Angela Merkel und Recep Tayyip Erdogan bei einer Pressekonferenz
Keine Freunde: Angela Merkel und Recep Tayyib Erdogan / picture alliance

Deutschland und die Türkei - Wegducken hilft nicht gegen orientalische Despotie

Das Verhalten der deutschen Regierung angesichts der maßlosen Wuteruptionen Erdogans grenzt an politische Selbstverleugnung. Dass die Türkei in dieser Situation weiter mit europäischen Geldern subventioniert wird, ist geradezu ein Hohn

Autoreninfo

Klaus Strohmeyer ist Autor von verschiedenen Büchern und Rundfunksendungen. Er schreibt außerdem für verschiedene Medien, unter anderem die Zeit und den Tagesspiegel.

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Polizisten und Geheimagenten arbeiten mitunter „undercover“, im Geheimen, mit verdeckter Identität. Es scheint, das passt recht gut auf die politische Situation des sich im Augenblick in mehreren Konflikten politisch wegduckenden Deutschland. Von der deutschen Regierung wird dieses Verstecken der eigenen Identität zurzeit als alternativlose diplomatische Strategie ausgegeben. Vor allem im Konflikt mit der Türkei. Aber ist sie wirklich alternativlos?

Von vielen deutschen Bürgern wird diese Art politischer Klugheit, „Deeskalierung“ genannt, wohl eher als Opportunismus oder Konfliktscheue empfunden. Sie fühlen sich nicht angemessen repräsentiert, manche sogar im Stich gelassen. Müsste Regierungspolitik nicht darauf ausgerichtet sein, das Entstehen kollektiver Komplexe, unkontrollierbaren Groll und nagende Ohnmacht in der „Volksseele“ möglichst schon im Keim unschädlich zu machen?

Es hätte gar nicht so weit kommen dürfen

Es ist unberechenbar, im emotionalen Bereich eine Art mentale Befriedung durch Abwiegelung zu betreiben. Besser als den türkischen Nadelstichen, nein, Lanzenstößen, nachzugeben, wäre gewesen, ihnen vorzudenken. Es gar nicht dazu kommen zu lassen, dass sich politisch instrumentalisierbares emotionales Erpressungspotenzial anhäufen konnte.

Das Verhalten der deutschen Regierung angesichts der maßlosen Wuteruptionen Erdogans gegenüber den Niederlanden und Deutschland und anderen türkischen Wunschgegnern und Sündenböcken (wie den Kurden oder den Mahnern der Anerkennung des abgestrittenen Völkermords an den Armeniern) grenzt an politische Selbstverleugnung.

4,8 Milliarden Euro Subventionen

Es gibt noch weitere fragile Fronten, an denen von deutscher und europäischer Seite versäumt wird, dem Gefühl des Ausgesetztseins und Vorgeführtwerdens entgegenzuwirken: das Assad-Syrien, das Trump-Amerika, das Kaczynski-Polen, das Orban-Ungarn, das Assisi-Ägypten, das Netanjahu-Israel sind nur einige Beispiele. Auch wenn die Erdogan-Türkei sich zweifellos aktuell als spitzester Dorn in die deutsche Seele bohrt.

Dass die Türkei zu allem Überfluss mit europäischen Geldern aus einem Topf zur „Förderung von Demokratie, Zivilgesellschaft und Rechtsstaatlichkeit“ mit immerhin 4,8 Milliarden Euro subventioniert wird, um die kemalistische Republik in eine Einmann- und Einparteien-Despotie umzubauen und eine Diktatur zu errichten, ist geradezu ein Hohn.

Deutschlands wunder Punkt

Auf das Zündeln von türkischer Seite wurde von der deutschen Regierung eine rote Linie angemahnt, die nicht überschritten werden dürfe. Diese rote Linie kreist, wie könnte es anders sein, vor allem das deutsche Trauma ein: die mörderische nationalsozialistische Vergangenheit. Da ist Deutschland besonders verletzbar. Es ist wie auf dem Schulhof, Kinder wissen ziemlich gut, wo der schwache Punkt des Streitgegners liegt, in den sie hineinpieken müssen, um ihn „auf die Palme“ zu bringen. Doch Deutschland und die Türkei sind dem schulpflichtigen Alter längst entwachsen.

