Polizisten simulieren zu Trainingszwecken einen Amoklauf in Berlin
Polizisten simulieren zu Trainingszwecken einen Amoklauf in Berlin / picture alliance

Würzburg und München - Terror, Amok und der Terror durch Amok

Kolumne Grauzone: Die Attentate von München und Würzburg scheinen eher Amokläufe gewesen zu sei. Trotzdem ist überall von Terror die Rede. Aber das ist nicht dasselbe, und Nachdenklichkeit wäre jetzt angemessen

Autoreninfo

Alexander Grau ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist. Er veröffentlichte u.a. „Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung“. Zuletzt erschien „Vom Wald. Eine Philosophie der Freiheit“ bei Claudius.

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Es war eine eigenartige Atmosphäre, als ich gestern Abend durch Schwabing radelte. Kaum Verkehr auf den Strassen, kein Bus fuhr mehr, keine Tram, vor den Taxiständen bildeten sich Menschentrauben, interessiert beobachtet von Gästen in Straßencafés, die sich noch ein Helles bestellten. Eine ungewöhnliche Ruhe lag über der Stadt, hin und wieder unterbrochen durch die Hubschrauber, die über dem Münchener Norden kreisten.

Von einer Stadt in „Panik“ werden am nächsten Morgen viele Medien schreiben, und natürlich herrschte Panik im Olympiaeinkaufszentrum und auch am Stachus, wo ein Fehlalarm für kurzzeitige Nervosität sorgte. Doch abseits des Brennpunktes herrschte vor allem Ruhe und Gelassenheit – auch wenn das natürlich keine reißerische Schlagzeile hergibt.

Befremdlich wirkt mitunter jedoch nicht nur die mediale Erregungsspirale, sondern auch die „Analyse“ des Falls. „Jetzt auch München“, so der Tenor vieler Kommentare, wobei eine unausgesprochene Linie gezogen wird von Paris über Orlando und Nizza bis Würzburg und nun München.

Terror ist Terror ist Terror, scheinen viele zu denken und schon den Gedanken an Differenzierung und Einzelfallbetrachtung als Verharmlosung und Relativierung zu begreifen. Doch Nachdenken ist nicht per se von Übel. Und es ist ein gewaltiger Unterschied, ob ein hoch ideologisierter Kämpfer ein Massaker anrichtet oder ein psychisch Kranker: Für die Opfer und ihre Angehörigen in ihrem Schmerz ist das gleichgültig – wohl wahr.

Doch eine Gesellschaft, die sich zunehmend solchen Gewalttaten gegenüber sieht, ist gut beraten, nicht jedem Amoktäter das Label „Terrorist“ anzuhängen – selbst wenn Bilder auftauchen, auf denen er mit IS-Symbolen posiert.

Ja aber, lautet der naheliegende Einwand, sind Massenmörder denn nicht alle psychisch gestört? Nein, leider nicht. Zumindest ideologisch motivierte Massenmörder – die Geschichte kennt leider all zu viele Beispiele – erfreuen sich in er Regel bester psychischer Gesundheit. Es sind zumeist ganz normale Männer, die an den Erschießungsgräben stehen.

Das Kennzeichnende (und Perfide) am psychisch gesunden Überzeugungstäter ist seine moralische Gewissheit. Der ideologisch gefestigte Massenmörder versteht sich als moralisch legitimiert, ja auserwählt, als blutiger Kämpfer für das „Gute“. So hart es klingt: Terroristen verstehen sich als Moralisten.

Anders der psychisch gestörte Einzeltäter. Dem geht es weder um eine Ideologie noch um eine verkrachte Moral. Sein Handlungsimpuls liegt in einer schweren Psychose, einer beeinträchtigten Realitätswahrnehmung. Seine Taten haben keine weltanschauliche Botschaft, allenfalls eine individualpsychologische – es sind Amokläufe.

Seit den schweren Amokläufen von Columbine (1999) und Erfurt (2002) hat sich die psychologische Forschung intensiv mit diesem Thema befasst. Insbesondere der Psychologe Peter Langman hat in seinen ausführlichen Studien herausgearbeitet, dass Amokläufer – es sind fast immer junge Männer – drei psychologischen Profilen zuzuordnen sind: Sie sind entweder psychopathisch, psychotisch oder traumatisiert. Anders ausgedrückt. Amokläufer sind entweder empathielos, narzisstisch und tendenziell sadistisch, leiden unter Wahnvorstellungen oder haben selbst Gewalt erfahren, etwa durch elterliche Drogen- und Alkoholprobleme oder andere Umstände.

