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Münchner Sicherheitskonferenz - Vendetta gegen Seehofer

Mit seinem Besuch bei Wladimir Putin hatte Horst Seehofer für Empörung gesorgt. Bei der Münchner Sicherheitskonferenz rächten sich US-Delegierte und CDU-Politiker auf ihre Art

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Werner Sonne, langjähriger ARD-Korrespondent in Washington, ist der Autor mehrerer Bücher zu diesem Thema, u.a.  „Leben mit der Bombe“, sowie des jüngst erschienenen Romans „Die Rache des Falken“. 

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Einmal im Jahr darf er den Weltmann spielen. Dann kommen die ganz Großen aus der Welt der internationalen Sicherheitspolitik. Drei Tage lang ist München bei der Sicherheitskonferenz das Mekka derjenigen, die in Fragen von Krieg und Frieden etwas zu sagen haben. Und Horst Seehofer lädt jedes Mal zum opulenten Abendessen in die überaus prachtvollen Säle der Münchner Residenz. Da fällt viel Glanz ab auf den Gastgeber.

Doch diesmal wollte das mit der glanzvollen Vorstellung nicht so richtig klappen. Die meisten Teilnehmer der seit Jahrzehnten wichtigsten Delegation, die Senatoren und Abgeordneten aus dem US-Kongress, erschienen nicht – und ließen inoffiziell wissen, Grund sei Seehofers Moskau-Reise zu Kreml-Chef Wladimir Putin. Ausgerechnet die von den Republikanern dominierte Delegation, früher immer die ziemlich besten Freunde der bayerischen CSU, zeigten dem Ministerpräsidenten und CSU-Chef die kalte Schulter.

Senator John McCain, Vorsitzender des Militärausschusses und traditionell der Ober-Falke der US-Delegation, dankte bei seiner Rede zum Abschluss der Münchner Sicherheitskonferenz im Bayerischen Hof für die gewährte Gastfreundschaft. Er lobte eigens die Führungskraft von Kanzlerin Angela Merkel, die gar nicht anwesend war. Den verschmähten Gastgeber des Vorabends erwähnte er dagegen nicht. Dafür ging McCain scharf gegen den Mann los, den Seehofer gerade besucht hatte: Wladimir Putin wolle demnach „kein Partner sein“. Bei Putins Ambitionen habe sich „einzig verändert, dass sein Hunger nach dem Essen noch zugenommen hat“.

Politiker von CDU, SPD und Grünen suchten Ausreden


Einige von Seehofers Gefolgsleuten schäumten wegen des offenbar demonstrativen Fehlens der amerikanischen Parlamentarier vor Wut. Der Münchner CSU-Bundestagsabgeordnete Hans-Peter Uhl sagte etwa: „Das ist eine Frechheit. Die Amerikaner sind keine Besatzungsmacht mehr.“ Und was die Seehofer-Reise nach Moskau angehe: „Wir brauchen keine Belehrungen wegen Putins Politik.“ Man müsse mit dem Mann im Kreml im Gespräch bleiben.

Doch nicht nur die Amerikaner blieben dem Essen demonstrativ fern. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Niels Annen etwa folgte lieber einer Einladung in den Keller des Hotels Bayerischer Hof. „Ich hatte eine Alternative, Weißwürste zu essen“, sagte er zur Begründung. Der CDU-Abgeordnete Roderich Kiesewetter, der Seehofers Reise scharf kritisiert hatte, verbrachte den Abend nicht in der Residenz, sondern bei der Trachtenkapelle im Tagungshotel.

Auch der grüne Europa-Abgeordnete Reinhard Bütikofer, einst Grünen-Bundesvorsitzender, verweigerte sich der Seehofer-Einladung – aus „Solidarität mit Angela Merkel“.

Ein anderer CDU-Abgeordneter ging zwar zur Seehofer-Sause hin, machte seinem Unmut aber etwas unauffälliger Luft. „Ich habe nicht geklatscht“, sagte er.

Amerikanische Diplomaten schwärmten aus und versuchten den Affront gegen Seehofer durch die US-Delegation herunterzuspielen. Sie hätten einfach entschieden, ein Abendessen im eigenen Kreis einzunehmen, das sei gar nichts Besonderes. Die US-Regierung sei durchaus durch mehrere hochrangige Beamte vertreten gewesen.

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