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Elefantenrunde 2005 - Der Egotrip des Gerhard S.

Die Minuten, die Angela Merkel zur Kanzlerin machten: In der Berliner Runde von 2005 polterte sich Gerhard Schröder ins Aus. Wir haben das Stück Zeitgeschichte noch einmal angeschaut – mit den Moderatoren von damals. Ein munterer Fernsehabend mit Nikolaus Brender und Hartmann von der Tann

Autoreninfo

Christoph Schwennicke war bis 2020 Chefredakteur des Magazins Cicero.

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Aus dem Fernsehgerät kommt eine Off-Stimme: „… live aus dem ZDF-Hauptstadtstudio in Berlin. Die Gäste heute Abend – Gerhard Schröder, -Bundeskanzler und Spitzenkandidat der SPD, Angela Merkel, Vorsitzende  der CDU …“ Die Kamera zeigt die Genannte in Großaufnahme.

Von der Tann: Dieses Gesicht! Wie eingefroren, wie versteinert, zerlaufend. So, als hätte sie irgendwas Schreckliches erlebt.

Brender: Sie kam schon ziemlich derangiert ins Studio. Erst stieg sie auf dieses Podium und wollte sich auf ihren Stuhl setzen. Völlig desorientiert. Dann stolperte sie wieder vom Podium runter und ging auf die anderen zu, auch auf Schröder und Fischer und Bisky, gab denen die Hand und kehrte wie in Trance auf ihren Platz zurück.

Von der Tann: Man hat ihr angesehen, dass da was schrecklich schiefgegangen ist. Und der Witz an der Geschichte ist: Sie hat die Wahl gewonnen und sich als Verliererin gefühlt. Schröder hat verloren und sich als Sieger gefühlt. Total verkehrte Welt, live im Fernsehen.

Brender (drückt auf Pause): Man muss noch vorweg sagen: Wir waren vorbereitet auf den Schröder’schen Zustand. Er kam zu früh, um halb acht, und wurde von uns nicht in Empfang genommen. Wir waren vollauf damit beschäftigt, die einrollenden Hochrechnungen zu sortieren. Das war alles noch recht wackelig. Er hat später behauptet, er sei überhaupt nicht begrüßt worden, das ZDF und sein Chefredakteur hätten schon so getan, als wäre er nicht mehr der Kanzler. Dies ist nicht die Wahrheit. Wir hatten unten zwei Redakteure an der Pforte stehen, die alle Diskussionsteilnehmer gleichermaßen begrüßt und empfangen haben.

[video:Elefantenrunde zur Bundestagswahl 2005]

Er war also schon geladen?

Brender: So ist es. Und dann bin ich noch mal runter ins Studio, das war etwa zehn vor acht, um zu sehen, ob alles in Ordnung ist. Da kam er auf mich zu und sagte: „Sie Held, Sie!“ „Also, Herr Bundeskanzler, in diesem Epos sind nur Sie der Held“, sagte ich. „Ich spiele da keine Rolle.“ Daraufhin reiche ich ihm die Hand, er auch erst, aber dann zieht er sie doch zurück.

Von der Tann: Nikolaus, was du noch vergessen hast: Bela Anda, Schröders Sprecher, hat ihm nach einem Telefonat etwas ins Ohr geflüstert. Dass da noch Überhangmandate kommen können und dass die Sache vielleicht noch nicht verloren war.

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Lesen Sie den weiteren Verlauf des Fernsehabends im Cicero-Spezial zur Bundestagswahl.

Das gibt es ab Freitag, den 14. Juni 2013 zum Preis von € 6,90 im Zeitschriftenhandel oder gleich hier

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