Es ist noch zu früh, die Ereignisse von München einzuordnen. Doch das aus den Videos erkennbare Verhalten des Täters, seine anscheinend depressive Erkrankung und vermutete Affinität gegenüber Gewaltdarstellungen legen einen Amoklauf nahe. Auch die Selbsttötung des Täters ist darauf ein deutlicher Hinweis – denn Amokläufe sind im Kern fast immer erweiterte Suizide.

Und auch hinsichtlich der Würzburger Falls spricht vieles für einen Amok, der terroristisch dekoriert wurde – etwa der für diese Tätergruppe typische Suizid durch einen provozierten Todesschuss, die sehr kurzfristige „Ideologisierung“ und eine mögliche Traumatisierung.

Über ihre individuelle Grausamkeit hinaus bereiten diese Taten daher vor allem deshalb Sorge, weil ihr Nährboden auch ein zunehmendes Klima der Gewalterwartung und Gewaltnormalität ist, das sie nur noch weiter anheizen.

Insbesondere Würzburg und München zeigen, wie schnell die Atmosphäre in einer Gesellschaft zu kippen droht und – auch durch sensationsheischende Medien – der Eindruck einer Gewaltpräsenz entsteht, der bei gefährdungsgeneigten Personengruppen zur Legitimierung eigener Gewaltexzesse dient – und so eine Spirale in Gang setzen kann.

Auch deshalb sind wir gut beraten, einen kühlen Kopf zu wahren.

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Barbara Kröger | Sa., 23. Juli 2016 - 14:58

Lieber Herr Grau, einen kühlen Kopf zu bewahren, ist immer richtig. Aber in letzter Zeit häufen sich die Terror- oder/und Amokaktivitäten von Menschen mit Migrationshintergrund. Das schreckt die Bevölkerungen zu Recht auf.

Daher bin ich der Meinung und wiederhole es, dass man Menschen mit Migrationshintergrund, die Europa und den Orient kennen, dringend einbinden muss. Es gibt kritische, kluge Stimmen in Deutschland, die seit Langem bereits auf Probleme aufmerksam machen, aber man muss ihnen auch endlich zuhören!!
Die Berliner Politiker hören leider nur sich selbst zu, oder den ihnen vertrauten Thinktanks. Aber auch Goldman Sachs und Herr Soros können irren.

dass die Migrationsforschung seit Jahrzehnten in ganz Europa beobachtet, dass sich ein Großteil der Muslime eben nicht integrieren möchte. Was soll man da tun? Noch mehr Milliarden für irgendwelche widerwillig besuchten Kurse ausgeben? Der "ganz normale" Islam sagt, dass die westlichen Werte Sünde und Ungläubige minderwertig sind. Er verbietet auch viele Formen interkultureller Beziehungen etc pp.

Schauen Sie bspw mal hier, da gibt's ein paar entscheidende Zahlen zur Weltanschauung der europäischen Muslime: http://www.nzz.ch/feuilleton/zeitgeschehen/radikaler-islam-sympathisant….

Einem Menschen lässt sich sein Zugehörigkeitsgefühl zu einer Gemeinschaft doch nicht gegen seinen Willen austreiben (und selbst wenn's ginge, wäre das etwa okay?). Wessen Weltanschauung so sehr von den Werten Europas abweicht, der möchte(!) nicht nach ihnen leben, der hält unsere Lebensweise für verkommen und die Verachtung für sie ist ein Zeichen seiner scheinbaren Überlegenheit.

Liebe Frau Treker, ich möchte darauf hinweisen, dass die Problem eine Folge von mangelnden Kenntnissen über die Realitäten in dieser Welt sind. Man hätte in Berlin wissen können, dass eine massenhafte Integration von Menschen aus dem islamischen Kulturkreis nicht problemlos verlaufen wird. Es gibt Fachleute bei uns, wie z.B. Prof. Bassam Tibi, Necla Kelek, u.a. die auf Problemlagen seit Langem hinweisen. Aber Berlin, bzw. die Thinktanks, hören Ihnen ja nicht zu.

verhindern lassen. Rechtzeitig auf Menschen wie Herrn Tibi u.ä. zu hören, wäre eine sehr gute Idee gewesen! Doch glaube ich, dass Berlin klar ist, dass sich Menschen nicht intergrieren lassen, wenn sie sich nicht integrieren wollen. Auch die Erkenntnis der Migrationsforschung, dass das auf gut ein Drittel, teilweise sogar auf mehr als die Hälfte der europäischen Muslime eben leider zutrifft, dürfte der Regierung bekannt sein.

