Deniz Yücel
Deniz Yücel saß ein Jahr lang ohne Anklage in einem türkischen Gefängnis / picture alliance

Freilassung von Deniz Yücel - Pressefreiheit gilt für alle oder nicht

Deniz Yücel kommt frei. Zu verdanken hat er das offenbar auch dem Engagement von Außenminister Sigmar Gabriel. Es steht dem deutschen Staat gut zu Gesicht, dass er vehement für einen seiner schärfsten Kritiker kämpft

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Ob es der letzte Dienst des scheidenden Außenministers ist? Deniz Yücel, Türkei-Korrespondent der Welt, soll nun doch freikommen, etwas mehr als ein Jahr nach seiner Festnahme. Und Sigmar Gabriel hat, glaubt man ihm selbst, entscheidend dazu beigetragen. Er habe in den vergangenen Tagen „viele Gespräche mit der türkischen Regierung zur Beschleunigung des Verfahrens geführt“, sagte Gabriel. „Dazu gehörten auch zwei Treffen mit dem türkischen Staatspräsidenten Erdogan.“

Die Freilassung von Yücel ist ohne Einschränkung eine gute Nachricht, zuallererst natürlich für ihn selbst. Es ist kaum vorstellbar wie hart es sein muss, 366 Tage in einer Zelle zu schmoren, ohne Aussicht auf wenigstens einen Prozess. Und dazu wurde Yücel gehindert, seinen Beruf auszuüben, gerade jetzt, wo die Türkei in den kurdischen Teil Syriens einmarschiert ist, und Yücel gezwungen war, statt Reportagen von der politischen und militärischen Front zu schreiben, hingekritzelte Zettel aus dem Gefängnis herauszuschmuggeln. 

Pressefreiheit gilt für Yücel genauso wie für Broder 

Es ist aber auch gut für uns Journalisten und für unsere Demokratie, auch wenn das sich erst einmal pathetisch anhört. Denn Yücels Texte waren immer darauf angelegt, zu provozieren, die deutsche Regierung ebenso wie die türkische. Und manchmal schossen sie übers Ziel hinaus. Doch all das hehre Gerede um die Pressefreiheit ist nichts wert, wenn sie nicht auch und gerade dann gilt, wenn es weh tut. Und für alle oder nicht.  Dass man eben nicht ins Gefängnis kommt, wenn man etwas schreibt, was der Regierung nicht passt. Etwas nicht zu schreiben aus Angst vor den Folgen, das darf in einem demokratischen Land nicht vorkommen, seien die Verfasser nun Henryk M. Broder oder eben Deniz Yücel. 

Deshalb ist es richtig und wichtig, dass ein Land wie Deutschland auf höchster diplomatischer Ebene für die Freilassung von einem seiner schärfsten Kritiker kämpft. Sicher: Es hätte schneller gehen können und müssen, denn jeder Tag, den Yücel in Haft saß, war ein Tag zu viel. Und noch immer sitzen 150 Kollegen von ihm in Gefängnis, meist mit höchst zweifelhaften Begründungen. Auch für sie muss sich Deutschland einsetzen. Trotzdem: Wäre dies der letzte Dienst von Sigmar Gabriel als führender deutscher Politiker, es wäre kein schlechtes Vermächtnis.

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Klaus Funke | Fr., 16. Februar 2018 - 15:32

Haben wir da den Richtigen "freigekämpft"? Unsere Presse verschweigt uns die Ansichten eines Deniz Yücel. Warum? Hatte die türkische Justiz nicht vielleicht doch ein kleines bisschen Recht, wenn sie ihn aus dem Verkehr zog? Pardon, aber die Sache sieht aus wie ein großes Schmierentheater, vielleicht auch um die Ambitionen eines Sigmar Gabriel ein wenig herauszustellen - "so einen prächtigen Außenminister brauchen wir!"

Ich habe selbst wegen diesem Mann recherchiert und Ich bin fassungslos über dessen Aussagen. Noch fassungsloser finde ich aber, dass darüber nicht in den sog. öffentlichen Medien mit keinem Satz berichtet wird. Die Frage stellt sich für mich erneut, in welchem Staat wir inzwischen leben.

