet war.
Wer weiss, wie diese Führer, auch die Inoffiziellen an Schaltstellen in die Tschechoslowakei und Polen hineingewirkt haben...
Ich halte die Russen gar nicht für so blöd, dass sie auf Dauer überdehnt bleiben wollten. Sie hatten nur zurecht evtl. Angst und wollten die geostrategischen Vorteile nicht missen. Ich hoffe auf eisfreie Häfen für Russland.
Gorbatschow läutete die Zeitenwende ein, nicht Honecker, der wie Gorbi sagte, gerne nochmal das Rad erfinden wollte?
Die DDR/Honecker war m.E. ein einziger Rückschritt und man frage sich, wie ich jemanden einschätze, der sagte Margot Honecker sei so intelligent gewesen... Nu?
Ostdeutschland hat sich toll gemacht, weil es jetzt zu sich selbst finden kann.
Dieser Prozess ist nicht mehr zu stoppen.
Ich freue mich für die Leute, für ganz Deutschland u. Europa.

Matthias Junglewitz | Mo., 29. Mai 2017 - 18:57

Wenn man bedenkt, dass der schon vor 10 Jahren geschrieben wurde. Nur eines wurde vergessen. Dass die Grünen und Linken mit dem Marsch durch die Institutionen sich der Justiz und dem Bildungswesen vereinnahmt haben. Die Ergebnisse sieht man zunehmend an den Unis und in etlichen Urteilen, die sich weniger an Recht und Gesetz halten als an Gesinnung.
Wir bekommen eine Akademikergeneration, die in ihrer Breite der zunehmenden Globalisierung der klugen Köpfe nicht standhalten wird.

Daniel Sunnus | Mo., 29. Mai 2017 - 19:00

die Veröffentlichung Ihres Beitrags ablehnte, unterstreicht, wie zutreffend Ihre Kritik ist, Herr Schwennicke.

Von einer Dialektik der Aufklärung haben diese 68er nichts, aber auch wirklich gar nichts verstanden. Geschweige denn verinnerlicht.

Dr. Georg Steger | Mo., 29. Mai 2017 - 19:51

so ist ein Artikel in der Zeit (13.10.16) überschrieben, in dem der Chefredakteur Bernd Ulrich beschreibt, wie er und seine Mitstreiter (als "Post-68er" auf deren Spuren und mit deren geistigen Ideen) sukzessive die Stellen der Macht, besonders auch in den meinungsbildenden Medien übernommen haben: das gilt für die "Süddeutsche" (s. Aussage Schwennicke) genauso wie für die "Zeit". Zwar seien nicht alle, aber "sehr, sehr viele Chef- und Moderatorenstühle von dieser Gruppe besetzt", so Ulrich. Und weiter: "Und sie regieren die Republik. Sie dominieren, lehren, kontrollieren, kommunizieren. Sie sind die kulturellen Hegemonen." Dass sie sich damit auch die Oberhoheit über das Wort herausnehmen (Political Correctness bis zum Lächerlichen), versteht sich von selbst.
Damit weiß man, wie ein medialer "mainstream" kulturell zu verorten ist.

Eckart Lockau | Mo., 29. Mai 2017 - 19:58

für uns Naturwissenschaftler waren die 68 er reine A....
Wir mußten in der Uni ran, wir haben nebenher gearbeitet um uns auch mal ein Bier leisten zu können, auch die Studiengebühren waren nicht ohne. Ich hatte immer den Eindruck, die Väter der 68 er waren alles Kz-Aufseher, nur Schuld, Schuld, Schuld, Schuld. Mein Vater, zu dem ich kein besonders gutes Verhältnis hatte, war in erster Linie mein Vater. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, ihm irgendwelche Schweinereien zu unterstellen. Die 68er lebten fett vom Staat, warfen Steine auf Polizisten, und bekommen heute alle eine prächtige Pension.

Rudi Knoth | Di., 30. Mai 2017 - 12:38

Antwort auf von Eckart Lockau

Ich habe ab 1975 Physik studiert. Sicher war das Verhältnis etwqas problematisch (Vorwurf Fachidiot und Atombombe/Kraftwerk). Nur zwei Fragen:

1. Bei mir gab es keine Studiengebühren. Hat sich das geändert?
2. Gab es kein Bad Honnef/BAFÖG auch für Naturwissenschaftler?

Dorothee Sehrt-Irrek | Mo., 29. Mai 2017 - 20:09

so unter den 68 ern zu leiden.
Ich habe angesichts des Erbes des 3. Reich gar nicht angefangen zu leben.
Die 68 er waren schon zum Leben verdammt.
Kann man ihnen wirklich vorwerfen, irgendwie ausgeflippt zu sein, neu begonnen zu haben, flankiert durch die Hippiebewegung in den USA, die evtl. sich ganz anders herleitete?
Sowenig ich den Nazis alles vorrechne, sowenig werde ich das bei dieser Generation im quasi Niemandsland eines Peter Pan, verloren, weil die Eltern traumatisiert waren und selbst orientierungslos.
Ich habe mir über 50 Jahre lang andere Gesellschaften angeschaut, um zu begreifen, dass Deutschland eine verschwundene Nation ist, immer noch.
Was mich von den Apologeten von "Neuland" unterscheidet ist die Krankheitsdiagnose dieses Zustandes und das Gefühl, dass es nicht heilen wird in der Verachtung/moralischen Zurichtung von aussen/oben.
Das Aussen ist keinen Deut besser.
Ich hätte nicht gedacht, so konservativ zu schreiben.
Es geht mir um Bergen und Behutsamkeit

Monika Medel | Mo., 29. Mai 2017 - 20:29

Ich habe die ´68er nur am Rande mitbekommen - zu jung damals. Aber als die großen Nazi-Aufdecker habe ich sie nicht wahrgenommen. Ich z.B. habe durchaus in der Schule viel über die NS-Zeit lernen müssen, ganz ohne ´68er. Ja, es wurde allerhand verdrängt, aber das ist menschlich, wenn auch nicht schön. Und war es nicht der Auschwitz-Prozess, der ganz ohne ´68er, das Thema groß in die Öffentlich brachte? In einem Buch über Japan aus dem Jahr 1964 (!) las ich, die Japaner würden sich so gut wie nicht mit ihren Kriegsverbrechen beschäftigen, während dies bei den Deutschen geradezu eine Obsession sei. 1964! Was gab es also politisch? Protest gegen die Notstandsgesetze, die die meisten gar nicht kannten, Protest gegen Schah-Besuch, der tragische Tod von Benno Ohnesorg, mit interessanten Hintergründen und viel Mao, ganz viel Mao ... Und der hat in Friedenszeiten mehr Menschen auf dem Gewissen als Hitler und Stalin im Krieg. Aufarbeitung? Fehlanzeige.