Ich fürchte, neben anderen Interessen, die damit verfolgt worden sein könnten, dürfte der Grund für den Mangel politischer Konsequenzen auch schlicht das Fehlen von Mehrheiten sein. Ich meine, bspw konservativen Muslimen kein Asyl mehr zu gewähren? Selbst für Wünsche wie "lasst bekannte Dschihadisten nicht mehr einreisen/schiebt sie ab" wird man derzeit schon an den äußersten rechten Rand gedrängt und die einzige Partei, die auch nur so etwas versuchen könnte umzusetzen, käme derzeit nicht mal auf 15%. Was bleibt, außer dem Scheitern der Integration zu zusehen?

Marcus Turm | Sa., 23. Juli 2016 - 15:32

Ich kann den Gedankengang der Autors durchaus nachvollziehen. Was ich nicht kann ist daraus abzuleiten wie sich durch Anwendung solcher Differenzierung die Situation verbessern lässt.
Was macht es für einen Unterschied ob ich getötet werde
a: durch einen professionellen Terroristen
b: durch einen psychisch gestörten Menschen den man propagandistisch radikalisiert hat
c: oder durch einen Selbsmörder den man dazu gebracht hat noch weitere Menschen mit in den Abgrund zu ziehen.
Diese Differenzierung mag wichtig sein die moralische Beurteilung des Täters betreffend oder auch kriminalistisch interessant sein für die Klassifizierung der Tat, aber was weiter ?
Hilft uns diese Erkenntnis tatsächlich sicherer zu leben? Ändert es etwas daran das die gemeinsame Ursache eine Instrumentalisierung ist die sich aus der gleichen Quelle speist?
Diese benutzt sich der Menschen mit unterschiedlichen Eigenschaften um ihr Ziel zu erreichen.
Auf diese Quelle sollte man sein Augenmerk richten!

Lutz Rövekamp | Sa., 23. Juli 2016 - 19:11

Mir ist bekannt durch viele Beispiele, das
depressive Menschen suizidgefährdet sind.
Das sie durch diese Erkrankung zu Massenmördern
werden, ist mir neu.
Wenn dem so wäre, müsste es durch die weite
Verbreitung dieser Krankheit jeden Tag zu
Amokläufen kommen.

werden Medien und Politik sicher immer reflexartigen darauf hinweisen, dass nicht jetzt alle wieder glauben dürfen, jeder psychisch Kranke würde zum Axtmörder werden. So was bringt der Leser/Zuschauer ja sonst ständig durcheinander! ;-)

Erlebnisse in Kriegsgebieten führen allerdings natürlich wirklich oft zu Depressionen und Traumata, worauf die Politik dringend reagieren muss! Hier finde ich die häufigen Folgen von Krieg & Flucht ganz gut beschrieben: http://www.heute.de/trauma-psychologin-moehler-zu-unbegleiteten-jugendl…
(Und nein, ich möchte weder sagen, dass diese Traumata zwingend oder auch nur mehrheitlich zum Morden führen, noch, dass sie einen Menschen von seiner Eigenverantwortung entbinden können. Ich finde nur, dass dieses Interview besser die Erlebnisse und die Schwierigkeiten von Flüchtlingen vermittelt, als die immer wieder zu lesende Kurzaussage "depressiv und durch Krieg und Flucht traumatisiert".)

Als alter Mensch, der mittlerweile auf vier Staatsangehörigkeiten und ein Leben unter einer Besatzungsmacht zurückblicken kann, kann ich über die überbordende Diskussion über psychopathologische Kriegsopfer nur staunen. Ich frage mich dann immer wieder, wo waren die Psychopathen nach 1945 in meiner Familie, meinem Wohnort oder meiner Besatzungszone? Warum sind mein Onkel, mein Cousin oder mein Vater nicht Amok gelaufen, obwohl das, was sie in Russlands Weiten und dem anschließenden 5-jährigen Aufenthalt in einem sibirischen Kohleflöz erlebten, heute jeden "Kriegsflüchtling" aus dem Orient vor "Neid" erblassen ließe? Es bleibt nur eine Antwort: Sie haben es mit sich selbst ausgemacht und nicht extravertiert an ihrem gesellschaftlichen Umfeld ausgelassen. Sie hätten auch gewusst, dass niemand, außer ihrer Familie, sich für ihre Geschichte interessiert. Heute muss die ganze Republik am Schicksal eines Flüchtlings teilnehmen. Das ist politisch gewollt.