Der von den linken Medien hochgelobte "Journalist" D. Yücel hat auch ganz andere Seiten. Das Zitat von Yücel über T. Sarrazin führt vor, welches Demokratieverständnis dieser Mann mit Doppelpass mitbringt - schäbiger und menschenverachtender geht´s nicht: „So etwa die oberkruden Ansichten des leider erfolgreichen Buchautors Thilo S., den man, und das nur in Klammern, auch dann eine lispelnde, stotternde, zuckende Menschenkarikatur nennen darf, wenn man weiß, dass dieser infolge eines Schlaganfalls derart verunstaltet wurde und dem man nur wünschen kann, der nächste Schlaganfall möge sein Werk gründlicher verrichten.“
Es führt vor, was Kurt Schumacher seinerzeit im Blick hatte, dass er Kommunisten für rotlackierte Nazis hielt!

Jürgen Winzig | Fr., 16. Februar 2018 - 15:45

Herr Yücel, ist das nicht der Qualitätsjournalist mit dem großen humanitären Fußabdruck, der gerne mal Andersdenkenden einen kleinen Schlaganfall wünscht?http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/die-taz-muss-20-000-euro-an-t…
Herr Y. freut sich bekanntlich auch über das Aussterben der Deutschen https://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/afxline/topthemen/hintergruende/a…
Warum wird eigentlich so ein Hype um diesen Herrn Y. bei uns veranstaltet?

Guido Schilling | Fr., 16. Februar 2018 - 19:12

Antwort auf von Jürgen Winzig

Politiker und Medien sich darin gefallen sich selbst zu kasteien und zu Gunsten fragwürdiger Kulturen am Liebsten Deutschland abschaffen würden. Y. ist ihr Messias.

Marianne Schad | Sa., 17. Februar 2018 - 11:48

Antwort auf von Jürgen Winzig

das frage ich mich auch. Wenn man Deutsche so verachtet wäre man doch besser in der Türkei aufgehoben.

Guido Schilling | Mo., 19. Februar 2018 - 19:32

Antwort auf von Marianne Schad

nur hat es ihm dort nicht gefallen. Dort muss er sich überlegen war er schreibt.

Karin Zeitz | Fr., 16. Februar 2018 - 16:16

Pressefreiheit ist wichtig und sollte tatsächlich für Alle gelten. Auch die Unterscheidung, welche Äußerungen von der Meinungsfreiheit gedeckt sind und was als Volksverhetzung anzusehen ist sollte nach ähnlichen Kriterien betrachtet werden. Ich persönlich habe den Eindruck, dass es heutzutage opportun erscheint, die Deutschen öffentlichen als “Köterrasse“ oder “Kartoffeln“, die deutschen Polizisten als “Nazischweine“ zu bezeichnen, ohne dass sich daraus strafrechtliche Folgen ergeben. Ähnlich starke Ausdrücke gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund verbieten sich, weil dann sofort wegen Fremdenfeindlichkeit ermittelt wird. Inländerfeindlichkeit ist offensichtlich in Deutschland kein Straftatbestand, so dass Herr Yücel hier keine Strafverfolgung befürchten muss, egal was er auch schreiben mag.

Gregor P. Pawlak | Fr., 16. Februar 2018 - 16:20

hat es Herrn Yücel gut getan. In vielerlei Hinsicht....

Peter Lieser | Fr., 16. Februar 2018 - 16:21

Yücel : Ist das nicht der Herr der das Aussterben der Deutschen begrüßte und Sarrazin ünverblümbt den Tod durch weitere Schlaganfälle wünschte. Und meinte es gäbe bessere Länder als Deutschland. Dann "Bon Voyage" !

Olaf Voß | Fr., 16. Februar 2018 - 16:27

Yücel ist nicht frei, sondern wurde nur vorübergehend aus der Haft entlassen. Möglicherweise folgt das Gericht bei seiner Urteilsfindung der Staatsanwaltschaft und verurteilt ihn zu 18 Jahren Gefängnis. M.E. hat dieser Yücel mit Journalismus nichts zu tun; seine Texte sind hinlänglich bekannt. H. Broder würde Derartiges niemals von sich geben. Das die übliche linksgerichte Mainstreampresse diese vorübergehende Freilassung bejubelt, ist typisch; aber das der Cicero in diesen Kanon mit einstimmt, verwundert mich schon.