Holger Stockinger | Mo., 29. Mai 2017 - 22:58

Als "68-iger" mit 17 dann mit 23 im Dunstkreis einer "Roten Zelle Medizin" (deren "Oberkommandant" ein Grieche, nach mündlichen Mitteilungen zwei angehende Ärztinnen durch Suizid verschieden) bleibt das beunruhigend Erstaunliche der Penetranz der LINKEN ihr unerschütterlicher Glaube, die Welt sei ungerecht und müsse durch ihr (also linkes 68er Bekenntnis) vom "bösen Übel" befreit werden, welches nur ihnen bewußt wäre.

Die Rolle des Magazins SPIEGEL spielt bis heute die einer Art Katechismus, mittlerweile ergänzt durch taz, SZ und ZEIT.

Und wie vom Justizministerium unter MAAS schon in die Wege geleitet, darf frei nicht mehr gedacht werden, da der Andersdenkende mit dem Sammelsurium eines Dutzend "Totschlag"-Begriffe überhäuft wird.

Der Gitarrist der "WHO" war ein standhafter Mann (ironisch ohne Luther zu nahe treten zu wollen) könnte man denken: Here plays my Guitar, fuck off, World-Good-Make-Boy ...

Karman Argan | Mo., 29. Mai 2017 - 23:36

"Der Wille zur Leistung und der Wunsch nach Kindern sind zwei Dinge, die fehlen im Deutschland eingangs des 21.Jahrhunderts."

Woran macht Herr Schwennicke das fest? Der Wille zur Leistung! Den Willen Leistung zu erbringen hatte selbst die 68er Generation. Nur eben nicht im Sinne des Establishments. Als Mitzwanziger kann ich nur für mein Umfeld, meine Generation sprechen aber einen Mangel an Leistungsbereitschaft kann ich nicht feststellen. Vor allem nicht als Student nach Bologna! Leistung bringen oder Durchfallen und zwar nicht beliebig oft! Als Geisteswissenschaftler der 80er/90er Jahre kennt Herr Schwennicke solch ein Problem sicher nicht.

Michaela Diederichs | Mi., 31. Mai 2017 - 00:31

Antwort auf von Karman Argan

"Der Wille zur Leistung und der Wunsch nach Kindern sind zwei Dinge, die fehlen im Deutschland eingangs des 21.Jahrhunderts. Oder haben zumindest als geistiger Erbschaden von 68 lange gefehlt." schreibt Herr Schwennicke. Beachten Sie an dieser Stelle bitte den letzten Satz. Ihre Generation ist nach meinem Kenntnisstand eher von Pisa gepeinigt und auf Leistung getrimmt. Beliebig oft durchfallen, das geht heute definitiv nicht mehr. Den Langzeitstudenten der 68er und Nachfolgegenerationen ist es anzulasten, dass Ihre Generation sich heute ziemlich kräftig ins Zeug legen muss. Aber ich interpretiere Herrn Schwennicke hier nicht so, dass er Ihre Generation meint. Der geistige Erbschaden hat bis in unser aktuelles Jahrhundert gereicht. Langsam sind wir damit aber durch und das ist auch gut so.

Dorothee Sehrt-Irrek | Sa., 3. Juni 2017 - 13:04

Antwort auf von Michaela Diederichs

als Kind die Ermordung der jüdischen Familien in den Gaskammern dokumentiert sehen konnte und das Werk der Amis in Vietnam?
Da ist meinem damaligen Mann ein Wunder geglückt, das darf ich allen versichern.
Deshalb kam mir die politische Selbstbestimmung der 68´ sehr entgegen.
Ich habe früher selten 1. Mai Demonstrationen verpasst oder andere von bundesdeutscher- wie weltpolitischer Bedeutung.
Das Wichtigste war, dass man/frau Haltung zeigte, das Wichtigste war das Ende der Diktatur.
Und so würde sich intelligenten Linken oder Grünen immerhin erschliessen, warum ich auch gegen `Meinungsdiktatur´ oder "Gottesstaaten" einzelner Personen bin.
Adenauer verkörperte den Übergang von der Monarchie über die Weimarer Republik zur bundesrepublikanischen Demokratie, vielleicht sogar politisch strategisch notwendig, kein Monster, aber auf keinen Fall unfehlbar und schon sehr alt.
Schade, Herr Schwennicke, dass Sie die Freiheit nicht gespürt haben und die Kritikwilligkeit und -fähigkeit

Rainer Demski | Di., 30. Mai 2017 - 00:27

Kollege Schwennicke ist ein Jahr älter als ich, und ich kann mich maximal an wenige Irrungen und Wirkungen der 68er lebendig erinnern. Das macht ihn und mich als Zeitzeugen nur bedingt glaubwürdig. Aber darauf kommt es auch gar nicht an. Der Artikel ist ebenso nötig wie schwierig. Denn in der Tat ist er ein willkommener Gegenpol zu vielem, was heute die Journaille des vielgescholtenen "Mainstream" treibt. Andererseits ist er eklektisch genug, nur das zu erzählen, was dem Tenor nützen könnte. Darum ist er auch im Einstieg stark, im Mittelfeld nachdenklich und im Abgang eher richtungslos. Und es geht viel verloren. Ich kann also nicht anders als schreiben: Danke für die Gedanken, die mich innehalten und erinnern ließen. Und Vorsicht vor dem, was sie unerklärt und banal in den falschen Köpfen auslösen können.

Ich (Jhrg.50) war seinerzeit mit Familiengründung und Ausbildung beschäftigt .Als damals regelmäßiger Leser von Spiegel und Stern kann ich mich gut erinnern, dass die Spinnereien der Spontis und Grünen von Marcuse und Habermas verstärkt und unterstützt wurden. Das waren die neuen Propheten der Links-Grünen.Diese Dinge veränderten die Psychologie, die Pädagogik, flossen in Ratgeber und Bücher ein und haben ihre teils katastrophalen Auswirkungen bis in die heutige Zeit, wo sie von neuen Gruselgurus weiter geführt werden.