Heinrich Janson | Di., 26. Juli 2016 - 22:07

Antwort auf von Rudolf Stein

Als jüngster Sohn, seiner insgesamt vier Kinder, eines überlebenden Soldaten des Dritten Reiches, der 1942 mit 18 Jahren, für den, von Kartellen wie IG Farben, AEG, Vereinigte Stahlwerke, also auch Thyssen, Opel, Henry Ford, General Motors, Wall Street, Rockefeller etc., finanzierte österreichische Adolf Hitler, nach Russland in den Krieg ziehen mußte & dort verwundet wurde & über Dänemark, Norwegen in der Normandie als Kriegsgefangener in Belgien 1200m tief im Bergwerk halbverhungert mit Lungentuberkulose schuften mußte & mit seinem Freund in einem Kohlenzug nach Mannheim zu den dort stationierten Amerikaner flüchten konnte & so überlebte, kann ich zu Rudolf Stein nur sagen: "Hut ab, genauso ist es. Die Kriegstreiberei & Geschäftemacherei der geldgeilen & machthungrigen Psychopathen, hört wohl niemals auf, bis uns der Himmel in Form eines Asteroiden oder Kometen auf den Kopf fallen wird." - Interessante Quelle: Wer finanzierte Hitler und die NSDAP? - http://sauber.50webs.com/kapital/

Kat Teker | Mi., 27. Juli 2016 - 16:29

Antwort auf von Rudolf Stein

oder Depressive möchte Unbeteiligte traumatisieren oder gar töten. Meine Diagnose für Menschen, die bewusst eine solche Entscheidung treffen, lautet ja schlicht A*schl*ch. ;-)

Und ja, ich denke auch, dass diese mediale Anteilnahme für die Schmerzen der Mörder u.a. politisch gewollt ist. Anders kann ich mir fast nicht erklären, warum die Worte des Würzburgers nur von der Emma erwähnt wurden. Denn die wecken sicher einige Gefühle, aber wohl seltenst an 1. Stelle Mitleid: http://www.aliceschwarzer.de/artikel/die-macht-der-frauen-und-die-gewal… (bis an's Ende des Artikels scrollen).

Dazu kommt nur leider noch mehr und da wären wir leider wieder bei der Sozialisation. Reagieren wir auf "normale" Gewalttaten von Menschen, die aus Kulturen kommen, die so viel stärker als unsere von Gewalt geprägt sind, bloß mit Verlegung in immer neue Unterkünfte oder mit Bewährungsstrafen u Therapeuten, dann kann das entsprechende Tendenzen offenkundig nicht eindämmen, im Gegenteil.

Hallo, ich vermute, dass wegen der schweren Verständlichkeit der Taten von Amokläufern, einfach erklärt wird, dass eine psychische Störung etc. dahinter stecke. Man kann oder will sich einfach nicht vorstellen, dass Menschen im vollen Bewusstsein ihrer geistigen Kraft, eine derartige Tag begehen könnten.

So schreibt die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention. DGS, dass der Anteil psychischer Ursachen an Suiziden methodisch sehr schwierig zu erheben sei. Studien unterschieden sich erheblich voneinander; je nach Studie würden 15-95 % der durch Suizid verstorbenen als depressiv beurteilt. Auch sei zu berücksichtigen, so die DGS, dass aus Suizidgedanken nicht zwangsläufig auf eine psychische Erkrankung zu schließen sei.

Detlev Bargatzky | Sa., 23. Juli 2016 - 19:35

... dennoch glaube ich, dass Columbine, Erfurt, Winnenden sowie die "Amok"-Läufe aktiver oder ehemaliger Mitarbeiter in irgendwelchen Unternehmen sich sehr wohl von Würzburg und München mindestens an einer Stelle unterscheiden.
Bei der ersten Gruppe von Verbrechen gab es immer direkte Beziehungen zwischen Tätern und Opfer. Es wurden zum Teil "Todeslisten" abgearbeitet. Die Täter von z.B. Erfurt und Winnenden hätten keine andere Schulen wählen können, ohne ihre Ziele (vermutlich Rache an Lehrern und Mitschülern o.ä.) zu ändern.
Anders in Würzburg und München. Hier fehlte dieses Merkmal. Die Opfergruppen waren rein zufällig gewählt. Der Täter in Würzburg z.B. hätte ein andere Bahn nehmen, der in München hätte sich auch eine andere Stadt (sofern Ortskenntnisse vorhanden) oder auch nächste Woche zuschlagen können ohne sein "Ziel" zu ändern.