Natürlich ist es nicht einfach und unproblematisch, Volkes Wille zu repräsentieren, und noch schwieriger, Volkes Bauchgefühl zu moderieren. Politik nach der emotionalen Lage der Nation oder den Stammtisch-Referenden auszurichten wäre gefährlich und letztlich auch antidemokratisch. Politik hat vorzudenken, nachdenken reicht nicht. Und sie hat auch Gefühlen eine intellektuell anspruchsvolle, racheresistente Gestalt zu geben. Sie darf sich nicht von ihnen leiten oder gar übermannen zu lassen, um der „Kopf-ab“-Verkürzung von Argumenten aus dem Instrumentenkoffer der Wutbürgerreflexe das Fähnlein der Vernunft entgegen zu halten.

Orientalische Despotie

Doch ist es klug, weniger auf die Befindlichkeiten der eigenen Bevölkerung Rücksicht zu nehmen als auf die Empfindlichkeiten einer orientalischen Despotie, die – womöglich nach einer als ehrenrührig erlebten Abweisung des eigenen Werbens – unter Missachtung und Minderwertigkeitskomplexen leidet und deshalb so wild um sich schlägt?

Nein, es soll mit dieser Wortwahl kein Öl ins Feuer gegossen werden. „Orientalische Despotie“ wird hier nicht als Schimpfwort verwendet, sondern als die von Karl August Wittfogel verwendete politische Kategorie zur Beschreibung eines entsprechenden Staatswesens.

Gemeint ist eine despotische Form der Regierung, in der ein Herrscher die absolute Macht beansprucht und sich dabei auf eine starke Staatsbürokratie stützt. Im Gegensatz zum durch das Prinzip der „checks and balances“ austarierten Präsidialsystem Amerikas, bei uns Gewaltenteilung genannt, werden bürgerliche Rechte, wird die heute so genannte Zivilgesellschaft, gering geachtet. Armee und Beamtenschaft spielen in der Orientalischen Despotie eine starke, die Würde des Individuums dagegen eine äußerst schwache Rolle.

Stattdessen werden bekanntermaßen „Respekt“ und „Ehre“ hochgehalten, oder das, was man darunter versteht, um damit nach Herzenslust in machistischer Selbstüberheblichkeit oder narzistischer Selbstbespiegelung zu jonglieren.

Aktueller denn je

Wer glaubt, dass Wittfogels Kategorisierung, vor 60 Jahren veröffentlicht, heute überholt sei, wird eines Besseren belehrt. Das ist in vielen Elementen noch immer die Beschreibung der Türkei, jedenfalls in der feudalabsolutistisch anmutenden Verfassung, in der sie sich gegenwärtig präsentiert. Zu ergänzen wäre, dass das Militär, das lange als Hort kemalistisch-republikanischer Überzeugungen galt, kaltgestellt und gleichgeschaltet wurde. Wer sich dann auch noch die vor Demagogie strotzende Argumentation des türkischen Sportministers Akif Cagatay Kilic in der Talkshow Anne Will anhörten, würde gern ein „Wörterbuch des Unmenschen“ zusammenstellen, in dem die türkischen Interpretationen der Begriffe von Demokratie und Pressefreiheit, von Menschenrechten und Diplomatie unter die Lupe zu nehmen wären.

Wir kennen aus der linguistischen Pragmatik die besonders in der Politik beliebten Gesprächsstrategien, nicht auf gestellte Fragen zu antworten, Gegenfragen zu stellen, den eigenen Standpunkt selbstverliebt als die Wahrheit schlechthin zu behaupten. Nach dem Muster des Gebrauchtwagenhändlers, der auf die Lackschäden im Auto einen Nachlass im Preis anzurechnen anbietet, um vom Getriebeschaden abzulenken.

Westliches Dominanzgebaren

Auch der Türkei Minderwertigkeitskomplexe zu unterstellen, ist nicht als Beleidigung gemeint; Minderwertigkeitskomplexe erwachsen bekanntlich aus Erfahrungen, die als tiefe Kränkungen und Traumata empfunden werden, selbst wenn sie als solche überhaupt nicht beabsichtigt waren. 

