Hofreiter antwortet Nolte - „Die Grünen werden als Avantgarde gebraucht“

In der Cicero-November-Ausgabe schrieb Paul Nolte über das Ende der Grünen. In der Cicero-Dezember-Ausgabe meldet sich nun der grüne Fraktionschef Anton Hofreiter zu Wort und widerspricht.

Die Grünen werden nach Überzeugung Hofreiters „als Avantgarde gebraucht, die weiterhin empfänglich ist für die Impulse und Stimmungen aus der progressiven Gesellschaft.“ Sie seien damit „weit mehr als eine Randpartei“ und hätten „alle Chancen sich als eigenständige Partei der linken Mitte im progressiven Teil der Gesellschaft zu verorten“, schreibt er in Cicero. Die Zeiten von Fortschrittsskepsis und reflexhafter Technikkritik seien bei den Grünen lange vorbei. „Gerade heute haben wir ein positives Bild von menschlichem Fortschritt und den Vorzügen sauberer Technologie von weißer Biotechnologie über digitale Innovationen, von erneuerbaren Energien bis zu nachhaltigen landwirtschaftlichen Techniken.“

Kurz vor der Bundesdelegiertenkonferenz der Grünen hat Bundestagsfraktionschef Anton Hofreiter seine Partei vor zu viel Kompromissbereitschaft gewarnt. „Die Zukunft der Grünen liegt weder in der Rückbesinnung auf die Achtziger noch in einer Anpassung an Mainstream und einen technokratischen Regierungsalltag“, schreibt er in einem Beitrag für das Magazin Cicero (Dezemberausgabe).

Hofreiter kritisiert damit auch den grünen Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann. Dieser hatte im September im Bundesrat eine Einigung in der Flüchtlingspolitik mitgetragen. Das war in Teilen der Partei auf Kritik gestoßen. Vor der am Freitag in Hamburg beginnenden Bundesdelegiertenkonferenz ist der Richtungsstreit zwischen linker Profilierung und dem Konzept der grünen Volkspartei aufgebrochen, für das Kretschmann steht.