Der Täter in München hatte sehr wohl eine Zielgruppe, nämlich Jugendliche in seinem Alter, vorzugsweise mit muslimisch-türkischem Migrationshintergrund. Das machen seine Aussagen "Scheiss Türken" (Video vom Parkhausdach), "Scheiss Ausländer" (Zeugenaussage aus dem OEZ) und "Scheiss Muslime" (Zeugenaussage eines Bekannten) deutlich.

Karola Schramm | Sa., 23. Juli 2016 - 19:50

Danke Herr Grau, klare Worte, die zur Ruhe aufrufen, tun jetzt gut.
Eine Gesellschaft, die wie derzeit derart gespalten ist, in der Hass und Gewalt, auch durch unsere Kriege, die ohne Rücksicht geführt werden, bildet den idealen Nährboden für junge Männer, die in ihrer Entwicklung an irgendeiner Stelle zu kurz gekommen sind.

Schade und traurig, dass statt die Gewaltspirale, auch die akzeptierte von Kriegen, nicht gebremst oder umgekehrt wird in Frieden, Verständnis und gute Nachbarschaft und zwar nicht nur wie jetzt in München zu hören war, sondern im täglichen Leben, in den täglichen vielen Augenblicken, in denen es wir mit anderen zu tun haben.

Jede Betroffenheitsbekundung von Politikern, die ja mit dafür verantwortlich sind, dass Gesellschaften sich so entwickeln wie sie es tun, halte ich für Hohn, da sie um die Sprengkraft von Ungerechtigkeiten der versch. Sorten wissen. Es sind Lippenbekenntnisse oder einfach nur warme Luft, denn geändert wurde bisher nichts.

Nicolas Wolf | Sa., 23. Juli 2016 - 19:54

Wieso war es in Würzburg denn kein Terrorakt? Weil der Täter die Behörden vermutlich über sein Alter und seine Herkunft belogen hat, wer einmal lügt dem glaubt man nicht mehr, oder wie? In München mag es einen Amoklauf gegeben haben oder auch nicht, man wird es vielleicht noch erfahren. Aber in Würzburg gab es die klare Aussage vom Täter ich kämpfe für den IS und werde ungläubige töten, ein Glück das es an Kompetenz fehlte. Das Moslems (oder von mir aus Religiöse im Allgemeinen, aber von den anderen hört man hierzulande wenig), die für ihre Religion töten und notfalls, mit Aussicht auf 72 Jungfrauen, auch ihren eigenen Tot in Kauf nehmen, einen an der Klatsche haben, ist so. Dies sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass Terror Terror ist und bleibt.

Kat Teker | Sa., 23. Juli 2016 - 20:11

sich wünscht(!) sich selbst und andere zu töten, weil eine Ideologie sagt, dass sei gut, könnte dann evtl die Def. psychischer Gesundheit nicht umfassend genug sein? Sicher ist nicht jeder Verlust von Vernunft u Mitgefühl pathologisch, aber wer kann die Aufklärung preisen u jemanden gesund nennen, der glaubt, die Ermordung Ungläubiger könnte ihn in's Paradies bringen?

Islamistischer Terror setzt auf labile Menschen u auch wenn einige von ihnen so oder so irgendwann Amok laufen könnten, bleibt der Islam entscheidenster Punkt, um die Entwicklung des immer häufigeren Triggerns solcher Taten durch den IS einzudämmen. Das Beste: von den Muslimen selbst!

Spätestens wenn eine Ideologie "Gesunde" zu Irrsinn verleiten kann, sollte man die Ideologie dringend hinterfragen; sie dürfte mehr Schuld tragen als mediales "Aufbauschen vermeintlicher" Gewaltpräsenz.

Soldaten kein guter Vgl, zumindest die psychisch Gesunden dürften selten Freude am Töten haben, wenn möglich, vermeiden sie's idR.

Kat Teker | Sa., 23. Juli 2016 - 21:59

ärgert mich wirklich, dass Sie behaupten, in Würzburg hätte es sich um einen Amokläufer gehandelt und dann ausführen, die unterschieden sich von Terroristen davon, dass sie nur psychisch krank wären, während Terroristen sich durch eine bestimmte Weltanschauung zu diesen legitim scheinenden Taten auserwählt fühlen.

Der Mörder selbst war anderer Ansicht als Sie. Er begann diese Tat, weil seine Ideologie, also der Islam, ihm dafür das Paradies versprochen hat. Der Islam sagte ihm, er sei allen Ungläubigen überlegen und sie zu töten wäre gut.

Eingeschränkte Realitätswahrnehmung Psychotischer vs ideologisch gefestigte Gesunde: Erzählen Sie mal einem Psychiater, sie tun jetzt das, was ein Märchenbuch Ihrer Wahl Ihnen sagt, denn das wäre Gottes Wort und Sie sind vollkommen gesund.