Mathias Trostdorf | Di., 30. Mai 2017 - 01:12

Ich finde nicht schlimm, daß die 68er in ihrem Überschwang auch jede Menge Irrungen und Wirrungen durchlaufen haben. Schlimm ist, daß viele von ihnen bis heute auf den teils verqueren Ansichten beharren und sich- so wirkts nach aussen- in einem starren Ideologiekonzept bewegen, und möglichweise verstockter und uneinsichtiger geworden sind als die, sie dafür kritisieren. Ein anderer Teil der ehemaligen Blumenkinder und "Revolutionäre" hat allerdings seine Haltungen auch in den Wind geschossen und sich gut versorgt in das einst so verhasste Etablishment rübergerettet.

ingrid Dietz | Di., 30. Mai 2017 - 01:23

Eigentlich wie immer: sehr guter Artikel deshalb Bravo !

Bravo auch für die Cicero Ausgabe 5 Juni 2017
"Der Muff von 50 Jahren" .

Gloria Lucente | Di., 30. Mai 2017 - 02:26

Inmitten dieses überzeugenden Artikels ein Beispiel, das mir nicht einleuchtet:

'
Die Sozialismusformel der deutschen Sozialdemokraten wird noch die nächsten drei ­Grundsatzprogrammdebatten unbescha­det überstehen.Tony Blair hat „Clause 4“, die Verstaatlichungsformel von Labour, schon vor 22 Jahren getilgt.'

Die deutsche Sozialdemokratie war seit 1949 (vielleicht auch schon deutlich länger) noch nie so verstaatlichungsfreundlich/-versessen wie die alte Labour. Worin soll die vergleichbare Schieflage der SPD bestehen? Es mag sein, dass Großbritannien wenig 68er-betroffen ist, aber dafür müsste ein überzeugenderes Argument her.

Alfons Kuchlbacher | Di., 30. Mai 2017 - 05:34

Ich möchte noch ergänzen, dass möglicherweise Wurzeln des 68er-Sozialismus auch im preussischen Sozialismus liegen (Spengler: Preußentum und Sozialismus - "illiberal und antidemokratisch" oder Hayek: Der Weg zur Knechtschaft).

Ralf Vormbaum | Di., 30. Mai 2017 - 08:05

"Die Kulturrevolution in Italien und in der Bundesrepublik hat aber weder einen neuen Menschen hervorgebracht noch zu einer befriedeten und befreiten Gesellschaft geführt, sondern Prozesse der Erosion in Gang gesetzt, die am eindrucksvollsten im Terrorismus ihren politischen und sozialen Ausdruck fanden. Es ist der neomarxistischen Kulturrevolution weder in Italien noch in der Bundesrepublik gelungen, das moralische und kulturelle Erbe der Aufklärung und des Liberalismus zu bewahren und im Sinne des Hegelschen Begriffs in eine sozialistische Gesellschaft aufzuheben. Das ist auf dem Boden einer materialistischen Philosophie, die im Menschen nichts anderes zu sehen vermag, als das Ensemble seiner sozioökonomischen Interessen und Verhältnisse, grundsätzlich unmöglich...Die Vollendung des Liberalismus, die Marx wollte, kann nur als Anarchismus oder als Totalitarismus sich verwirklichen." Günter Rohrmoser, Krise der politischen Kultur, 1983, v.Hase & Koehler Verlag

Ralf Vormbaum | Di., 30. Mai 2017 - 08:14

In seinem Buch stellt Rohrmoser weiter fest: "Den Rückfall in die Naturwüchsigkeit und Blindheit seiner Praxis bezahlt das aufgeklärte Selbst mit seinem Verlust. Aufklärung wird subjektlos und dankt ab zugunsten eines Prozesses, der von niemanden gewollt und verantwortet sich über die Köpfe seiner Agenten und Promotoren hinweg durchsetzt, und dem Walten eines mythischen Schicksals immer ähnlicher wird...Die Geschichte verflüchtigt sich zu einem Moment absoluter Kontingenz. Es ist daher kein Zufall, daß die in die Phase ihrer Selbstliquidation eintretende Aufklärung zu einer Reaktualisierung für archaisch gehaltener Strukturen und Mächte führt...Am Ende des säkularen Fortschrittsglaubens und der ihn inspirierenden Utopien hat sich das revolutionäre Potential erschöpft.""

Günter Rohrmoser, leider ein inzwischen vergessener Philosoph, ist den Gründen der Dekadenz der Moderne nachgegangen, statt sie nur zu beschreiben.

in der deutschen Kontinuität des Denkens.
Danke für diesen Hinweis.
Ob er aber einen Blick für die emanzipatorischen Momente der 68 hatte, wage ich nach einem kurzen Blick auch in Wiki zu bezweifeln.
Die kritischen Entwicklungen könnte er im Blick gehabt haben.
Bei Wiki zu lesen ist z.B., dass er die russische homophobe Reaktion auf Volker Beck nicht nur - überwiegend schon bedauerte - negativ gesehen hat.
Mein Dilemma ist eigentlich nie gewesen, dass ich konservativ gewesen wäre, ich konnte glaube ich denken.
Das hat mich speziell von Kopfgeburten ferngehalten, aber auch von denen der Konservativen oder Nationalen, Liberalen etc.
Halten wir einmal fest, die Idee "und er sprach, es werde Licht und es ward Licht" in allen Versionen der Völker mußte für mich als Frau Unfug sein.
Jede auf das eigene Herkommen unreflektierte Selbstermächtigung konnte zwar auch mal stimmen, transportierte aber zuviele Unwägbarkeiten.
Gnwti seauton

Inwieweit man die "emanzipatorischen Momente der 68" als Gewinn verbuchen muss, darüber lässt sich in der Tat trefflich streiten. Leicht verwechselt man dabei Dekadenz mit Emanzipation, bzw. der springende Punkt ist eben, was Emanzipation von Dekadenz unterscheidet. Wo das Befreiende im rein Formalen aufgeht, hat sich die Dekadenz längst durchgesetzt.