Dass Minderwertigkeitskomplexe im Nahen Osten, ob in der Türkei oder in einigen arabischen Ländern, politisch und religiös wirkungsmächtig werden konnten, hat natürlich mit dem Umstand zu tun, dass die interessengeleitete Politik des Westens entgegen dem behaupteten christlich-aufklärungsbewussten Wertekodex immer wieder über Leichen ging. Viele Arten von Rücksichtslosigkeiten, Verletzungen und Demütigungen waren die Folge. Der Erfolg, jedenfalls gemessen in technisch-wissenschaftlichen Fortschrittsmaßstäben, der Werte-Skala westlicher Zivilisation, scheint dieser Politik perfiderweise Recht zu geben.

Demütigung schlägt in Aggression um

Allerdings standen die Länder des Nahen Ostens dieser Politik ideologischer Selbstbezogenheit in nichts nach. Die emotional empfundene Opferrolle entspricht nicht dem eigenen politischen Handeln, das oft ebenso rücksichtslos und machtorientiert war: besonders in der Unterdrückung von Minderheiten oder gar Mehrheiten. Ausbeutung, Herrenmenschentum, Minderheitenverachtung sind keine europäische Erfindung, sie waren als Prinzip in diesen Ländern nicht weniger bekannt und virulent. Denken wir nur an den Sklavenhandel.

Im Gegenteil, das Umschlagen von vermeintlicher oder wirklich erfahrener Demütigung in Aggression ist ein Mechanismus von Unreife, der das Vernunfthandeln unterminiert und benebelt und einer gleichgewichtigen Partnerschaft zuwiderläuft. Auf dem hohen Ross zu sitzen, war Begegnungen auf Augenhöhe schon immer abträglich.

Deutschland hat heute das Glück, eingebunden in die europäische Union das eigene Verhalten abstimmen, kontrollieren und rechtfertigen zu müssen. Für die Türkei dagegen scheinen die vorhandenen Bündnisverpflichtungen nicht auszureichen, um sich diplomatisch zu mäßigen.

Als der letzte deutsche Kaiser und der letzte türkische Sultan noch ihre Männerfreundschaft pflegten, standen sie Kolonialreichen vor. Deutschland wurde von seinen Kolonien entbunden und nach dem Scheitern seiner Welteroberungspläne zwangsmodernisiert. Die Türkei scheint dagegen bis heute an Phantomschmerzen zu leiden, wenn sie an den Verlust des Osmanischen Reiches erinnert wird. Beide Länder sind bis heute nicht symptomfrei.

Türkische Vergangenheitsverklärung

Während Deutschland sisyphoshaft die traumatische Vergangenheit bearbeitet und politisch den Reflex bedient, sich klein zu machen, wenn es mit unerwarteten Ansprüchen und Anschuldigungen konfrontiert wird, möchte die Türkei nicht an Ereignisse erinnert werden, die den kemalistischen Gründungsmythos beschädigen. Und das, obwohl sie sich zugleich von der säkularen Republik verabschiedet. Sie pflegt ungebrochen den Gestus der Großartigkeit vergangener Zeiten. Traditionalistischer Islam und Despotismus, Autoritätsmissbrauch und Geltungssucht sind eine brisante Mischung, die jede Vernunft getragene Besinnung selbstzerstörerischer Vergeltungsimpulse verhindert.

Filmisch-theatralische Mittel wie die Erhöhung durch niedrige Kameraperspektiven oder sich selbst öffnende Palastportale, überdimensionierte Hallen, gewaltige Säulengänge und andere leere Machtinszenierungen sind ja eher dazu angetan, hinter den Kulissen nach dem sachlichen oder psychologischen Grund von angemaßter Macht zu suchen. Ein Machtgesicht, das jederzeit aus der Rolle fallen und sich gegen willkürlich ausgewählte Opfer und Sündenböcke richten kann, erzwingt Angst und Demut.

Die Stärke entpuppt sich als Schwäche

Was ist also der Kern der unkritischen Selbstüberzeugung im Bild der öffentlichkeitswirksamen Wut-Ausbrüche eines Despoten? Mangel an institutionalisierter Aufklärung und Machtkontrolle, Mangel an Gewaltenteilung, Mangel an demokratischer Ableitung der eigenen Herrschaftsposition und Mangel an abgesicherter formeller Gleichheit vor dem Gesetz sowie der Mangel eines Kommunikationsgrundsatzes, nach dem Gespräche und Verhandlungen voraussetzungslos und herrschaftsfrei von-gleich-zu-gleich geführt werden müssen. Stattdessen das Einfordern eines Respekts nach Alter, Kasten und Machthierarchie, der Ungleichheit voraussetzt und immer von Neuem bestätigt. Der die tägliche Auseinandersetzung und Rechtfertigung scheut, wohingegen Autorität immer wieder inhaltlich erworben werden muss.