Wolfgang köckerbauer | Fr., 16. Februar 2018 - 16:30

Es ist schon interessant das genau das Land dessen Bevölkerung Yücel den Volkstot wünscht und sich darüber freuen würde (Völkstot der schönsten sorte),der Text ist nicht als Satire gekenzeichnet ,ihn aus den Gefängnisse holt .Er bekam sogar einen Preis wahrscheinlich weil er auch Multikultikritiker deformierte .So sehr ich ihn und seine Familie seine Freiheit göne ist es bezeichnet für unsere sogenante Elite ,jemanden der warscheinlich wegen Volksverhetzung angeklagt würde hätte er sich so über andere Völker geäußert (aber es geht ja nur über die Deutsche Hunderasse )Hofiert und Feiert.In keinem anderen Land währe das denkbar nur die Selbsthassenden Deutschen .Es gäbe viele andere Jornaliste die es wert währen das man sie für sich einsetzt,ich bin gespannt wie er in Zukunft über das Land schreibt das ihn aus den Gefängnisse geholt hat.

Andreas Brueckner | Sa., 17. Februar 2018 - 01:23

Antwort auf von Wolfgang köckerbauer

Der Text von Herrn Y erschien in der taz auf der letzten Seite und war dadurch klar als Satire zu erkennen.
Gut finde ich ihn nicht.

Sabine Brunckhorst | Mo., 19. Februar 2018 - 07:23

Antwort auf von Wolfgang köckerbauer

Wolfgang Köckerbauer: wenn man Satire als solche ‚kennteichnet‘, wie Sie es scheinbar möchten, ist es dann noch Satire?

Werner Peters | Fr., 16. Februar 2018 - 17:00

Es war nicht Gabriels letzter Dienst. Das Spiel wurde gemacht, damit Gabriel Außenminister bleibt. Deniz Yücel ist eher Nebenschauspieler in dem Stück.

Wolfgang Tröbner | Sa., 17. Februar 2018 - 12:38

Antwort auf von Werner Peters

Wenn ich das richtig verstanden habe, hat ja selbst Nahles erkannt, dass Siggy-Pop das ganze Spektakel um die Freilassung von Yücel primär zur Selbstinszenierung nutzt. So etwas kann er gut. Was ich allerdings nicht glaube, ist, dass die Türkei Yücel ohne milde Gaben seitens Deutschland freigelassen hat.

Dorothee Sehrt-Irrek | Mo., 19. Februar 2018 - 14:36

Antwort auf von Werner Peters

aber ich bin nicht begeistert, wie Gabriel Schulz "ins Abseits" manövriert hat.
Es muss ihm doch klar gewesen sein, dass der auch mit seinem Selbstbewusstsein zu kämpfen hatte. Den kann er doch dann nicht von der Seite "anmachen"?
Gabriel ist gut, keine Frage, aber das kann er auch woanders sein.
Diese Personalien werden zu gegebener Zeit von den entsprechenden Personen, wenn gewählt, bekannt gegeben.

Giesela Kramski | Fr., 16. Februar 2018 - 17:05

Wenn die Texte zutreffen, die Yüzel zugeschrieben werden und sich auf das Aussterben der Deutschen und auf T. Sarrazzin beziehen (20.000,- € Strafe für die taz ??), dann habe ich für diesen Journalisten keine Sympathien. Und für die Medien, die sich ja für "free Deniz" überschlagen und diese negative Seite nicht thematisieren, halten sich meine Sympathien ebenfalls in Grenzen.

... ich kann nicht verstehen, warum Sie so viele Fragezeichen setzen. Schauen Sie doch bitte in die rot markierten Links im zweiten Kommentar von oben, den von Herrn Winzig, da können Sie alles das genauestens nachlesen, auch die 20.000 € Strafe. - Oder zweifeln Sie dieses an?
Für mich ist dieser Journalist, auch mit all seinen Auszeichnungen u. Ehrungen, gelinde gesagt, abstrus oder verwirrend.