Udo Dreisörner | Di., 30. Mai 2017 - 09:31

... streift der Artikel meine frühen Jahre nur dezent. Ich wusste als Kleinkind ja nicht was passierte. Aber diese grauenhafte RAF hatte sich mit Schleyer und den anderen Morden / Attentaten in mein junges Gehirn gebrannt. Sicherlich war der Gedanke den Nazi-Muff, die Atomkraft und die Waffen der Aufrüstung aus dem Land zu fegen richtig. Aber es legitimierte nicht für Mord. Langhans und Obermaier, auweia, manche kriegen ja die Kurve nie.

Schon gar nicht den "Nazi-Muff", also totalitäre Denkstrukturen. Im Gegenteil, die 68er haben den Faschismus in seiner linken/marxistischen Ausprägung nur neu etabliert und dieser Ungeist wirkt bis heute nach. Der Philosoph Günter Rohrmoser, den ich an anderer Stelle schon zitierte, stellt zu den Denkmodi der 68er fest, dass die gesellschaftliche Entwicklung auf einen Zustand zulaufen könnte, in dem lediglich noch zwischen zwei Ausdrucksformen politischen Totalitarismus zu wählen wäre. Der Versuch einer Wiederherstellung der unmittelbaren Einheit mit der Natur bedeute 'die durch den Logos gebrochene Herrschaft des Mythos' wiederherzustellen, was politisch nur zu einem neuen Faschismus führen würde. Die konsequente Fortführung der im Prinzip technologischer Naturbeherrschung liegende Logik führe hingegen zu einer 'Herrschaft der Technokratie in universalisierter Form', was in seinen Folgen von denen des Faschismus politisch kaum zu unterscheiden sei.

... ich habe nicht behauptet das ausgefegt wurde, wurde es ja auch nicht, aber der Gedanke war ja asnich nicht falsch. Diese links verkorkste Truppe war/ist das andere extrem...

ist ein Zirkelschluss, obwohl? der Kontrapunkt Pate gestanden hat? Adorno war bewandert in Musik.
Mythos kann Aufklärung dienen und diese kann irren. Hitlers "NeuMythen" waren gegen Aufklärung, sein "Fortschritt" Diktatur/Krieg
Da war Engels weiter?
Es macht Sinn, wenn man die Frau konstitutiv setzt.
Die dialektischen gesell. Verhältnisse von Mann/Frau organisieren sich großen Teils über Natur sprich ungewußte Intelligenz, sonst wäre die Menschheit schon lange ausgestorben.
Das Risiko bewußter Intelligenz ist immer auch die Kopfgeburt, weshalb ich unbedingt an parl. Demokratie, eben Zusammenfassung `gewusster´ und `nicht´ gewusster Intelligenz festhalte und durch Volksentscheide weiter stabilisieren möchte.
Expertentum schafft auch Risiken.
Ein autorit. Gottesstaat kann die Welt auf den Kopf stellen.
Gott sind wir alle, was zum Tragen kommt, wenn sich falsche/verkehrte Götter ausrufen.
Welche Macht Gott hat, weiss ich grad nicht.
Hat er welche, dann hat er.
Wippt mehr

Ines Schulte | Di., 30. Mai 2017 - 10:22

... "Wir können inzwischen auch milde sein, denn wir haben sie bald überstanden" - das schreibt Herr Schwennicke in seinem brillanten Kommentar vor 10 Jahren. Das zeigt aber auch: So weit ist es noch immer nicht. Denn so milde und tolerant wir immer noch sind , - sie selbst sind es oft nicht. Nicht mal altersmilde. Sonst könnten sie nicht Kräfte mobilisieren, um einen neuen, konservativeren Zeitgeist zu verhindern.

Christop Kuhlmann | Di., 30. Mai 2017 - 10:44

es ist natürlich schwer über etwas zu schreiben, was so wenig definiert ist wie "die 68er". Der Protest war durchaus notwendig. angesichts einer rigiden und verklemmt-bigotten Bundesrepublik. Ist es ihre Schuld, dass aus der sexuellen Befreiung eine Pornoindustrie entstand und sie auf diese Weise die Durchkapitalisierung der Lebensverhältnisse förderten? Das viele Initiativen in einem politischen Extremismus endeten, der mindestens so engstirnig war, wie "das System" das sie zu bekämpfen vorgaben? Das viele psychosozialen Experimente in einem Drogensumpf versanken? Das alles kann man als notwendige Kosten gesellschaftlicher Umbrüche sehen. Sie wurden nicht von den 68'ern ausgelöst, sie wurden nur von diesen Umbrüchen geprägt. - Was mich stört sind die Leute, die nicht gemerkt haben, dass die Party in den 80'ern zuende war, die Nach- und Mitläufer, die aus abesicherten Positionen seit vierzig Jahren dieselben Dogmen hochhalten und Lernprozesse und Differenzierungen verhindern.

Reinhard Oldemeier | Di., 30. Mai 2017 - 11:17

Der Artikel ist zwar schon etwas Älter, aber immer noch aktuell.
Wieviele Schüler mussten schon die Lehrer etragen, die in dieser Zeit auf den Unis gehockt haben. Ganze Lebenswege wären anders verlaufen. Vielleicht gäbe es Heute weniger verkrachte Existenzen.
Selbst in vielen Medien kommt man sich wie bei Lehrer Lempel vor. Der mit erhobenen Zeigefinger warnt, nicht vom rechten Weg abzukommen.
Die moralinsaure Belehrung der 68er Jahre pfeift durch alle Ritzen der Gesellschaft. So richtig erkannt.
Selbst der evangelische Kirchentag kommt nicht ohne den Pathos der 68er aus, anstelle sich auf Martin Luther zu besinnen, wird es politisch.
Das Schlimmste daran ist Sie können nicht loslassen.
So ist auch eine nachfolgende Generation verloren gegangen. Die eigentlich auch eine Chance auf Ihren eigenem Lebensweg gehabt hätte. Diese ist aber immer noch in Schockstarre vor der 68er Meinungsmacht.

