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Olaf Hajek

Cicero im September - Schotten dicht?

Am 18. September stimmen die Schotten über ihre Unabhängigkeit ab. Cicero fragt sich: Keimt der Nationalismus in Europa wieder auf? Und ist das schlimm? Chefredakteur Christoph Schwennicke stellt die Themen der September-Ausgabe vor

Autoreninfo

Christoph Schwennicke war bis 2020 Chefredakteur des Magazins Cicero.

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Bannockburn kennt in Schottland jedes Kind. Am 23. und 24. Juni 1314 tobte dort eine Schlacht, in der das schottische Heer die englischen Truppen zurückschlug. Es war einer der raren Siege der Hochländer über den Aggressor aus dem Süden. Am Ende behielten die Engländer die Oberhand. 700 Jahre nach der Battle of Bannockburn möchten die schottischen Nationalisten um Regierungschef Alex Salmond die Engländer abermals abschütteln, diesmal nicht in einer Schlacht, sondern per Volksabstimmung.

Das Referendum am 18. September fällt in eine Zeit, in der der Nationalismus in Europa ohnehin auf dem Vormarsch ist. Die Schweiz hat gerade ihre Grenzen dichter gemacht. Großbritannien könnte 2017 die EU verlassen, wenn die Europakritiker erfolgreich an englische Nationalgefühle appellieren. In Deutschland ist mit der AfD eine national ausgerichtete Kraft entstanden. Auch anderswo in Europa wird unverhohlen gefragt: Wären wir alleine nicht besser dran?

Die Sympathie der Cicero-Redaktion für Europa gilt. Man muss das Phänomen des neuen Nationalismus nicht mögen, aber die Debatte darüber ist nötig. Ist der Nationalstaat die Instanz mit der stärksten Bindekraft, wie sich bei der Fußball-WM wieder gezeigt hat? Kommt dieses Nationalgefühl zurück, weil es im Sinne des europäischen Gedankens unterdrückt wurde? Der Politologe Herfried Münkler kommt zu einem dialektischen Ergebnis. Thomas Weber, Geschichtsprofessor im schottischen Aberdeen, hat in seinen Lehr- und Wanderjahren im Ausland erfahren, dass es etwas gibt, das er als Deutscher für unmöglich hielt: guten Nationalismus.

Der Publizist Wilfried Scharnagl und der frühere EU-Kommissar Günter Verheugen streiten über das richtige Verhältnis zur Nation – und sind sich doch einig: Wenn Schottland seine Unabhängigkeit erklärt, löst das eine Kettenreaktion in Europa aus. Ein glühendes Plädoyer für Schottlands Unabhängigkeit hält in dieser Ausgabe Sean Connery, früher James Bond, heute Agent der schottischen Sache.

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