Lieber Herr Schwamberger, wofür hat dieser Mann seine Auszeichnungen bekommen? Hier sieht jeder: die Schere zwischen gesundem Volksempfinden und Politik/Medien kann tiefer nicht sein. Letztere leben in einer Blase, die mehr und mehr zu explodieren droht. Das ist nicht mehr erklärbar, auch wenn Politiker über die Medien immer wieder verlauten lassen: Wir müssen es den Menschen besser erklären. Da gibt es nichts zu erklären. Der Mann Yücel ist weder abstrus noch verwirrend, der ist simpel gestrickt. Er ist ein Produkt der Medien und der Politik und dient dem Machterhalt unserer Politiker. Nur eine Schachfigur.

Mirko Grams | Fr., 16. Februar 2018 - 17:54

Ich bin erstaunt, dass es einige Mitforisten geradezu bedauern, dass Herr Yücel aus dem Gefängnis entlassen wurde. Begründung: weil er deutschkritische und Deutschlandkritische Texte geschrieben hat. Na und?! Ich fand diese Texte meistens auch unterirdisch, aber das ist doch kein Grund, den Mann für jahrzehnte wegsperren zu wollen, zumal er nicht wegen dieser Texte angeklagt wurde. Manch einer sollte sich mal fragen, ob er nicht ganz gerne unter einem Präsidenten vom Schlage Erdogans leben würde. Kritiker wegsperren, gerne auch ohne Anklage; das sollte nicht unser Weg sein.

Olaf Voß | Fr., 16. Februar 2018 - 18:11

Antwort auf von Mirko Grams

Es gibt viele Bürger, die in der Türkei nach unseren Maßstäben zu unrecht inhaftiert sind; vermutlich sind darunter diverse, die krank sind und die nur unzureichend versorgt werden. Für diese Menschen sollte sich eingesetzt werden. Ich weiß im Übrigen nicht, ob die Anklage gegen Yücel gerechtfertigt ist; möglicherweise ist sie es aus Sicht der Türkei. Um Yücel wird sich nur deshalb bemüht, weil er den linken Mainstream bedient.

Josef Garnweitner | Fr., 23. Februar 2018 - 17:06

Antwort auf von Olaf Voß

wir alle wissen nicht, weshalb diese Menschen in der Türkei wirklich im Gefängnis sitzen. Niemand von uns hat für irgendetwas Beweise gesehen. Wir vermuten nur und glauben unserem Mainstream. Bei diesem Herrn Yücel würde mich tatsächlich interessieren, was er angestellt hat und was dazu führte, daß man ihn eingesperrt hat.

Gelesen hat man darüber nichts.

Ich bin nur deshalb skeptisch, weil in meinen Jahren im Ausland in deutschen Zeitungen immer wieder teils haarsträubende Berichte zu lesen waren, bei denen wir uns nur noch gefragt haben ob die jeweiligen Journalisten überhaupt dieses Land, über das sie schreiben, jemals gesehen haben. Grade bei unserem Mainstream ist Skepsis angebracht.

Armin Latell | Fr., 16. Februar 2018 - 18:30

Antwort auf von Mirko Grams

ich sehe das so: er freute sich, dass wir, dass meine Familie und ich, Sie auch, aussterben. Sich darüber öffentlich zu freuen, gilt wohl als Meinungsfreiheit. Eine ähnliche Aussage über Türken-er hätte das Gefängnis nicht mehr verlassen. Nein, man darf ihn deswegen nicht ins Gefängnis stecken, aber warum sollten wir uns für solch einen Herrn einsetzen? 2007 wurde der 17 jährige Marko Weiss dort inhaftiert. Dieser Junge hatte mein Mitleid, aber auch er war, wie im Endeffekt Yücel auch, ein politisches Instrument.

Carmen Grim | Fr., 16. Februar 2018 - 18:55

Antwort auf von Mirko Grams

Volle Zustimmung, Herr Grams!

Peter Lieser | Fr., 16. Februar 2018 - 19:09

Antwort auf von Mirko Grams

Sarrazin hatte geklagt und ihm wurden vom Gericht 20 000.- Euro Entschädigung zugeschrieben. Danach war der Artikel aus dem Archiv der TAZ verschwunden. Am besten erst mal informieren !