Dr. Lothar Sukstorf | Di., 30. Mai 2017 - 12:35

Die 68ziger waren weder eine Putztruppe, die "Nazi-Deutschland" ausfegten, noch haben sie irgendwelche sonstigen positiven Verdienste. Im Gegenteil! Ausser Wegbereiter der RAF zu sein!
Das Alles ist auch so eine Verklärung. Es war eine in der westlichen Welt auftretende Massenpsychose. Miniröcke, Beatles, Woodstock, Bob Dylan etc. haben wenig oder gar nichts mit 1968 zu tun. Das ist genau so falsch, wie John F. Kennedy zum Vorreiter der sexuellen Befreiung auszurufen! Solche Leute wie Cohn-Bendit verdienen mit "1968" heute immer noch ihr Geld. Die Adenauerzeit mit einer vermufften Spätznazi-Ära gleichzusetzen ist genauso falsch, wie der Biedermeierzeit etwas gänzlich Unpolitisches zuzuschreiben. Und ob Rudi Dutschke mit seinem pseudointellektuellen Geschwafel heute überhaupt noch einen Hauptseminarschein bekommen hätte, sei mal dahingestellt. Ich kann für das, was an Auswirkungen auf uns, nach 68, bis heute vorhanden ist, beileibe nichts Positives ausmachen.

Dorothee Sehrt-Irrek | Mo., 5. Juni 2017 - 11:27

Antwort auf von Michaela Diederichs

viel zu gut aus! Besonders für Pädophilie! Da wäre er höchstens Opfer geworden.
Er konnte schliesslich nicht die ihn umlagernden Frauen? über-springen, ging doch über die Brücke, ist sogar Patchwork-Vater? geworden.
Ich habe jahrelang diesen Zeitungsauschnitt mit ihm und Gloria von Thurn und Taxis an der Pinwand gehabt, weil sie so ein schönes Paar waren:)

Ingbert Jüdt | Di., 30. Mai 2017 - 13:10

Nehmen wir einfach mal an, dass das stimmt! Warum sind dann aber so viele Leute demonstrieren gegangen? Einfach nur, weil sie sie für falsch gehalten haben? Nein! Sondern darum, weil der damalige amerikanische Präsident vom "Reich des Bösen", vom "gewinnbaren Atomkrieg" und vom "Krieg der Sterne" blafaselt und die Neutronenbombe ins A-Waffen-Arsenal der USA aufgenommen hat. Wäre der Kontext der Nachrüstung so nüchtern gewesen, wie man ihn nachträglich herbeischreiben will, dann hätte sich die deutsche und die amerikanische Regierung den damaligen Umfang der Friedensbewegung leicht und locker ersparen können.

Harro Meyer | Di., 30. Mai 2017 - 13:13

Ich werde das ungute Gefühl nicht los, dass sich da nicht viel geändert hat. Wir sind ein in zwei verlorenen Kriegen diszipliniertes und gut organisiertes Volk, das Demokratie gelernt hat, immer mit dem Anspruch: "Am Deutschen Wesen soll die Welt genesen". Dass der slawische Kommunismus nichts ist, haben wir beim Hitler gelernt, dass der amerikanische Kapitalismus für uns nichts ist, hatte der zwar auch schon ohne Erfolg gesagt. Ob wir daraus gelernt haben, wage ich neuerdings zu bezweifeln.

Margrit Sterer | Di., 30. Mai 2017 - 13:42

Die 68er haben bis heute derart viel Unheil angerichtet, dass es Zit wird, dass wir das endlich mal beenden. Die Nachfolger der Ur-68er sind di Grünen.
Wie wir wissen, haben sich die 68er durch die Institutionen gekämpft und dort ihren Müll hinterlassen.
Es sollte offen darüber geredet werden und endlich der Müll beseitigt werden

Walter Meiering | Di., 30. Mai 2017 - 14:34

Ich selbst bin Abiturjahrgang 1968, habe also diese Zeit in all ihrer Widersprüchlichkeit erlebt. Natürlich war das Land im Umbruch. Aber das kam nicht durch die 'Studentenrevolte', die allenfalls ein Sturm im Wasserglas war, sondern durch so revolutionäre dinge wie Westbindung, Freundschaft mit Frankreich und USA, Nato-Mitgliedschaft und Gründung der EWG. Der wirkliche Revolutionär war also Adenauer, nicht die Mitläufer und Mitschreier auf irgendwelchen Studentendemos. 'Ihr habt nicht verändert. Ihr wurdet verändert', sage ich immer zu selbsternannten '68ern, die keineswegs revolutionär, sondern nur wildgewordene Wohlstandspießer waren.

Jacqueline Gafner | Di., 30. Mai 2017 - 15:17

der 68er-Generation war leider erfolgreicher als man sich das als Zeitzeuge bereits der Anfänge dieser politisch links bis linksaussen stehenden Anti-Establishment-Bewegung gewünscht hätte, die ihren Ausgang vorab im studentischen Milieu nahm und sich von da aus in der entsprechenden Altersgruppe zu dem mauserte, was man heute Mainstream nennen würde. Längst nicht alle, die da mitmachten, waren Überzeugungstäter, viele beugten sich schlicht dem Gruppendruck oder nutzten die Chance, um den Alten, Etablierten, Ami-Freunden etc. pp. einmal so richtig den Stinkefinger zu zeigen und sich im Namen der Revolution all das zu gönnen, was gemeinhin verpönt bis verboten war. Der harte Kern tickte anders, der ging in die Politik, im Extrem bis hin zum bewaffneten Kampf, oder machte Karriere im öffentlichen Dienst, an Universitäten, in der Medienbranche, in NGOs - mit im Ansatz unveränderter Grundhaltung, die bis heute ihre Früchte trägt. Das sollte man bei allem Spott nicht ausblenden.

Konrad Kugler | Di., 30. Mai 2017 - 15:31

Was wollen die Deppen eigentlich?

Ich war damals 25, die Studentenrevolte für mich völlig unverständlich.

Na ja, ich hatte keinen Sponsor, wollte einen Hausstand gründen und beruflich weiter kommen.

Dr. Lothar Sukstorf | Di., 30. Mai 2017 - 17:15

Antwort auf von Konrad Kugler

Die Mehrheit der damaligen Studenten waren bestimmt keine sogenannten 68ziger. Ich bin und war Zeitzeuge. Das Ganze war allenfalls ein "postpubertärer Scheiss". Und einige wohlbekannte Professoren haben sich vor den Karren spannen lassen. Die Nachfolger der 68ziger sind die Grünen und was die in den letzten 30-40 Jahren angerichtet haben, das schadet uns heute gewaltig. Erschreckend jedoch ist, wie heftig sich die 68ziger und spät68ziger und Grünen-Attituden in den Redaktionsstuben der Medien festgesetzt haben.

