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Die Aufsteiger 2009

Mit der Bundestagswahl gerät das personelle Gefüge der politischen Klasse ins Wanken. Denn auf die Altgedienten, die das Parlament verlassen, folgen junge Talente. Cicero stellt Ihnen vier Personen vor, die sie sich merken sollten.

Angesichts der Umfragewerte zweifelt derzeit kaum jemand daran, dass Angela Merkel Kanzlerin bleiben wird. Im Berliner Politikbetrieb kursieren nun die Spekulationen darum, welche Minister sie im Amt behalten, wen umbesetzen und wen neu ins Kabinett holen wird. Doch nicht nur in den Ministerien bereitet man sich aufs Stühlerücken vor. Auch in den Parteien wartet die zweite Reihe auf Bewegung nach vorne, denn etliche altgediente Bundestagsabgeordnete kandidieren nicht mehr. Hochzeit also für politische Talente! Als ein solches hat die Kanzlerin Tanja Gönner ausgemacht. Die baden-württembergische Umweltministerin erinnert mit ihrem stets korrekten Auftreten und der Kurzhaarfrisur nicht nur habituell und optisch an Merkel, auch persönlich stimmt die Chemie sichtlich zwischen beiden. So protegiert dementiert die 41-Jährige nur halbherzig ihre Ambitionen: In Berichten über ihren Wechsel ins Bundesministerium sieht sie einen Beweis dafür, „dass viele meinen, in Baden-Württemberg wird eine gute Umweltpolitik gemacht“. Diese Einschätzung teilen tatsächlich sowohl die Wähler im Südwesten als auch die Parteifreunde im Bundestag, dem die ledige Juristin schon ab 2002 angehörte, bis sie 2004 vom damaligen Ministerpräsidenten Erwin Teufel überraschend zur Sozialministerin berufen wurde. Am Abend der Europawahl jubelten die Stuttgarter Liberalen noch etwas lauter als die Parteifreunde im Rest der Republik. Im Ländle konnte die FDP ihr Ergebnis mehr als verdoppeln, womit die Baden-Württemberger sowohl den stärksten Stimmanteil als auch den größten Zuwachs bundesweit für sich verbuchen können. Mit diesem sensationellen Ergebnis im Rücken darf die Landesvorsitzende Birgit Homburger nach der Bundestagswahl mit einer Beförderung rechnen. Sie ist im Südwesten bekannt für ihre lautstarken Forderungen nach Bürokratieabbau und profilierte sich in der Innen- und Umweltpolitik. Als sicherheitspolitische Sprecherin ihrer Fraktion wurde ihr bundesweite Aufmerksamkeit zuteil, weil sie eloquent den Bundeswehreinsatz in Afghanistan verteidigte. Doch ein passendes Ministerium dürfte schwierig zu finden sein. Da aber Guido Westerwelle in einer schwarz-gelben Koalition der Außenministerposten zusteht, wird der Fraktionsvorsitz vakant – der logische Schritt auf der Karriereleiter für die 44-Jährige, die seit 2002 dem Bundestag angehört. Die SPD taumelt von einem Wahldesaster ins nächste, und die Umfragen sind wenig geeignet, den Genossen Hoffnung auf eine Trendwende zu machen. Folglich erwartet die erste Riege der Sozialdemokraten in Schockstarre die Demütigung der kommenden Bundestagswahl. Bestenfalls erhält die Generation Schröder/Steinmeier eine letzte Chance auf ein Ministeramt in einer weiteren Großen Koalition. Die Nachfolger müssen nun entscheiden, ob sie ebenfalls auf eine Fortsetzung der ungeliebten Zusammenarbeit mit der CDU setzen oder eine Legislatur in der Opposition in zweiter Reihe überwintern. In Bayern bringt sich ein gut aussehender Jurist in den späten Dreißigern mit steiler Parteikarriere schon jetzt in Stellung für 2013: Trotz der geografischen und akademischen Ähnlichkeit zu Karl-Theodor zu Guttenberg ist das SPD-Nachwuchstalent Florian Pronold der politische Gegenentwurf zum derzeitigen Wirtschaftsminister. Als Bundestagsneuling begehrte er schon 2003 gegen die Agenda 2010 auf. Die Partei dankt es ihm nun: Der gelernte Bankkaufmann und examinierte Jurist führt die Landesliste an. Da Ludwig Stieglers berühmter roter Pullover künftig keine Farbakzente mehr in den Fraktionssitzungen setzen wird, fällt nun Pronold die Aufgabe zu, hier bayerische Belange zu vertreten. Schon im aktuellen Bundestag gehört er außerdem dem Finanzausschuss an. Als finanzpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion könnte er nach der Bundestagswahl den Gegenspieler zu Hermann-Otto Solms geben und würde damit eine der prominentesten Positionen der Opposition bekleiden. Leistet er sich keine groben Schnitzer, wird er eine breite Öffentlichkeit von seiner Kompetenz überzeugen können und qualifiziert sich so als kommender Finanzminister für ein mögliches Kabinett unter zum Beispiel Klaus Wowereit ab 2013. An der Qualifikation von Frithjof Schmidt zweifelt keiner seiner grünen Parteifreunde. Der 56-jährige promovierte Soziologe ist ausgewiesener Fachmann für Entwicklungs- und internationale Wirtschaftspolitik. Nicht nur parteiintern fiel seine Expertise auf – noch vor der Übernahme durch Jakob Augstein wurde Schmidt 2006 einer der Herausgeber des Wochenblatts Der Freitag. Als Mitglied des Europaparlaments hielt er klug Abstand zu den jüngsten Personalquerelen um grüne Spitzenämter. Insider munkeln, er sei schwarz-grünen Gedankenspielen gegenüber aufgeschlossen – was ihn in einer entsprechenden Situation sehr schnell an die vorderste Front bringen könnte. Bis dahin wird er, bestens vernetzt und als ehemaliger Vorsitzender im NRW-Landesverband tief verwurzelt, aus der zweiten Reihe heraus grüne Politik leise, aber maßgeblich mitgestalten. Foto: Picture Alliance

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