Was meinen Sie? Stimmt er Ihnen zu oder hält er sie für verrückt? Dass die Antwort nur zustimmend ausfiele, hätten Sie Bibel, Koran o.ä. gewählt u kein anderes Märchen, macht es sie wirklich richtiger?

Jürgen Gabriel | So., 24. Juli 2016 - 13:56

Würzburg nicht als Terror einzuordnen ist Leugnung.
1. Der Täter schrie wiederholt und auf dem Band der Notrufe hörbar "Allahu Akhbar" - ein Indiz, kein Beweis.
2. Er hinterließ einen Brief an seinen Vater voller religiöser Floskeln und dem Hinweis, dass er als Märtyrer sterben wird, inklusive dem dafür einzufordernden Lohn.
3. Er hinterließ ein Video, in dem er seine religiösen Motive darlegt. Es wird gerne versucht seine Bezüge auf die Kriege im Irak und Afghanistan als "Rachegrund" darzulegen - Fakt ist, er nutzt diese nur als eines unter mehreren Argumenten und betont seine Verbindung zu den "Opfern" als Teil der Umma, der muslimischen Gemeinde. Religiöses Motiv also.
4. Das Video wurde auf einer Plattform der IS bzw. einer von ihr bevorzugt genutzten Plattformen hochgeladen - wie kam der IS also an das Video. Der Junge hatte keinen Zugang dazu, laut Polizei.
5. Der IS bekannte sich kurz nach der Tat dazu, anders als in München, wo er gratulierte.
Was braucht es noch?

Christoph Kuhlmann | So., 24. Juli 2016 - 15:51

Die psychische Verfassung lässt sich in der Realität bei Selbstmordattentätern im Nachhinein nur schwer beurteilen. Typische Kennzeichen: "Veränderung der Gefühle
Depression, verflachte Gefühle oder Stimmungsschwankungen
Ängste – insbesondere Angst, geschädigt/bedroht zu werden." bis hin zum Verfolgungsangst dürften bei Kriminellen ebenso auftreten, wenn auch mit realem Hinergrund.

[Andere] Veränderung[en] im sozialen Bereich

Misstrauen
Sozialer Rückzug, Isolation
Probleme bei Beziehungen, Abbruch von Kontakten
Veränderung der Interessen

Plötzliche ungewöhnliche Interessen, z. B. für Religiöses oder übernatürliche Dinge, Magie usw." spielen religiösen Terrororganisationen direkt in die Hände.

Die Erwartungshaltung, dass Massaker mit hoher Wahrscheinlichkeit einen islamistischen Hintergrund haben scheint enorm zu sein, obwohl es in Deutschland in den letzten zwanzig, dreissig Jahren erheblich mehr Opfer von Amokläufern als von Terroristen gab.

Karola Schramm | So., 24. Juli 2016 - 17:36

So sehe ich das auch. "sensationsheischende Medien – der Eindruck einer Gewaltpräsenz entsteht, der bei gefährdungsgeneigten Personengruppen zur Legitimierung eigener Gewaltexzesse dient – und so eine Spirale in Gang setzen kann."

Nicht nur das, denn auch die Abneigung und Aggressivität gegen den Islam wird dadurch dramatisch geschürt. Es entsteht ein Klima von verbaler Gewalt, die die Gewalt die eh schon besteht, verstärkt. Sachliche, vernünftige Argumente können sich dann in der Gesellschaft nicht mehr durchsetzen.
Wobei ich meine, dass dies ein psychologischer Trick unserer Politiker ist, um die Wut der Bevölkerung von sich auf andere umzuleiten. Denn ursächlich ist diese falsche Politik für diese Zustände verantwortlich, die die Selbstmordattentate von verblendeten jungen Muslimen, als auch die von Amokläufern noch befördert.
Will man offiziell und gesellschaft, dass das aufhört, muss eine friedliche, dem Allgemeinwohl dienende Politik von UNS eingefordert werden.

Medien anders wahr, gegenteilig um genau zu sein: Sie hören vor allem die schreiende Stille über die Gewalttaten in ihren Heimatländern. Wer nicht nur europäische Nachrichten liest (oder bspw durch seine Familie informiert wird), der wird täglich(!) von Selbstmordattentätern lesen.