Hubert Sieweke | Di., 30. Mai 2017 - 15:52

Wie damals, 1968 pp., hat man danach sehr viel Brimborium um diese Szene gemacht, die im Endeffekt sehr wenig zum weitere Aufbau er BRD beigetragen hat. Zum Glück gab es auch nach 1968 noch genügend junge Menschen, die ihr Heil in der Wirtschaft gesucht haben und statt halbintellektuelles Gesülze, besser über Gründer- und Pioniergeist nachdachten. Deshalb gab es den Aufschwung im Mittelstand und deshalb konnte genügend Geld verdient - und Steuern gezahlt - werden, damit diese Szene überhaupt existieren konnte. Sie speiste sich vornehmlich mit staatlichen Mitteln. Das Rio's Kofferträgerin einmal BundestagsVizePräses wird, hätte bei ihm damals wohl Gelächter hervorgerufen.

Christa Baisch | Di., 30. Mai 2017 - 17:59

Die Frauen der 68er

‚Wer zweinmal mit der gleichen pennt, gehört schon zum Establishment.’ Wir haben darüber gelacht, wir fanden es sehr emanzipiert, diesen Spruch der Freiheit, frei zu sein nach Lust und Laune. Den Spruch ‚wer zweimal mit dem gleichen pennt, gehört schon zum Establishment‘, gab es nicht. Ist niemand aufgefallen, mir auch nicht. Ich bin eine Frau. Jetzt ist der Artikel schon fast zu Ende, eine Sprachlosigkeit tut sich auf, es fehlen die Worte. Natürlich hatte man diesen Spruch, der von den Männern in Bezug auf die Frauen gut zu finden, auch die Frauen. Ich habe gelitten wie eine Sau. Wenn der Mann, den ich meinen Freund nannte, mit ihm eine intime Beziehung hatte, wenn er also ganz selbstverständlich sein politisch anerkanntes Recht, was zu seinem natürlich Recht wurde, wahrnahm und mit einer anderen pennte, dann hatte ich das ebenso natürlich und politisch korrekt hinzunehmen. Da brauchte man doch nicht darüber zu diskutieren. Ja, ich war kleinbürgerlich, neurotisch

Michaela Diederichs | Di., 30. Mai 2017 - 19:14

Antwort auf von Christa Baisch

Auch ich habe diese Zeit als Frauen verachtend empfunden. Hatten Frauen bis dahin wenigstens noch als Hausfrau, Mutter, - mit Erlaubnis des Ehemannes - auch als Berufstätige Wertschätzung erfahren, war es durch die 68er damit vorbei. Ich möchte die 68er und die daraus folgenden Grünen nicht schlechter machen als sie sind, aber sie haben Werte verbrannt ohne neue anzubieten. Jene, die bedingungslos folgten und folgen, sind heute vielfach alternde bzw. alte Singles. Wofür haben die gelebt bzw. leben sie? In den vergangenen 40 Jahren kletterten die Zahlen der psychischen Erkrankungen von zwei Prozent auf 15,1 Prozent. Gerne wird dies mit beruflichem Stress in Verbindung gebracht. Das halte ich für vorgeschoben. Ich denke, es ist Vereinsamung. Ehe und Familie gehören m. E. zu den Stabilitätsankern der menschliches Spezies. In den Augen der 68er ist das natürlich reaktionär.
http://psyga.info/psychische-gesundheit/daten-und-fakten/

Rolf Pohl | Di., 30. Mai 2017 - 18:13

... wie gut, dass es zu deren Zeiten noch keine sog. sozialen Netzwerke incl. Ei-Fon gab.
Egal, die schicken Revolutzer wurden auch so bekannt. Stern an der Kappe, Wohnkommune erfunden, mildes Lächeln und Dschungelspaß gegen Salär, fertig sind zwei harte, modische Revolutzer.
;-) putzig!

peter hauser | Di., 30. Mai 2017 - 18:46

< Hohler Bombast um ein wirres Weltbild >

Wer nicht wirklich dabei war muß wohlmöglich dem zustimmen...:-)
"Wen`s denn der Wahrheit dient" (Teufel)

Natürlich wird und wurde dieses und jenes "den" 68.ern zugeschrieben und vielleicht waren höchstens 10 bis 20 Prozent eines(?) betroffenen Jahrgangs beteiligt, aber wirkmächtig waren "wir" schon...., wenn auch nicht immer so kolportiert, wie zitiert !

Wesentlich war ein Mögliches, das rücksichtslos war, im besten, wie im schlimmsten Sinne.
So mag sich ein jeder herraussuchen was er mag. Bedeutsam bleibt wohl die daraus verfügsame ideologische Versuchung, die im totalitärem Gebären, dieser Generation immer noch anhaftet...Sie sind und bleiben Söhne ihrer Väter, jetzt idyllisch, ökologisch-pzifistisch, aber immer auf der "richtigen" Seite___:-)

Cecilia Mohn | Di., 30. Mai 2017 - 21:29

Danke für den blendenden Artikel. Ja, die 68iger sind - wenn ich mich nicht irre - einer amerikanischen Lebenswelt aus derselben Zeit entsprungen und über den Atlantik geschwappt, um alte Kultur zu zermürben. "Professor du Sau, ich ficke deine Frau" - ist schon ein blöder Slogan, oder?
Der Wille zur Leistung und der Wille zur Familie sind abgeschafft worden, So wie es der Artikel beschreibt. Und was ist geblieben oder hinzugekommen? Der Wille, unendlich präsent zu sein - möglichst in einer Person, die mit 70 Jahren so tut als wäre sie zwanzig. Jugendkult. Alle Diktatoren betreiben Jugendkult. Die Weisheit des Alters schätzen nur Evolutionäre. So sind die 68iger schließlich an die Stelle derer getreten, die sie bekämpfen wollten. Wie peinlich. Was wäre besser? EINE NEUE RENAISSANCE.