Den inneren Konflikt nach außen zu kehren, wie das die türkische Regierung tut, ist eine riskante politische Strategie, weil das, was man als mentale Verfassung preisgibt, sogar als Identität behauptet, von anderen ganz anders beurteilt werden könnte: Es legt die Traumatisierung bloß. Es ist immer ein Zeichen von Schwäche, innere, besonders ethnische Konflikte zu befeuern anstatt sie zu entkräften.

Für eine Annäherung ist es zu spät

Aber dass man als Staatspräsident seine Auslandsbürger an sich binden möchte, indem man die Gastländer gegen sie aufbringt, ist nicht nachvollziehbar und müsste selbst einem für jedwede Psychoanalyse unempfänglichen Laien widersinnig erscheinen. Man nimmt billigend in Kauf, dass sich die eigenen Auslandsbürger dem neuen Heimat- oder Gastgeberland entfremden und marginalisieren, dass deutsche Erdogan-Anhänger von ihren herkunfts-deutschen Mitbürgern misstrauisch bis ablehnend betrachtet werden. Wie soll man denen trauen, die einem externen Staatsoberhaupt folgen, anstatt die deutsche Verfassungswirklichkeit als eigene politische Identität anzunehmen?

Die aufgezählten Mängel einer selbstherrlichen, kritiklosen Politik sind uns allesamt aus der deutschen Vergangenheit schmerzlich bekannt. Wäre durch die Einbindung der Türkei in die Europäische Union vor wenigen Jahren der augenblicklich kochende Konflikt zu vermeiden gewesen? Zu befürchten ist auf jeden Fall, dass inzwischen das „Kind in den Brunnen gefallen“ und aus seiner gefährlichen Lage nicht zu befreien ist. Dafür würden sich wohl keine Feuerwehrleute finden. Oder anders ausgedrückt, präzise Instrumente der Distanzierung stehen im Augenblick nicht mehr zur Verfügung.

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Christa Wallau | Di., 28. März 2017 - 12:56

Schwere, traumatische Demütigungen (Bei der "Schwere" kommt es dabei nicht auf objektve Kriterien, sondern auf das s u b je k t i v e Empfinden an!) werden - je nach Charakter -
unterschiedlich verarbeitet. Dies gilt für Individuen wie für ganze Völker.
Die häufigste Methode ist Verdrängung, solange eben möglich. Die extremsten Methoden sind diejenigen, die Deutschland und die Türkei anwenden. Beide Länder befinden sich dabei sozusagen an den entferntesten Polen: Während die Deutschen fast masochistisch ihren Schuldkult pflegen und sich wegducken, gehen die Türken in die Offensive u. leugnen jegliche Schuld (z.B. am Genozid an den Armeniern), blähen sich stolz auf u. denken an Expansion, um daraus Stärkung für das EGO zu schöpfen.
Diese Haltungen prallen - wie Herr Strohmeyer richtig schreibt - jetzt knallhart aufeinander, was umso problematischer ist, als viele Türken bei uns leben u. in großer Zahl beide Pässe besitzen.

Unsere Politiker? Haben weggeschaut und tun es
weiter...

Nicht nur die laufenden Milliarden-Unterstützung der EU für einen politische Fehlgeburt läuft weiter - auch die seit Mitte der 60-er jahre andauernde Übernahme von Krankenkassenkosten für die Betreuung und Versorgung der in der Türkei verbliebenen Gastarbeiterfamilien durch Deutschland besteht weiter.

Juliana Keppelen | Di., 28. März 2017 - 13:02

Aber hallo in den Leitmedien heißt das "Besonnenheit, ruhige Hand, kluges Abwarten, Unaufgeregtheit" usw., also nur positives Nicht-Handeln.

