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Wulffs Heldenmär - Zum Islam gehört auch die Gewaltverherrlichung

Kolumne Empörung: Der ehemalige Bundespräsident ist dem medialen Furor zum Opfer gefallen. Aber ein politischer Märtyrer ist er deshalb noch lange nicht. Erst recht nicht wegen seiner berühmten Rede zum Islam

Alexander Marguier

Autoreninfo

Alexander Marguier ist Chefredakteur von Cicero.

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Christian Wulff feiert dieser Tage sein Comeback. Natürlich nicht als Politiker, dafür aber immerhin als Titelfigur der aktuellen Spiegel-Ausgabe, als Talkshowgast bei Maybrit Illner, als Bestsellerautor – und als prominentestes Medienopfer der Republik. Alles dies sei ihm gegönnt, zumal es ja durchaus erhellend ist, Wulffs persönliche Sicht auf jene für alle Beteiligten peinliche Schmierenkomödie zu erfahren, die den ersten Mann im Staat schließlich aus dem Amt hob. Der Bundespräsident a.D. fordert also Genugtuung und setzt dabei so einiges auf Wiedervorlage – insbesondere die Geschichte mit dem Islam.

Im Interview mit den einstigen Erzfeinden des Spiegels zeichnet Christian Wulff nun ein Bild von sich, das ihn in der Rolle eines missliebig gewordenen Helden zeigt („Ich war eine Provokation“), der auch und gerade wegen seines Satzes, der Islam gehöre inzwischen zu Deutschland, von einigen Zeitungshäusern zum Abschuss freigegeben worden sei. Wulff, der politische Provokateur? Nun ja, das ist nicht gerade eine Zuschreibung, die einem beim ehemaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten spontan einfällt. Aber sei’s drum, die Eigenwahrnehmung entspricht eben nur selten dem Blick von außen.

Wulffs Islam-Rede: Binsenweisheit oder undifferenzierte Schönrednerei
 

Wenn Wulff schon glaubt, die berühmte Passage aus seiner Rede zum 20. Jahrestag der Deutschen Einheit wieder auf die Tagesordnung setzen zu müssen, wäre das jedenfalls eine gute Gelegenheit für die eine oder andere Klarstellung. Denn nach bisherigem Stand sind seine Einlassungen zum Thema Islam, vorgetragen am 3. Oktober 2010 in Bremen, entweder eine Binsenweisheit oder undifferenzierte Schönrednerei. Von einer Provokation sind übrigens beide Lesarten ziemlich weit entfernt.

„Das Christentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das Judentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das ist unsere christlich-jüdische Geschichte. Aber der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland. Vor fast 200 Jahren hat es Johann Wolfgang von Goethe in seinem West-östlichen Divan zum Ausdruck gebracht: ,Wer sich selbst und andere kennt, wird auch hier erkennen: Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen.‘“ So der Wortlaut in Wulffs Einheitsrede, die letztlich mehr Fragen offenließ als Differenzen zu überbrücken – Goethe hin oder her.

Denn was soll das eigentlich heißen, „der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland“? Doch wohl ganz bestimmt mehr als die bloße Beschreibung der Tatsache, dass in Deutschland unter anderem der Islam praktiziert wird, weil eben rund fünf Prozent der Bevölkerung Muslime sind. Man wird also davon ausgehen können, der damalige Bundespräsident habe zum Ausdruck bringen wollen, der Islam sei, wenn nicht gar eine konstituierende Größe, so doch zumindest ein wichtiger und wünschenswerter Beitrag zur deutschen Gesellschaft. Ganz gewiss hat Wulff mit dieser Wortwahl viele deutsche und in Deutschland lebende Muslime versöhnlich gestimmt, zumal vor dem Hintergrund der damals tobenden Sarrazin-Debatte. Das ist ihm durchaus anzurechnen. Aber es ist auch nur die halbe Wahrheit.

Der Islam hat ein ungeklärtes Verhältnis zur Demokratie


Denn ob „der Islam“ tatsächlich „zu Deutschland“ und seiner freiheitlich-demokratischen Grundordnung „gehört“, das ist dann so eindeutig eben doch wieder nicht. Denn „der Islam“ umfasst keineswegs nur die Millionen friedlichen, friedliebenden und den verfassungsrechtlichen Wertekonsens respektierenden Muslime in Deutschland, sondern alle Facetten einer Religion, die dort, wo sie zur vollen Entfaltung kommt, verlässlich ihre totalitären Züge zeigt. Und in deren Namen auch jetzt wieder – und zwar auf deutschem Boden – zum Mord an Andersgläubigen aufgerufen wird. Wenn „der Islam“ zu Deutschland „gehört“, dann muss man wohl oder übel auch jenen Imam dazuzählen, der unlängst in der Berliner Al-Nur-Moschee predigte: „Tötet sie bis zum Letzten.“ Gemeint waren natürlich die Juden.

In Deutschland mögen solche Töne hässliche Randerscheinungen sein, in der islamischen Welt sind sie es aber keineswegs. Das zeigt sich in diesen Tagen wieder in aller Deutlichkeit. Wer also behauptet, „der Islam“ gehöre zu Deutschland, der sollte ehrlicherweise hinzufügen, dass dann auch die in dieser Religion endemische Gewaltverherrlichung, Antisemitismus und ein gelinde gesagt ungeklärtes Verhältnis zu Demokratie, Menschenrechten und Freiheit „zu Deutschland gehören“. Dies offen auszusprechen, wäre in der Tat eine Provokation.

Wulffs Rede dagegen war nicht mehr als eine Beschwichtigung zur rechten Zeit. Das mag gut gemeint gewesen sein. Zum Stoff für Heldengeschichten taugt sie allerdings nicht.

 

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Franz | So., 3. Juli 2016 - 21:04

"Der Islam gehört zu Deutschland". (Wie sinnvoll ist der Satz?)

Der Satz ist ähnlich mit "Das Tätowieren gehört zu Deutschland".
Denn: historisch gehört der Islam so wenig zu Deutschland wie das Tätowieren.
Deutschland ist ein freies Land (Frei für Deutsche, und nicht "frei" im Sinne... Frei für Illegale Einwanderung).

Der in Deutschland rechtens lebende Bürger, geniesst Freiheit. Dies beinhält auch die Freiheit des Deutschen Bürgers "sich zu Tätowieren", oder "dem Islam beizutreten".
Aber zu behaupten, dass "der Islam zu Deutschland gehöre", ist einfach ein Satz der nicht die richtige Balance hat.
Was stark zu Deutschland gehört ist (unter anderem!) die Christliche Tradition und nicht der Islam.

Ich schäme mich für Deutschland, wenn es den Bürgern in einer unverhältnismäßigen Weise verbreitet, dass der Islam zu Deutschland gehöre.
Nein, in der Weise... gehört er nicht zu Deutschland. Statt dessen ist es die Freiheit (der Bürger), die zu Deutschland gehört. Das ist das höhere Gut.