Cecilia Mohn

Toni Zweig | Di., 30. Mai 2017 - 21:55

Sehr geehrter Herr Schwennicke, ich schätze Ihre Zeitschrift sehr, doch dieser Artikel befremdet mich in seinem Furor, er schießt über sein Ziel hinaus, schade, Sie argumentieren doch auch sonst differenziert! Sie tun das, was Sie der Generation vorwerfen, es fehlen die Zwischentöne, somit all die wesentlichen Graufacetten, die zwischen Schwarz und Weiß liegen und auch die sogenannte 68-er Zeit in ihrem historischen Gewordensein mitgeprägt haben. Auch wenn das manche der damaligen Protagonisten in ihrer Person nicht verkörpert haben. "Hinterher ist man immer schlauer" sagt der sogenannte Volksmund - das Urteil der Nachgeborenen sollte das auch hier berücksichtigen! Freundliche Grüße!

Wolfgang Lang | Di., 30. Mai 2017 - 23:22

Unvergesslich bleibt das Jahrhundertwerk der 68er. Die Erfindung des "Zentralrats umherschweifender Haschrebellen". Heute, wo wir uns mit etlichen armseligen Zentralraeten herumschlagen muessen, bekommt man da feuchte Augen. Manches war frueher eben doch besser. Oder wie der Lateiner lakonisch feststellt: O tempora o mores.

Hans Maier | Di., 30. Mai 2017 - 23:48

Die 68er standen im Gefolge der enttäuschten Flakhelfer-Generation. Was man oft von diesen letzteren hörte, war die Formel "Alles war Lüge".
Ihre Enttäuschung darüber, dass Deutschland nicht, wie stets wiederholt, unbesiegbar war, wurde von den Besatzungsoffizieren dazu genutzt, eine Gesamtumerziehung in Gang zu setzen. Das mag man als Demokrat bejahren.
Das Problem ist aber, dass manche Besatzungshelfer wie Adorno ihren Hass auf Deutschland in perfider Weise in die junge Generation selbst einpflanzten. Motto: Du bist nur dann ein guter Mensch, wenn du deine eigenen Eltern und dein ganzes Volk hasst. (Jäger, Adorno, S.220-239, 249, 290)

Insofern haben sich Auswüchse zur Geltung gebracht, die natürlich keineswegs eine objektive Aufarbeitung zum Ziel hatten, sondern eine geistige Fortsetzung des Krieges waren und das Ziel der psychologischen Zerstörung unserer Familien verfolgten.
In vielen Fällen mit Erfolg, wie man feststellen muss.

Reiner Birk | Mi., 31. Mai 2017 - 04:51

„Sie, die verirrten 68er, haben Verheerungen angerichtet, die bis heute nachwirken: Leistungswille und Kinderwunsch fehlen noch heute“. Unsinn ... Deutschland ist wie eh und je wirtschaflich führend, an Leistungsbereitschaft hat es nie gefehlt; Kindermangel herrscht auch in vielen Ex-Diktaturen (ohne 68er): Japan, Italien, Ex-Ostblock. Man sollte zudem nicht verschweigen, dass die inneren Zerrüttungen und Werteverluste der Deutschen ursächlich auf die Katastrophenzeit von 1914 bis 1945 zurückgehen, und die Deutschen selbst waren dabei ja nicht nur die Opfer. 1968 ist das Pendel zurückgeschlagen. Außerdem: die hier vielgescholtenen Grünen haben dankenswerterweise den Atomausstieg bewirkt, das wiegt viel auf. Und ist die damalige Kapitalismuskritik nicht nach wie vor grundsätzlich berechtigt? Plutokratie, globale Ausbeutung, Umweltzerstörung - Cicero, übernehmen Sie! Doch nein, unser wahres Unglück sind die 68er! ... Wenn schon Kritik, dann bitte stichhaltig und weniger selbstgerecht.

Stefan Zotnik | Mi., 31. Mai 2017 - 09:22

motivierte Ablehnung der deutschen Kultur und den Willen zur "Verwässerung" durch Zuwanderung und Zwangsveränderung (Gender Mainstreaming, etc.) thematisiert, wäre der Artikel auf der Höhe der Zeit.

Aber auch so war er sehr lesenswert.
Vielen Dank dafür.
Schade, dass er nicht im aktuellen Cicero mit dabei ist.
Diese Bissigkeit hätte der Ausgabe sehr gut gestanden.

Die 68er - und mit ihnen scheinbar die Grünen - haben abgewirtschaftet. Es ist vielleicht noch nicht alles verloren in diesem Land.
Die jungen Deutschen ohne Migrationshintergrund, die ich kenne, werden sich mehr und mehr bewusst, was diese Ideologie mit ihrem Heimatland in zwei Generationen angerichtet hat. Fast alle meine Freunde, die sich in festen Partnerschaften befinden, haben zwei oder mehr Kinder. Bei den anderen ist das zweite entweder unterwegs oder sie können keine Kinder bekommen.
Die kinderlosen Deutschlandhasser sind in meinem Umfeld sehr rar geworden.

Gut so!

Robert Müller | Mi., 31. Mai 2017 - 11:14

Hätte nicht gedacht, dass das Thema für so viele Kommentare gut ist. Ich meine, das ist 50 Jahre her! Das Thema hat doch heute Null Relevanz, es taugt nur noch zur Folklore oder zum Buhmann der AFD.

Aber offenbar habe ich mich getäuscht.

Stefan Zotnik | Mi., 31. Mai 2017 - 11:34

Antwort auf von Robert Müller

Warum hat das Thema Ihrer Meinung nach keine Relevanz?

Die Vertreter der 68er sitzen derzeit vor allem in Justiz und Bildung überall in den Führungsetagen. Ihre Ideologie hat das Land dauerhaft und möglicherweise unumkehrbar verändert. Es gibt mMn nicht viele Themen, die gesellschaftspolitisch diese Tragweite haben, wie die Machenschaften der 68er und denen, die ihrem verabscheuungswürdigen Weltbild hinterher rennen.

