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Haft für Uli Hoeneß - Ein Urteil mit Signalwirkung

Das Urteil ist gefällt. Uli Hoeneß muss drei Jahre und sechs Monate in Haft. Das Gericht sprach ihn der Steuerhinterziehung schuldig. Ein deutliches Signal an alle Steuersünder

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Petra Sorge ist freie Journalistin in Berlin. Von 2011 bis 2016 war sie Redakteurin bei Cicero. Sie studierte Politikwissenschaft und Journalistik in Leipzig und Toulouse.

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Jetzt also doch. Drei Jahre und sechs Monate muss Uli Hoeneß ins Gefängnis, hat das Landgericht München entschieden. Die Selbstanzeige des FC-Bayern-Präsidenten erkannte der Vorsitzende Richter nicht als strafbefreiend an. Noch muss Hoeneß zwar nicht hinter Gitter; er kann noch beim Bundesgerichtshof in Revision gehen.

Doch schon jetzt geht von dem Urteil ein Signal aus, das auch über die Grenzen Deutschlands hinaus gehört werden wird: Steuerhinterziehung ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat. Steuern sind in einem Gemeinwesen nötig, um Straßen instand zu halten, um Schulen zu bauen, um den Schwächsten das Existenzminimum zu gewähren. Sich dieser Teilhabe zu verweigern, ist keine Spitzfindigkeit, sondern Betrug an den Mitbürgern.

Es ist gut, dass Hoeneß mit seiner Strategie der Mitleiderregung vor Gericht nicht durchgekommen ist. Er hatte sich als reuiger Sünder präsentiert, Besserung gelobt, betont, dass er mit sich ins Reine kommen wollte. Uli Hoeneß hatte lange Zeit Rückhalt bei seinen Fans, in seinem Verein, bei gewichtigen Geschäftspartnern. Viele Unterstützer hatten auch noch vor dem Gericht ausgeharrt.

Salami-Taktik wie Christian Wulff


Im Prozess stellte sich dann aber heraus, dass Hoeneß nicht nur 3,5 Millionen Euro hinterzogen hatte, sondern sogar 27,2 Millionen Euro. Die Wahrheit kam erst ans Licht, als der Strafprozess längst im Rollen war – eine Salami-Taktik, die auf verheerende Art an das Vorgehen von Ex-Bundespräsident Christian Wulff erinnert. Mit dem Unterschied, dass Wulff erst medial gerichtet und dann freigesprochen wurde. Bei Hoeneß ist es genau andersherum: Das Presseorgan des deutschen Fußballs, die Bild-Zeitung, stand wacker an der Seite des Bayern-Managers.

Das Urteil ist noch aus einem anderen Grund wichtig: Hätte das Gericht Hoeneß laufen lassen, hätte das einen Freifahrtschein für alle Steuerstraftäter bedeutet. Was macht schon die kleine Million hier und da, wenn die großen Täter nicht mal für das Vielfache belangt werden. Für das Gemeinwesen wäre ein solcher Ausgang des Prozesses fatal gewesen.

Es wird jetzt auch spannend sein, zu beobachten, wie lange Hoeneß‘ Freunde noch zu ihm halten. Die neuerliche Offenbarung der Millionenhinterziehung mag für sie ein Schock gewesen sein. Schlimmer allerdings ist der Imageschaden, der jetzt auch Konzernchefs wie Rupert Stadler (Audi), Herbert Hainer (Adidas), Timotheus Höttges (Telekom) oder Martin Winterkorn (VW) trifft. Sie alle sind wichtige Sponsoren des FC Bayern München und sitzen dort auch im Aufsichtsrat. Gut möglich, dass der eine oder andere von ihnen sich jetzt überlegt, wie er sein Verhältnis zu einem verurteilten Steuersünder neu ordnen wird.

Und da hat Uli Hoeneß vielleicht dann doch etwas mit Christian Wulff gemein: Der weiß, wie es ist, wenn sich die Freunde abwenden.

 

 

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