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(picture alliance) Gekommen, um schnell wieder zu verschwinden: Präsidentenkandidatin Beate Klarsfeld

Beate Klarsfeld - Die Kamikaze-Kandidatin

Die Suche nach einem geeigneten Gegenkandidaten zu Gauck wurde zur Farce. Am Ende wurde die Journalistin und einstige Nazijägerin Beate Klarsfeld zur Siegerin erkoren. Dabei will sie doch eigentlich gar keine „Anti-Gauck“ sein

Aus drei, mach zwei, mach eins, mach Klarsfeld. Nun also doch: Einstimmig beschloss der Parteivorstand der Linken, die 73-jährige Journalistin Beate Klarsfeld in das Rennen um das Bundespräsidentenamt zu schicken. Eine Einstimmigkeit ohne wirkliche Einigkeit. Denn dem nach außen in aller Geschlossenheit  verkündeten Endresultat ging ein recht vielstimmiger Chor voraus. Nun soll eine Frau eine Rolle spielen, die sie für sich bereits deutlich ausschloss: die Rolle des „Anti-Gauck“.

Beate Klarsfeld ist eine Kandidatin aus Versehen. Eine Kandidatin des Zufalls, der Verlegenheit. Ohne Absprache verkündete die Vorsitzende Gesine Lötzsch vergangene Woche auf einem Linken-Landesparteitag in Brandenburg, dass sie sich eine Frau wie Beate Klarsfeld als Bundespräsidentin wünschen würde. Daraufhin rief die Gepriesene kurzerhand selbst bei Lötzsch an, um sich für die netten Worte zu bedanken und zu signalisieren: Ich bin bereit.

Durch den offenen Wunsch Lötzschs ins Spiel gebracht, entwickelte sich eine Eigendynamik in der Kandidatenkür, die Lafontaine und anderen obersten Parteifunktionären missfiel und auf den Plan rief.

Für viele innerhalb der Linken gilt die in Paris lebende Klarsfeld als zu kritisch, als zu wenig parteikonform. Vor allem ihr Israelbild ist gerade dem antizionistischem Flügel ein Dorn im Auge. Gegenkandidaten mussten also her. Und so wurden weitere Namen ins Kandidatenspiel gebracht – die Posse wurde bühnenreif. Nachdem der von Lafontaine favorisierte Armutsforscher Christoph Butterwegge am Sonntag schließlich seine Kandidatur zurückzog und später auch die Bundestagsabgeordnete Luc Jochimsen, die bereits Wulff herausforderte,  signalisierte, dass sie nicht erneut antreten werde, blieb nur Klarsfeld.

Dabei ist sie nicht das kritische Gauck-Pendant, das man doch eigentlich präsentieren wollte. Dem Tagesspiegel verriet Klarsfeld, dass sie auf keinen Fall als eine „Anti-Gauck“ auftreten wolle. Und auch die Politik der Linken vertrete sie nicht.

Noch bevor die Anti-Gauck Festspiele also so richtig beginnen konnten, fuhr die mögliche Kandidatin ihren Genossen in die Parade. Dabei war man redlich bemüht, die Anti-Gauck-Maschinerie ins Laufen zu bringen. Ob nun Bodo Ramelow, der Gauck als den „Pastor des kalten Herzens“ bezeichnete oder eine eigens entworfene Broschüre mit der Überschrift „Was spricht gegen Gauck als Bundespräsident?“ – eine Best-of-Zitatesammlung, die die vermeintlich fiesesten Sprüche Gaucks willkürlich und zusammenhangslos auflistete – der Gauck-Protest formierte sich quer durch die Linkspartei.

Da passt es jetzt irgendwie ins Bild, dass nun eine Frau Gegenkandidatin wird, die von all dem nichts wissen will. Keine Frage, Klarsfeld ist eine Kandidatin mit Profil, kann auf ein bewegtes Leben zurückblicken. Die 73-Jährige wurde einst zu vier Monaten auf Bewährung verurteilt, weil sie 1968 Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger auf einem CDU-Parteitag wegen seiner NSDAP-Vergangenheit eine Ohrfeige verpasste und ihn als Nazi beschimpfte. Später bemühte sie sich mit ihrem Mann Serge Klarsfeld um die Auslieferung von Nazi-Verbrechern.

Eigentlich ein viel zu bewegtes Leben, um nun für die Linkspartei den Kamikazekandidaten zu spielen. Viel Wind um eigentlich – nichts. Denn: Beate Klarsfeld  ist eine Kandidatin ohne Aussicht auf Erfolg, eine Fußnote in den Chroniken der Wahl zum Bundespräsidenten. Jetzt kommt es zu einem Duell zwischen der einstigen Nazijägerin und dem Kommunistenschreck. Die Kandidaten stehen insofern ganz nebenbei für einen gewichtigen Teil deutscher Geschichte. Es ist aber auch ein Duell, dessen Ausgang bereits beschlossene Sache ist. Immerhin: Beate Klarsfeld wird am 18. März die Erste sein, die Joachim Gauck zum Wahlsieg gratulieren darf.
 

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