Dr. Lothar Sukstorf | Di., 28. März 2017 - 13:20

Merkels Kontinuum= Nichtreagieren, Totschweigen/Sich nicht festlegen!
Hat sie masochistische Neigungen, dass sie sich seit Jahren von allen Seiten als NAZI beleidigen lässt und damit auch Deutschland als Naziland diffamiert wird? Ist das rationale Überlegenheit? Nein! Es ist Unterwerfung/Duckmäusertum/Beschwichtigung; vor allem aber wohl die Angst, sich erneut festlegen zu müssen. Die Angst, dass Fehler evident werden und für jedermann sichtbar, wie die Asypolitik 2015, wird. An den Folgen dieses "Fehlers" knappst sie immer noch. Sowas soll ihr nicht wieder unterlaufen. Das alles erinnert mich mehr an die Psychologie der DDR als an freies, selbstbewusstes Regieren. Werden wir von Merkel gut geführt? Werden wir gut regiert? Dass es uns wirtschaftlich gut geht, ist dabei kein Kriterium, denn das gälte auch ohne Merkel. Werden wir gut regiert? Können wir das, jeder Einzelne von uns rational und emotional, als gut empfinden? Eher Nein! Lediglich die Frage, wer stattdessen???

martin falter | Di., 28. März 2017 - 14:29

in Sonnentagen fällt das nicht auf. Oder es wird sogar als besonnen und intellektuell gelobt. Nur ist die Zeit stürmisch geworden. Wohl dem der eine kluge Regierung hat, die einen Plan hat. Wir haben es leider nicht.

Karin Zeitz | Di., 28. März 2017 - 14:49

dass Deutschland gut regiert wird. Eigentlich ist das seit Bismarck's Abschied so. Die beiden Weltkriege, die deutsche Teilung, die Anbindung Deutschlands an die NATO, die Desindustrialisierung Ostdeutschlands und die jetzige desolate Sicherheitslage sowie die volkswirtschaftlichen Belastungen durch die ungesteuerte Migration - all das wäre bei klugen und zukunftsorientierten Handeln der jeweils Regierenden dem deutschen Volk und der Welt erspart geblieben. Unsere Regierung duckt sich derzeit weg, weil sie meint, dass Erdogan zwar rhetorisch "mit dem Geschirr klappert", aber nicht im Ernst daran denkt, es wirklich zu zerschlagen. Hoffentlich hat sie Recht damit. Die unverhohlen Drohungen mit einem Religionskriege, die sein Aussenminister ausgesprochen hat und die Worte Erdogans, dass sich bald kein Europäer mehr gefahrlos auf der Straße bewegen könne, wenn ihm die EU nicht völlig zu Kreuze kriechen würde, finden keinen Beifall in der deutschen Bevölkerung und belasten das Verhältnis.

Udo Dreisörner | Mi., 29. März 2017 - 10:27

Antwort auf von Karin Zeitz

Hallo Frau Zeitz.
Da haben Sie vollkommen Recht. Erdogan wird das Geschirr aber zerdeppern weil es ihm schlichtweg egal ist was passiert. Nächster Coup ist das Referendum zum EU Beitritt. Es grenzt schon an Schizophrenie einerseits die Deutschen als Nazis zu beschimpfen und andererseits mit aller Gewalt in das Bündnis, in dem die"Nazis" ein Teil sind, zu wollen.
Und Merkel schaut einfach zu.....

Wolfgang Tröbner | Mi., 29. März 2017 - 10:53

Antwort auf von Udo Dreisörner

wer Herr im Hause ist? Dass er schizophren ist, glaube ich nämlich nicht. Der weiß ziemlich genau, was er will. Er will Merkel und die EU nur zwingen, das zu tun, was er will. Und zumindest in DE scheint seine Methode nicht ganz erfolglos zu sein

helmut armbruster | Di., 28. März 2017 - 14:51

= verweichlicht bzw. dekadent.
Wer sich nicht mehr wehren kann oder will, warum oder weshalb ist ganz gleichgültig, er wird untergebuttert werden.

Kostas Aslanidis | Di., 28. März 2017 - 15:10

hat die "Führerin" der freien Welt,( was für ein Hohn), eine erstaunlich grosse Klappe. Atlantikbrücke heisst das Zauberwort. Dort ist Merkel, Mucksmäuschenstill. Yes we can.

