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() Holocaust-Mahnmal in Berlin
Das Mahnmal zerbröselt

Die Zahl der Baumängel an der Berliner Holocaust-Gedenkstätte hat sich 2007 fast verdreifacht

Es steht noch keine drei Jahre und hat schon ernsthafte Baumängel: An fast der Hälfte der 2711 Betonpfeiler des Holocaust-Mahnmals von Peter Eisenman in Berlins Mitte hat ein von Cicero beauftragter Gutachter Risse festgestellt. Joachim Schulz, vereidigter Sachverständiger für Sicht­beton und Lehrbeauftragter für Bauschäden an der Technischen Fachhochschule Berlin, hat mit seinem Team im Dezember 2007 und Januar 2008 eine Bestandsaufnahme durchgeführt, für die er das Stelenfeld genau untersuchen ließ. Das Ergebnis ist gravierend: An 1361 Stelen treten Risse auf, bei sechzig Prozent dieser schadhaften Betonquader sind diese noch kleiner als 0,2 Millimeter, und gelten als optische Mängel. Bei vierzig Prozent sind die Risse bereits größer als 0,2 Millimeter, hier spricht Schulz von technischen Mängeln, teils von erheblichem Ausmaß. Bei Begutachtungen vor einem Jahr waren lediglich an 400 bis 450 Stelen Risse festgestellt worden. Seitdem hätten sich die Mängel damit beinahe verdreifacht. Das im Mai 2005 eingeweihte Mahnmal, für dessen Bau der Bund insgesamt 27 Millionen Euro zur Verfügung gestellt hatte, sorgte von Beginn an für Schlagzeilen. Bereits im Januar 2006 hatte der Berliner Kurier lange Risse an elf Stelen gemeldet. Die Zahl wuchs stetig, im August 2007 waren es bereits 400. Damals erklärte der Geschäftsführer der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Uwe Neumärker, es handle sich bei den Rissen lediglich um ein ästhetisches Problem, und er kündigte an, die Schäden würden bis zum Winter 2007 beseitigt werden. Wolfgang Bosbach, der für Kultur zuständige Unionsfraktionsvize, hatte in diesem Zusammenhang auf die Gewährleistungspflicht des Bauunternehmens gedrungen: „Es geht um die Funktionstüchtigkeit eines Bauwerks, das zugleich ein Kunstwerk ist. Die Mängelbeseitigung ist sicher nicht Aufgabe des Steuerzahlers“, sagte er. Wesentlich gelassener scheint der Architekt des Mahnmals, ­Peter ­Eisenman, zu den Baumängeln zu stehen: „Wenn Sie 2700 Stelen bauen, werden immer einige weniger gut sein als die anderen. Wenn Sie 2700 Weintrauben kaufen, sind auch ein paar faulige darunter“, sagte er im vergangenen Sommer der Süddeutschen Zeitung. mch Weitere Beiträge zum Thema unter www.cicero.de

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