Robert Müller | Mi., 31. Mai 2017 - 13:46

Antwort auf von Stefan Zotnik

Wenn heute jemand 65 Jahre alt ist, dann war er/sie vor 50 Jahren 15 Jahre alt. Das heißt bestenfalls, dass die 2. Generation der 68er heute in Justiz und Bildung wichtige Entscheidungen treffen. Welche Menschen sind das? Das sind diejenigen, die damals als Erste ihrer Familie an eine Hochschule konnten und diejenigen, die damals aus konservativen Dörfern in die großen Städte gingen, z.B. die Berliner Schwaben. Für diese Menschen war 68 ein großer Aufbruch in eine bessere Zukunft. Vielleicht erinnern Sie sich an die Geschichte von vor einigen Jahren als bekannt wurde, dass Joschka Fischer Polizisten verprügelte ehe er Vizekanzler und Außenminister Deutschlands wurde. Hat niemand interessiert. Fischer ist der Prototyp dieser 2. Generation. So ein sozialer Aufbruch ist nicht wiederholbar (bei Einwanderern schon), deshalb kommen jetzt die Nachteile in Sicht. Mit z.B. Rainer Langhans und Uschi Obermaier in der Berliner Kommune 1 hat das aber nichts zu tun.

Robert Müller | Do., 1. Juni 2017 - 05:19

Antwort auf von Robert Müller

"Fischer ist der Prototyp dieser 2. Generation.". Sorry, der Satz ist Unsinn. Fischer ist ein Prototyp der 1. Generation. Ich glaube nicht, dass er ein Vorbild für die 2. Generation war, eher so etwas wie ein Wegbereiter. Ich habe in der Wikipedia nachgelesen, ob er irgend etwas studiert hat und fand nichts. Er scheint seine Kindheit im Umland oder am Stadtrand von Stuttgart verbracht zu haben, bis er dann nach Frankfurt ging und sich im akademischen Milieu rumtrieb. Also, eine Aufsteigergeschichte. Ich bin sicher vor 68 wäre so eine Karriere nicht möglich gewesen, höchstens vielleicht bei der SPD, doch da wäre Man Arbeiterführer und Frau Arbeiterin geworden und nicht Akademiker/Akademikerin. Übrigens, ich glaube Akademikerin werden zu können war in DE noch neuartiger, so war früher bei Frauen Fabrikarbeit, etwa in der Bekleidungsindustrie, sehr verbreitet. Gibt es alles nicht mehr, heute sind akademische Dienstleistungsberufe der Hauptteil der Jobs für Frauen.

Martin Wessner | Mi., 31. Mai 2017 - 18:28

Die 68ziger sind vorallem das Ergebnis des "Youth-Bulge", der sich im Westen als sogenannter "Baby-Boom" bis 1965 aufblähte. Aufgrund der damaligen Bildungsreformen gab es einerseits viele akademisch gebildete junger Männer(Studenten) die Karriere machen wollten, aber anderseits nur eine begrenzte Zahl an gehobenen sozialen Positionen, die sie besetzen konnten. Und wie verschafft man sich als Newcomer einen komfortablen Platz in der Gesellschaft, wenn viel zu wenig Stühle frei sind? Genau! In dem man die Sitzenden aus dem "Establishment" mit wilden Gebärden aus den Sesseln scheucht und sich dreist selbst auf die noch warmen Polster setzt. Genau das haben die 68ziger mit ihrem "Marsch durch die Insitiutionen" gemacht. Die Welt verbessern wollten sie nicht, ihr höchstpersönliches Fortkommen und Wohlergehen allerdings schon. Die Ideologie des Marxismus war ihnen nur ein austauschbares Mittel zum Zweck. Heute wären die juvenilen 68ziger vermutlich große Fans des Islamismus. Wer weiß.

Stefanie Reger | Sa., 3. Juni 2017 - 12:35

Dass die Situation in Großbritannien ganz anders ist, liegt weniger an 1968 (in der Tat hier bedeutungslos) sondern der Nachkriegsmisere und der anschließenden Radikalkur durch Maggie Thatcher. Völlig absurd ist es zu sagen:

"Die Sozialismusformel der deutschen Sozialdemokraten wird noch die nächsten drei ­Grundsatzprogrammdebatten unbescha­det überstehen. Tony Blair hat „Clause 4“, die Verstaatlichungsformel von Labour, schon vor 22 Jahren getilgt."

Das klingt so, als wäre die Labour die moderne, die SPD die verstaubte Partei gewesen. Tatsächlich war es doch umgekehrt: die SPD hat sich bereits 1959 von der marxistischen Klassenpartei in eine moderne Partei gewandelt (und den "demokratischen Sozialismus" als Folklore behalten), während Labour sich bis Tony Blair in Verstaatlichungsphantasien erging. Und das war nach Labours grandiosem Scheitern vor und nach 1979.

Dr.Wolfgang Strott | Mo., 5. Juni 2017 - 18:30

Beim Lesen der Beiträge im aktuellen Cicero über die 68er Zeit fällt auf, daß zwar immer wieder Adorno und die Frankfurter Schule als Ideengeber genannt werden, doch ein Name fällt erstaunlicherweise nie
nämlich Saul Allinskys Buch:" Rules for Radicals" und sein Buch über Community forming.Es ist zu einen die Blaupause für den Marsch durch die Instanzen. Was aber noch wichtiger für die Kinder und Enkel der 68er in Entscheidungsfunktionen ist, wie man breite Bündnisse auch gegensätzlicher gesellschaftlicher Gruppen schmiedet( bei Allinsky eine Koalition zwischen Linken,Katholiken und Gewerkschaften ,in Deutschland nennt man dies gesellschaftlich relevante Gruppen) und wie man politisch mißliebige Menschen behandelt(ridicule them,fix them,freeze them).Kommt dies dem geneigten Leser bekannt vor?Ich hätte nie gedacht,daß Denunziation und Gesinnungschnüffelei in Deutschland fast 28 Jahre nach der DDR wieder Konjunktur hat. Das ist wohl das giftigste Erbe von 68.

Jürgen F. Matthes | So., 30. Juli 2017 - 14:33

Die heutige Verklärung der "68er" kommt von den damaligen Aktivisten und ihren intellektuellen Unterstützern, die "revolutionäre Gewalt" zu rechtfertigen versuchen. Als damaliger Studentenvertreter der TU Berlin (1964 -1968) erlebte ich hautnah, wie jeglicher Ansatz zu einer offenen Diskussion durch Terror unterdrückt wurde.

Marlene Preusker | Di., 27. März 2018 - 00:19

Gewalt gegen Sachen oder gegen Personen, das war die entscheidende Frage,