Roland Weinert | Di., 28. März 2017 - 15:26

"Das Verhalten der deutschen Regierung angesichts der maßlosen Wuteruptionen Erdogans grenzt an politische Selbstverleugnung." - Sehr richtig bemerkt, Herr Strohmeyer. Aber "das Verhalten" muss differenziert betrachtet werden, denn Frau Dr. Merkel spielt ein doppeltes Spiel und täuscht die Weltöffentlichkeit einmal mehr:
1. Hinter den Kulissen genehmigt die Bundesregierung unter Frau Dr. Merkel seit Jahren exorbitante Waffenexporte z.B. in die Türkei.
2. Seit Jahren ist bekannt, dass Herr Erdogan an einer Religionsdiktatur ( Die Nachrichten nennen so etwas freundlich verharmlosend "Präsidialsystem". ) arbeitet und eine türkische Vormachtstellung in der Region anstrebt.
3. Noch im letzten Jahr hat die Frau Bundeskanzlerin einen unbescholtenen deutschen Staatsbürger, Herrn Jan Böhmermann, Herrn Erdogan zum juristischen Fraß vorgeworfen. Nun 'bettelt' man medienwirksam, es ist Wahljahr, um Freilassung des Springer-Journalisten Yücel.
4. Die Türkei ist ein geostrategischer Faktor.

Jürgen Lamprecht | Di., 28. März 2017 - 15:35

Die vermeintliche Abhängigkeit unserer Regierung von der Türkei in einer Person kann nur gelöst werden durch Konsequenz. Klare Regeln und klare Ansage lösen die "Probleme", die jeden Moment bedrohlich Realität werden können. Jeder Mensch, der übers Wasser nach Europa will, wird direkt aufgegriffen ("gerettet") und zurück gebracht. Jeder dieser Menschen erhält gleichzeitig ein Formular mit Umschlag und Briefmarke, in dem er seine "Einreise- oder Flucht"-Gründe niederlegen darf. Jeder darf sich - mit gültigen Papieren - erneut um die Genehmigung zur Einreise bemühen. Entschieden wird im jeweiligen Heimatland bei einer deutschen 'Dependance'. Keiner wird einen zweiten oder dritten Anlauf nehmen - und Geld für Schleuser lohnt sich nicht mehr.

Romuald Veselic | Di., 28. März 2017 - 16:50

umzugehen ist, ist die Putinsche Anwendung. Als Vlad Putin nach dem SU24 Abschuss seinen Landsleuten untersagte, in der Türkei Urlaub zu machen, war Erdogan auf anhieb in Moskau. In Bittstellerpose entschuldigte sich und - bezahlte alle Ausgaben, was die Crew und den Wert der Kampfmaschine angeht. Erdogan Speak ist die beste Verständigungsbasis, mit dem Klerikaldiktator. Wie du uns, so wir dir.

Das traurige Beispiel ist Ägypten.Die Macht lag bei Mubarak und dem Militär.Eine floriernde Wirtschaft, die von Miltärs leitet war wurde zestört durch den Aufstand der Muslimbrüderschaft.Die Muslimbrüderschaft wurde verboten und die Wirtschaft wächst wieder.Der Aufstand wurde "niedergeschlagen" und selbst die Christen strahlen wieder Hoffnung aus.

Hans Herzberger | Di., 28. März 2017 - 17:09

Die Kanzlerin, hat bei Ihrer Vereidigung geschworen - Ich will Schaden abwenden vom Deutschen Volke ! Sie hat mit Ihrer unverständlichen Gutwillmanier eine eklatante Lüge dem Volke aufgetischt. Ich fühle mich durch Ihr akzeptieren von Beleidigungen des Volkes verraten und gedemütigt. Sie setzt uns schweren Beleidigungen, Demütigungen und Aggressionen aus ohne sich schützend vor das Volk zu stellen. Sie verdient den Titel Bundeskanzlerin nicht mehr und sollte in Bundesweichspülerin umbetitelt werden.

Reiner Jornitz | Di., 28. März 2017 - 17:58

Wie heißt es so schön, der Gummifaden wird so lange gedehnt bis er reißt. So warten wir bis zum 24.09.2017

Klaus Eckhard | Di., 28. März 2017 - 18:12

Von Regierungsseite wird von einer roten Linie gesprochen, die nicht überschritten werden dürfe. Aber merkwürdig, es wurde nie eine gezogen. Da Frau M. und ihre Entourage, zusammen mit der CDU/ SPD/ Grünlinken Einheitspartei Deutschland gedanklich schon aufgegeben und in einer wie immer gearteten EU zum Verschwinden gebracht hat, versucht sie das Problem auf EU- Ebene zu verschieben. Aber Erdowahn hat gesagt, Deutschland ist demokratiefeindlich, Deutschland versteckt die Leute, die er sucht, Deutschland ist Nazi. Die bis hier zum Exzess geführten Kampagnen gegen rechts, sollten Beweis genug sein, dass dies nicht so ist; rechts ist marginalisiert.
Wenn Frau M. sich schon nicht selbst angegriffen fühlt, sollte man verlangen, dass sie sich vor ihre Bürger stellt, die es nicht verdient haben, sich so unflätig und unqualifiziert beschimpfen zu lassen.

