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() Michael Mronz und Guido Westerwelle
Der Mann an seiner Seite

Guido Westerwelle wird Deutschlands erster Außenminister, der offen homosexuell lebt. Sein Lebenspartner Michael Mronz ist ein erfolgreicher Sport- und PR-Manager. Und Westerwelles wichtigster Berater.

Einer, der Guido Westerwelle seit vielen Jahren kennt, hat irgendwann im Herbst 2003 bemerkt, dass der FDP-Chef gelassener wurde. Das Verbissene, Angestrengte wich ein wenig zurück. Der Vollblut- und Vollzeitpolitiker benahm sich plötzlich wie einer, der noch ein Privatleben hat, den es nach Hause zog. Längst ist klar, dass sich die damalige Wandlung durch Michael Mronz vollzog. Im August vor sechs Jahren hatten sich der erfolgreiche Sportmanager und der neue Vizekanzler bei einem Kölner Unternehmertag kennengelernt. Seither gehören sie zusammen und natürlich erklärt sich in der Rückschau vieles mit dieser Entwicklung des Privaten: Westerwelle überdrehte nicht länger mit aufgeklebten gelben 18er-Ziffern unter den Schuhsohlen oder Guidomobil-Touren. Er arbeitete daran, das Leichtmatrosen­image gegen ein seriöses auszuwechseln, und wirkt heute sicherer und gelassener. Dazu beigetragen hat offenbar auch der mittlerweile selbstverständliche Umgang mit seiner Homosexualität. Lange hatte Westerwelle hier bei sich selbst eine offene Flanke gesehen, hatte gezögert, öffentlich dazu zu stehen. Klaus Wowereit war ihm da vorausgegangen – freiwillig, und Ole von Beust – unfreiwillig. Seitdem Westerwelle und Mronz im Jahr 2004 gemeinsam beim 50. Geburtstag von Angela Merkel auftraten, fühlt sich der FDP-Chef an dieser Stelle nicht mehr angreifbar. „Micky“ Mronz ist ein freundlicher, offener Mann. Er macht keinen Hehl aus seiner Partnerschaft, will sie aber auch nicht als zentrales Thema sehen, nicht darüber definiert werden. Dann doch lieber über seinen Job. Der 42-jährige gebürtige Kölner ist einer der erfolgreichsten Sport­eventmanager Deutschlands. Er organisiert alljährlich das Chio-Pferdesport-Turnier in Aachen. Dort hat er 2006 die Reit-WM auf die Beine gestellt und in diesem Sommer in Berlin das Marketing für die Leichtathletikweltmeisterschaft übernommen. Er organisiert Stefan ­Raabs Wok-WM und etliche Marathonläufe. Sport spielte im Leben von Michael Mronz immer eine Rolle und war auch früh gepaart mit Geschäftstüchtigkeit. Als Kind vermietete er die Parkplätze am Haus seiner Eltern an Fans des 1. FC Köln. Im Tennis durchlief er die Karriere vom Balljungen zum Turnierorganisator. Mit dabei vielfach sein Bruder Alexander, der es als Tennisprofi bis ins Achtelfinale von Wimbledon schaffte, einem breiten Publikum aber vor allem als Freund von Steffi Graf bekannt wurde. Noch während des BWL-Studiums gründete Mronz seine Sportagentur MMP, mit der er seitdem Sport und Sportler vermarktet. Und während er einerseits geradezu überschwänglich gelobt wird – etwa als Beckenbauer der Reiter, obwohl er selbst nicht gern auf ein Pferd steigt –, sagen seine Kritiker, bei den von ihm organisierten „Events“ stehe das Kommerzielle so stark im Mittelpunkt, dass die Seele des Sports auf der Strecke bleibe. Mronz nimmt solche Einwände zur Kenntnis, wie er überhaupt gut zuhören kann. Und ist doch so realistisch, dass er die Notwendigkeit des Showeffekts im Sport sieht. Der Sitz seiner Firma ist in Köln, weshalb das Privatleben von Westerwelle und Mronz sowohl im Rheinland als auch in Berlin spielt. Der Mann, der am Wahl­abend stets an der Seite des erfolgreichen FDP-Chefs zu sehen war, ist ein optimistischer Mensch mit positiver Ausstrahlung. Auch im größten Stress behält er die Nerven, wirkt ruhig – und offenbar auch beruhigend. In der FDP ist man bemüht, den Einfluss von Mronz auf Westerwelle nicht zu groß wirken zu lassen. Darstellungen, die Partei habe geradezu zwei Vorsitzende, werden als weit überzogen bezeichnet. Und dennoch bleibt es wohl nicht ohne Auswirkung, wenn ein Fachmann für PR-Arbeit mit einem Politiker zusammenlebt. Dessen geschulter Blick für Stärken und Schwächen wird auch beim eigenen Partner darauf zielen, die Performance zu verbessern. Dabei allerdings will Mronz offenbar nie klüger sein als die Politprofis in Partei und Fraktion. Er gebe hilfreiche Tipps, verweise auf den einen oder anderen interessanten Gesprächspartner, frage aber nicht ab, was aus seinen Vorschlägen geworden sei, heißt es. Mronz, Sohn eines Architekten und einer Galeristin, teilt mit Westerwelle die Begeisterung für moderne Malerei, für Künstler wie Norbert Bisky oder Neo Rauch. Beide spielen gern Golf und sind sich einig, ihr Privatleben, soweit es irgend geht, aus der Öffentlichkeit herauszuhalten. Gleichwohl könnte ihre Verbindung hier und da zum Politikum werden. Skeptiker geben zu bedenken, dass ein homosexueller Außenminister in einigen Ländern dieser Erde nicht nur das Protokoll vor erhebliche Herausforderungen stellen werde, sondern auch so manchen Gesprächspartner. In der FDP nimmt man das gelassen: Hierzulande sei das gemeinsame Auftreten eine Selbstverständlichkeit – zumeist jedenfalls. Und im Ausland träten Minister ohnehin eher selten mit ihren Partnern auf. Westerwelle sagt dazu, er habe schon viele Gespräche mit ausländischen Persönlichkeiten geführt. „Es hat nicht ein einziges Mal eine Rolle gespielt, dass ich mit einem Mann zusammen bin.“

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