Unabhängig davon sollte man hier über diese Attentäter aber anders berichten, zumindest darin stimme ich zu. Das Ausbreiten der persönlichen Hintergründe, die Fotos und all das ist so offenkundig contraproduktiv, dass ich es auch für fatal halte. Wie gesagt aber nicht weil dadurch in den Leben der Täter Gewalt präsenter wird (bei Kriegsflüchtlingen umso absurdere These!), sondern wegen der verlockenden Aufmerksamkeit.

Ein Klima, in dem endlich mehr Menschen erkennen, welche Gewalt und auch welchen Hass gegen den Westen der Islam unter Muslimen erzeugt, kann ich jedoch nur begrüßen.
Sie lesen vermutlich eher selten in islamischen Foren oder ähnlichem, oder? Das könnte vielleicht eine gute Idee sein.

Petra Wilhelmi | So., 24. Juli 2016 - 20:04

Ein klassischer Amokläufer wird seine Tat kein Jahr vorbereiten. Amok heißt, dass er rasenden, blindwütigen Hass verbreitet und in diesen tötet. Da muss er ja seinen Hass sehr lange blindwütig und rasend aufrecht erhalten haben. Er muss sich informiert haben, wie man ins Darknet kommt (ich wäre zu doof dazu). Dann müsste er dort hineingehen, um sich die Waffe auszusuchen. Die SN wurde ausgefeilt, er oder der Verkäufer? Dann muss er FB gehackt haben. Ich weiß nicht, ob man das so auf Anhieb kann. Er hat die Orte vorher abgeklappert, sich sozusagen darauf vorbereitet. Er muss Geld gespart oder geklaut haben. Waffe und 300 Schuss Muni ist sicherlich nicht billig. Er hat nicht dort zugeschlagen, wo er angeblich gemobbt wurde. Amok sieht für mich völlig anders aus. Dass er solche Bücher hatte, ist irrelevant. Breivik hat auch einen Terroranschlag verübt. Komisch, dass musl.Täter immer als depressiv und bedauernswerte Menschen hingestellt werden. Sie reisen auf diese Tour.

Diskussion, die jetzt ja immer alle führen wollen, hatte ich mich nochmal eingelesen und die Dauer der Tatvorbereitung gilt aktuell wohl nicht mehr als Kriterium von Amokläufen. Wesentlich ist anscheinend vor allem die Frage, ob der Täter aus persönlichen Motiven gehandelt hat oder obes politische/ideologische/religiöse/... Motive gab.
Dass die Polizei davon spricht, Ali S. hätte ein "Manifest" hinterlassen, klingt dann zwar irgendwie doch wieder eindeutig nach - na ja, zumindest anders als "Abschiedsbrief"...

Die Aussagekraft psychologischer Diagnosen sollten m.M.n. aber nie überwertet werden. Selbst die Grenzen zwischen gesund und krank sind oft schlicht willkürlich gesetzt. Bsp Dummheit, die ab einem IQ von unter 70 als krank gilt, aber schon bei einem IQ von 70 sprich man von Gesunden - auf welcher wissenschaftlichen Basis?

Ich fürchte, die Psychologie ist derzeit wohl ungefähr auf dem Stand, auf dem die Medizin war, als sie noch von Frisören ausgeübt wurde. ;-)

Saubere Denkarbeit!

Ich bin schon lange ein Ungläubiger: Weder Berlin, noch Brüssel, noch Medien sind sauber!

Für ein Europa der Vaterländer und Merkel inkl. Sozialisten auf den Mond, zum Mondkälber anbeten.

Andreas Müller | So., 24. Juli 2016 - 22:35

Ich kann Ihnen nur beim Münchner Amoklauf wirklich folgen.
Der Fall Würzburg (und Reutlingen) liegt doch etwas anders. Es ist letztlich egal, ob man das Terror oder Amoklauf nennt. Unter dem Strich bleibt das Ergebnis, dass eine Bundesregierung sehenden Auges ihre weitgehend wehrlose Bevölkerung in der Fläche einer großen Gefahr durch Verrückte ausgesetzt hat, die in keiner Weise kontrolliert oder erfasst worden sind. Diese Gefahr wird einer Bevölkerung zugemutet, die in ihrem eigenen Leben eine permanente Gängelung und Kontrolle durch Behörden hinnehmen muss - angeblich zur eigenen Sicherheit.
Letztlich muss es um das völlig willkürliche Verhalten der Politik gehen, der die Rechte der Bürger offensichtlich am allerwenigsten bedeuten. Das Ganze setzt sich ja beim Thema Zensur fort. Die Frage Terror oder Amok ist da vielleicht zweitrangig, aber aus ganz anderen Gründen, als von Ihnen genannt.