Ingo Isenhardt | Di., 28. März 2017 - 18:14

Vielleicht sollte man bei Hinterfragung der deutschen Demutshaltung gegenüber Erdogan den Blick nach Westen richten: im Dienste der US-amerikanischen Globalstrategie sind Bundeswehr-Soldaten in Incirlik und - ein tolles Stück angesichts der jüngeren Geschichte - in Litauen stationiert. Wer ist so naiv zu glauben, dass dahinter deutsches Interesse stünde? Hätte man nach 1989 die NATO aufgelöst, wie es durchaus logisch gewesen wäre - ihre raison d'être war ja entfallen - dann stünden wir vielleicht nicht wieder vor einer Neuauflage des Kalten Krieges und einer Verwicklung in eine menschheitsgefährdende US-Einmischung an allen Ecken und Enden des Nahen Ostens, Osteuropas, Afrikas und Asiens. Die Ausbreitung eines aggressiven Islams hat meines Erachtens hier auch eine ihrer Wurzeln.

Eduard Daetwyler | Di., 28. März 2017 - 18:57

Für mich absolut unverständlich, um nicht zu sagen höchst blamabel, wie sich Deutschland und Europa vom Despoten in Ankara behandeln lassen. Statt die Flüchtlings-Milliarden an diesen unberechenbaren Regierungschef zu bezahlen, hätte man besser darauf verzichtet, die Griechen mit einer unsinnigen Sparpolitik zu piesaken und ihnen diese Mittel zur Verfügung gestellt. Damit wäre das Flüchtlingsproblem nicht nur zuverlässiger, sondern auch noch humaner gelöst worden.

Gottfried Meier | Mi., 29. März 2017 - 08:19

Leider verstehen die Türken nur die Sprache der Stärke. Alles andere wird als Schwäche erkannt und nicht ernst genommen. Hätte Frau Merkel von Anfang an auf den Tisch gehauen, dann wäre das seitens der Türkei nicht so eskaliert.

Ob der Konflikt durch das Einbinden in die EU vermeidbar gewesen wäre, bezweifle ich. Auch könnte ich mir nicht vorstellen, dass die Türkei als dann bevölkerungsreichstes Land in der EU diese dominieren würde.

Thorsten Rosché | Mi., 29. März 2017 - 08:21

Die einzige Sprache die diese Herren aus dem Morgenland verstehen, ist konsequent Stärke zeigen. Von "roten Linien" und leeren Drohungen und der ewigen Bettelei um Freundschaft läßt sich Erdogan nicht beeindrucken. Und solange diese Unverschämtheiten von der EU noch mit Milliardenbeträgen honoriert werden, hat er sozusagen aus seiner Sicht alles richtig gemacht.

Dr. Florian Bode | Mi., 29. März 2017 - 08:34

Fr. Dr. Merkel ist eine sozialistisch sozialisierte Mitläuferin. Nicht auffallen, schauen was geht, keine systemkritischen Äußerungen. Auf Knopfdruck mit gespieltem Pathos Parteiparolen herunterhaspeln. Warum folgt die CDU dieser schlechtesten Kanzlerin aller Zeiten so willenlos. Merkel wird sich im September als Urnengift erweisen. Dann ist der Kummer im Konrad-Adenauer-Haus riesig.

Rolf Pohl | Mi., 29. März 2017 - 13:11

... wurde zum Merkmal deutscher Politik und, ist übrigens auch ein Merkmal der Mehrheit der Deutschen.

Dr. Lothar Sukstorf | Fr., 31. März 2017 - 09:11

Vielleicht sollte die Kultusministerkonferenz bei ihrer nächsten Zusammenkunft darüber nachdenken, "Wegducken" als Bereicherung des Schulsports einzuführen. Und es wird ein Unterrichtsfach, "Friede, Freude, Eierkuchen" und wie mache ich mich wehrlos, eingeführt.