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(picture alliance) Wehrt sich gegen einen "typischen Angriff": Ayaan Hirsi Ali

Ayaan Hirsi Ali - „Ich habe Breiviks Morde keineswegs entschuldigt“

Die niederländische islamkritische Politikerin Ayaan Hirsi Ali wehrt sich gegen den Vorwurf, bei einer Dankesrede die Argumentation des Massenmörders Breiviks aufgegriffen zu haben. Sie war mit einem Ehrenpreis der Axel Springer Akademie ausgezeichnet worden

Marc Thomas Spahl, Direktor der Axel Springer Akademie: 

Die Axel Springer Akademie hat Ayaan Hirsi Ali mit dem Axel-Springer-Ehrenpreis für ihr couragiertes Engagement ausgezeichnet. Für eine der Freiheit verpflichteten Haltung und ihren Mut, eine unangepasste Meinung zu vertreten. Mit Verwunderung und Verärgerung haben wir den Cicero.de-Artikel „Springer-Ehrenpreis: Wie Ayaan Hirsi Ali Beiviks Massenmord erklärt“ vom 18. Mai 2012 von Stefan Buchen gelesen. Der Autor beschreibt darin, Ayaan Hirsi Ali hätte mit ihrer Dankesrede eine Rechtfertigung für die Morde von Anders Breivik geliefert und sich seine Argumentation "zu eigen gemacht".

Das stimmt nicht, wie jeder nachvollziehen kann, der sich die Rede komplett anhört. Hier wird der Versuch unternommen, durch eine Verkürzung Hirsi Alis Aussagen ins genaue Gegenteil zu verkehren. Besonders erschüttert hat uns der Vorwurf, wir hätten im Rahmen unserer Preisverleihung einer "Diffamierung die große Bühne" geboten. Dies war nicht der Fall, vielmehr wurde vom Cicero-Autor ein Skandal konstruiert. Weder rechtfertigt Ayaan Hirsi Ali die Morde noch relativiert sie sie.

Vor Erscheinen des Artikels wurden wir um eine Stellungnahme gebeten, die der Autor zeitnah von uns bekommen hat. Doch auch hier wurde durch Kürzen bewusst ein falscher Eindruck erweckt, nämlich dass wir selbst von der Rede negativ überrascht worden seien. Auch das stimmt nicht.

Leider hatte der Autor offensichtlich kein Interesse an einer Auseinandersetzung mit der Preisträgerin selbst. Wir hatten ihm den direkten Kontakt zu Ayaan Hirsi Ali vermittelt, sie hätte für ein klärendes Gespräch gern zur Verfügung gestanden. Der Autor hat das Gespräch mit ihr jedoch nicht gesucht und damit den journalistischen Grundsatz, immer auch die andere Seite zu hören, verletzt. Gerade als Journalistenschule sind wir über dieses Vorgehen eines Kollegen bei der Recherche zutiefst verwundert. Die in seinem Artikel aufgestellten Behauptungen können und wollen wir jedenfalls so nicht stehen lassen.

Ayaan Hirsi Ali:

Ich habe eine Übersetzung des Artikels von Stefan Buchen gelesen und war darüber wenig überrascht.

Es ist ein typischer Angriff. Die "Anwälte des Schweigens", für die der Autor ein Paradebeispiel ist, versuchen die Debatte zu ersticken. Anstatt sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, greifen sie den Autor und die Plattform an. Dadurch zwingen sie den Autor in die Defensive. Dieses Verhalten gibt es bereits seit mindestens vier Jahrzehnten.

Wer in Europa versucht, die Debatte über die Probleme der Integration der muslimischen Gemeinschaft in die bereitere Gesellschaft zu führen, wird in der gleichen Art und Weise angegriffen, wie Stefan Buchen mich und Axel Springer angreift: das Kopfschütteln, die Andeutung eines Skandals, das Gerede von einer rechten Verschwörung, das Heraufbeschwören angeblicher Vorfälle.

Ich weiß nur zu gut, dass ich mich nicht in die Falle locken lassen sollte, in Selbstzweifel zu verfallen und ein langes Essay zu schreiben, warum ich mich nicht auf die Seite eines Massenmörders stelle. Das wäre Zeitverschwendung, meine Dankesrede war sehr deutlich. Ich habe ausdrücklich gesagt, dass Breiviks Verbrechen entsetzlich sind. Und ich habe seine schrecklichen Morde keineswegs entschuldigt.

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