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(picture alliance) Horst Seehofers Pressesprecher Hans-Michael Strepp ist in der Bredouille

Rücktritt nach ZDF-Anruf - „Hier spricht der Strepplhans“

Horst Seehofers Pressesprecher ist wegen eines umstrittenen Anrufs beim ZDF zurückgetreten. Hans-Michael Strepp soll die „heute“-Redaktion unter Druck gesetzt haben. Michael Naumann mit Überlegungen darüber, wie der Verlauf des Telefonats wohl vonstatten ging

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Horst Seehofers Pressesprecher Hans-Michael Strepp, auch Strepplhans in südlichen Regionen der Republik genannt, ist über einen Anruf bei der „heute“-Redaktion des ZDF gestürzt: Man möge doch davon absehen, über den Nominierungsparteitag des bayerischen SPD-Kandidaten Christian Ude zu berichten. Er habe, so behauptet die ungehorsame ZDF-Redaktion, mit „Diskussionen“ gedroht – vermutlich im überwiegend schwarz-gelben Fernsehrat. Ob der Anruf in BILD-Manier akustisch festgehalten wurde, weiß man noch nicht.

Ein Blick in den Staatsvertrag des ZDF lässt aber vermuten, dass derlei Anrufe so völlig ungewöhnlich nicht sein dürften. Der Sender ist schließlich mit Konrad Adenauers Machtwort als Antwort auf die angeblich roten TV-Anstalten der ARD gegründet worden. Im Vertrag ist bis auf die Sekundenlänge festgelegt, dass auf jedes gesendete politische Statement der Regierungspartei einer Oppositionsstimme, und sei es auch nur eine halbe Minute lang, Platz eingeräumt werden müsse. Und vice versa. Auf diese Weise behelligt uns das ZDF seit Jahrzehnten mit der Simulation eines politischen Diskurses in den Nachrichtensendungen. Diesbezügliche Erhebungen haben aber festgestellt, dass die Zuschauer der Tagesschau und „heute“-Sendungen die Inhalte der Spitzenmeldungen nach einer halben Stunde nicht mehr referieren können. Es ist also, rein parteipolitisch gesehen, eigentlich ganz egal, über welche Parteitage und Kandidaten berichtet wird.

Dass die Parteien bei der Intendantenwahl über die diversen Rundfunkräte der ARD genauso wie über den Fernsehrat des ZDF Einfluss nehmen, gehört zu den Gewohnheit gewordenen Skandalen der deutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten. Der Zwangsabschied des Chefredakteurs des ZDF, Nikolas Brender, dessen Vertrag auf Betreiben des damaligen hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch vor zwei Jahren nicht verlängert wurde, ist in schlechter Erinnerung. Als einzig bemerkenswerte Konsequenz dieses Skandals verzeichnen wir den Austritt des damaligen SWR-Intendanten Peter Voß aus der CDU – er machte nicht nur Roland Koch, sondern auch Angela Merkel für den politisch-publizistischen Meuchelmord verantwortlich.

Nun mag man, mangels Tonbeweisen, dem armen Herrn Strepp eigentlich nicht zutrauen, jene Torheit begangen zu haben, die einzig und allein das imperiale Selbstwertgefühl der CSU offenlegen würde. Auch wird er die causa Wulff nicht vergessen haben. Stellen wir uns also lieber den Verlauf des Anrufs folgendermaßen vor:

„Strepp hier“

„Ja. Wer sind Sie?“

„Na, der Strepplhans!“

„Ach so. Schon wieder. Wen wollen Sie diesmal sprechen?“

„Den Chefredakteur Frey!“

„Da wird gesprochen.“

„Dann geben Sie mir den Jauch!“

„Der ist doch bei der ARD!“

„Egal. Dann eben diesen Kleber.“

„Der ist auf Sendung.“

„Ja, darum geht es doch!“

„Worum geht es denn, Herr Strepplhans?“

„Ja, ich wollte nur wissen, ob Sie nun das Bayern-Spiel übertragen oder nicht?“

„Ich verbinde Sie mit der Sport-Redaktion.“

„Bitte schön!“

„Hallo?“

„Ja, Strepp hier, ich wollte hören, wann Sie das Bayern-Spiel gegen Real Madrid übertragen?“

„Aber das ist doch kein Bayern-Spiel. Am Mittwoch spielt die Borussia Dortmund!“

„Eine Frechheit. Das kann I Ehana sagn, des wird noch Diskussionen geben!“

Legt auf. Im ZDF wallt Empörung auf. Kurt Beck, noch im Amt, kündigt eine neue Revision des ZDF-Staatsvertrags an.

So war es und so wird es bleiben. Das Wetter.

Hinweis: Der Artikel wurde nach dem Rücktritt Strepps am 25.10. aktualisiert.

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