Siegfried Stein | Mo., 25. Juli 2016 - 11:17

Meinen Sie, dass jemand, der eine Mordserie in Gedanken an 72 Jungfrauen begeht, sei psychisch gesund?
Psychische Defekte sind durchaus massentauglich, wie uns die Geschichte , speziell auch die Religionsgeschichte, lehrt.

Und wenn die Polizei 2.300 Einsatzkräfte für eine eher traurige Figur braucht (oder zu brauchen glaubt) ...
Do the math.

Enrico Stiller | Mo., 25. Juli 2016 - 13:09

Weil sie in bestimmten Situationen funktional für das Überleben ist. Im Alltag kann sich das "Kühler-Kopf-Bewahren" auch dysfunktional auswirken: Es gibt den Zögerern, den Abwieglern, den Schwätzern Zeit, Probleme und Lösungen zu zerreden. Unsere Eliten haben genau das über die letzten Monate krampfhaft versucht. Was für hirnlose Phrasen haben wir nicht alles über uns ergehen lassen müssen von "nachdenklichen Warnern"! Grenzen seien ohnehin nicht zu schliessen, wir müssten uns vor Pauschalisierungen hüten, gegen Terror gäbe es sowieso keinen absoluten Schutz. Und ähnliches Blabla.
Es geht um die Frage: Müssen wir Menschen, aus denen sich offenbar Terroristen und Kriminelle rekrutieren, massenweise bei uns aufnehmen?
Und um die Frage, ob die Willkommensschwafler bereit sind, jetzt nach x Toten endlich aus ihrem Traum aufzuwachen und zu überlegen, ob sich nicht an der ein oder anderen Stelle in ihre Gedankengänge ein winziges Fehlerchen eingeschlichen haben könnte.

Ich stimme Ihren Ausführungen zu, lieber Herr Stiller.
Eine Nervenärztin hat mir einmal gesagt, daß
depressive Menschen eigentlich eine realistischere Sicht
auf die Welt hätten als solche, die immer fröhlich gestimmt
und wenig wachsam durch die Gegend laufen. Die Dame
sprach von einer rosa-roten Brille, die den meisten Menschen
das Leben erleichtere, ihnen auf der anderen Seite aber auch
den unbedingt nötigen, vorsichtig-kritischen Blick unmöglich mache.
Zwischen solchen, bei denen zu schnell Abwehr- bzw. Fluchtreaktionen
einsetzen und denjenigen, die selbst Gefahren schlimmster Art
noch schönreden, liegen Welten! Eine mittlere Position innerhalb
dieses Feldes psychischer Reaktionen wäre dringend notwendig.

Leider sind unsere deutschen sowie viele EU-Politiker (z.B. n i c h t in Ungarn und der Slowakei ) meilenweit von jeder Vernunft entfernt! Es gelingt ihnen noch immer, den allermeisten Menschen getönte Brillen aufzusetzen und
Träume zu verkaufen.

Dimitri Gales | Mo., 25. Juli 2016 - 15:31

"Sein Handlungsimpuls liegt in einer schweren Psychose"
Psychotiker töten zwar auch manchmal im Wahn, aber sie planen die Tat nicht im voraus. Soziopathen dagegen wenden alle ihre mentalen Fähigkeiten an, um einen mörderischen Plan zu entwickeln.
Beide Faktoren, Persönlichkeit und Umwelt- einflüsse führen zur Tat. Aber nicht jeder Mensch, der Probleme mit sich und der Umgebung hat, wird zum Mörder. Daher ist die Persönlichkeit entscheidend.

peter hauser | Di., 26. Juli 2016 - 04:36

Woher kommt diese Betroffenheit? Aus Furcht ?

Das Leben ist immer unsicher und bedroht gewesen. Leider können wir Menschen uns Vorstellungen/Phantasien machen, die gerade im "Zeitalter" des Internets zur Panik neigen. Man sollte sich mehr auf das "Seinige" beziehen(dem Hier und Jetzt), als Lösungen zu suchen, wo keine zu finden sind.

Peter Müller | Di., 26. Juli 2016 - 12:22

Na wer sagt es denn: Es geht doch nur um ein paar arme Irre, für die man eventuell sogar Mitleid und Verständnis aufbringen sollte und das auch angesichts der "Kollateralschäden" die ihr Handeln verursacht hat.
Das alles hat nichts mit nichts zu tun und schon gar nicht mit Politik oder Religion.
Es gibt überhaupt keinen Grund zur Beunruhigung. Wir sollten uns vielmehr damit beschäftigen wie wir mit noch größeren Säcken Licht in unsere Rathäuser tragen.