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Flughafen-Debakel - Was kostet die BER-Baustelle?

Flughafen-Chef Hartmut Mehdorn präsentiert die Bilanz-Zahlen – sie sehen nicht gut aus. Was kostet die BER-Baustelle?

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Kurpjuweit, Klaus

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Die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) hat im vergangenen Jahr einen Verlust in Höhe von 185 Millionen Euro eingeflogen – mehr als doppelt so viel wie 2010, als 74,5 Millionen Euro zu verzeichnen waren.

Wie kommt es zu den Verlusten?

Flughafenchef Hartmut Mehdorn führt die tiefroten Zahlen des vergangenen Jahres vor allem auf die Risikovorsorge wegen des verschobenen BER-Starts sowie auf bereits fällige Zahlungen am nicht fertigen BER zurück. Dort muss die FBB bereits unter anderem Leasingraten für Parkhäuser und andere Bauten berappen.

Hinzu komme ein noch höherer Zinsaufwand als im Jahr zuvor, weil weitere Kredite beansprucht worden seien. Insgesamt ist das Unternehmen derzeit mit knapp 2,4 Milliarden Euro verschuldet.

Wer gleicht den Verlust aus?

Vorläufig niemand. Der Verlust wird in der Bilanz ausgewiesen und jährlich fortgeschrieben. Insgesamt schließt die Bilanz für 2012 mit einem Minus in Höhe von 224 Millionen Euro. 2011 waren es noch lediglich 38,8 Millionen Euro.

Wie haben sich die Einnahmen entwickelt?

Die Umsätze sind 2012 leicht um drei Prozent auf 270 Millionen Euro gestiegen. Erfolgreich war hier das Fluggeschäft, das um 6 Millionen Euro auf 184 Millionen Euro zugelegt hat. Berlin war deutschlandweit der einzige Flughafen mit steigenden Passagierzahlen. Einbußen gab es dagegen im so genannten Non-Aviation-Geschäft, das vor allem aus Einnahmen von Vermietungen besteht. Hier sanken die Erlöse von 47 Millionen Euro auf 45 Millionen Euro. Vor allem fehlen Einnahmen aus dem Parkgeschäft sowie aus der Werbung in Tegel, wo die Verträge bereits ausgelaufen waren. Von ihrem Ziel, knapp die Hälfte der Einnahmen aus dem Non-Aviation-Geschäft zu erwirtschaften, ist die Flughafengesellschaft noch weit entfernt.

 

Wie sind die Aussichten?

Die FBB hätte auch bei einer Inbetriebnahme des BER-Flughafens im vergangenen Juni die nächsten Jahre Verluste gemacht – vor allem wegen der Zinszahlungen für die Milliardenkredite für den Ausbau des BER-Flughafens. Jetzt kommen die Aufwendungen hinzu, die sich aus der Nicht-Eröffnung ergeben. Mehdorn beziffert die Betriebskosten der nicht fertigen Baustelle mit monatlich rund 20 Millionen Euro. Hinzu kommen die nicht erzielbaren Einnahmen am BER, die mit monatlich etwa 14 Millionen Euro kalkuliert werden.

Wie geht es auf der Baustelle weiter?

Der BER ist nach Ansicht von Mehdorn keine Baustelle mehr. Nur verschiedene Systeme müssten noch angepasst werden, sagte er am Donnerstag, als er die Geschäftszahlen vorstellte. Vor allem die Informationstechnik (IZ) mit mehr als 100 Nutzern und die Steuerungsanlagen beim Brandschutz funktionierten noch nicht. Hier soll das am 1. Mai geschaffene Sprint-Team mit rund 50 Experten nun Tempo machen.

Welche Fortschritte gibt es?

Mehr als ein Jahr hat sich nach dem Verschieben der für Juni 2012 vorgesehenen Eröffnung fast nichts getan. Jetzt hat das Sprint-Team nach Angaben von Uwe Hörmann, dem Leiter Zentrale Planung und Strategie beim Flughafen, innerhalb weniger Wochen ein Sanierungsprogramm für den Nordpier am Terminal erarbeitet. Diesen Gebäudetrakt, der für Billigfluglinien konzipiert ist, will Mehdorn vorzeitig in Betrieb nehmen, ohne viel investieren zu müssen. Ob dies möglich sein wird, soll sich Mitte Juli entscheiden. Mit nur fünf Prozent der für den BER prognostizierten Passagierzahlen können 75 Prozent der Systeme und Prozesse der Gesamtanlage getestet werden, sagte Hörmann.

Was macht die Südbahn?

Der Flughafen hat die vorzeitige Inbetriebnahme der neuen südlichen Start- und Landebahn beantragt. Dass die Aufnahme des Flugbetriebs dort laut Ausbaugenehmigung für den BER spätestens nach einem halben Jahr zum Ende in Tegel führen muss, bezeichnete Mehdorn als „strategische Falle“, in die die Planer gegangen seien. Hier müsse man jetzt aufpassen, dass Tegel „nicht aus Versehen“ geschlossen werde.

Wie viel Geld bekommen die gefeuertenGeschäftsführer?

Der im Mai 2012 geschasste ehemalige Technische Geschäftsführer Manfred Körtgen erhielt sogar nochmals eine „erfolgsabhängige Vergütung“ in Höhe von 28 000 Euro sowie eine Grundvergütung von 130 000 Euro. Hinzu kamen „Sonstige Bezüge“ in Höhe von 193 000 Euro, hinter denen die Abfindungszahlung stecken dürfte. Ein Jahr zuvor, als die Flughafen-Welt nach außen noch in Ordnung war, hatte Körtgen insgesamt 281 000 Euro erhalten. Flughafen-Chef Rainer Schwarz, der erst im Januar 2013 gehen musste (siehe Kasten rechts) kassierte 2012 insgesamt 569 000 Euro; davon waren 209 000 Euro die Altersvorsorge und 30 000 Euro „Sonstige Bezüge.“ Bei der „erfolgsabhängigen Vergütung“ ging er leer aus.

 

 

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