Gunvald Steinbach | Fr., 16. Februar 2018 - 19:15

Antwort auf von Mirko Grams

Aber die bestehenden Gesetze auf ALLE anwenden, dass sollte unser Weg sein!

Karl Bräunig | Fr., 16. Februar 2018 - 19:20

Antwort auf von Mirko Grams

Herzlichen Dank für Ihren Beitrag, dem ich mich gerne anschliesse. Ja, auch ich habe mich mehr als einmal über Herrn Yücels Beiträge in der TAZ sehr geärgert und empört. Aber was hat das damit zu tun, dass er für ein ganzes Jahr ohne Anklage unter schwierigen Bedingungen in Haft sitzen muss. Viele der Foristen hier gönnen ihm das offenbar und machen sich so gemein mit Edogan. Man sollte den obigen Artikel einfach nochmal lesen: Pressefreiheit gilt für Yücel genauso wie für Herrn Broder und das ist auch gut so.

Michael Ludwig | Fr., 16. Februar 2018 - 19:22

Antwort auf von Mirko Grams

Das stimmt, aber sich von den raushauen lassen die er hasst, das spricht für die
Geradlinigkeit des Herren.
Nun können wir ja wieder auf die rechtslastigen Deutschen einprügeln.

Dieter Göttler | Fr., 16. Februar 2018 - 23:31

Antwort auf von Mirko Grams

Ich wünschte ihm er hätte die Zeit genutzt mal drüber nachzudenken ob es schön ist anderen Menschen die nicht seine exclusive politische Meinung zu teilen den Tod durch Schlaganfall zu wünschen. Weil es schon ein Unterschied ist ob man ein Promigefangener oder eine echt arme Sau ist die jämmerlich am Schlaganfall stirbt.
Mir geht dieser indiffertene Medianhype so was von auf den Geist..

Marianne Schad | Sa., 17. Februar 2018 - 11:56

Antwort auf von Mirko Grams

Herr Grams, ich gehe davon aus, dass Herr Yücel einen türkischen Pass hat und sich als Türke fühlt. Wenn sein Land ihn dann anklagt kann er sich doch fragen, ob Deutschland und die Deutschen wirklich so verachtenswert sind, dass man ihnen den Untergang wünscht. Ich kann auf einen solche Journalisten gerne verzichten.
Wer setzt sich für die vielen Tausend ein, die in türkischen Gefängnissen ohne Anklage sitzen, was ist an Herrn Yücel so besonderes.

Jürgen Lehmann | Fr., 16. Februar 2018 - 17:54

Ich komme zufällig aus der Gegend in der Yüzel gewohnt hat – oder wieder wohnen wird.
Es ist mir kein Bürger begegnet der darüber informiert ist, was Yüzel getrieben hat und was er eigentlich für die Welt aus der Türkei berichten sollte.

Das Interesse an diesem Fall ist in der Bevölkerung sehr gering. Mahnwache etc. hin und her.

Man wundert sich allgemein was die Nachrichtenkanäle – und die Bundesregierung – dazu bewegt alles so extrem hochzuspielen. Die vielzitierte Pressefreiheit sicherlich nicht.

Klaus Dittrich | Sa., 17. Februar 2018 - 13:49

Antwort auf von Jürgen Lehmann

"Das Interesse an diesem Fall ist in der Bevölkerung sehr gering. Mahnwache etc. hin und her."
Völlig zutreffend! Wer die zahlreichen Reportagen am Freitag verfolgt hat, muss sich schon fragen, wo die deutschen "Normalbürger", geschweige denn die türkische Community waren.
Aber gab es nicht mal einen Ai Wei-Wei? Erst hochgejubelt, jetzt vergessen. Analog Yüzel, dem Türken mit Doppelpass.

Sepp Kneip | Fr., 16. Februar 2018 - 18:03

Das, was dieser Yücel schon über Deutschland von ich gegben hat, ist genau so schlimm, wie das was Poggenburg in seiner Aschermittwoch-Rede über Türken raus gelassen hat. Nur, Yücel rollt man den roten Teppich aus, wenn er nach Deutschland zurück kommt, während man Poggenburg wohl gerne in türkischen Gefängnissen sehen möchte. Anders lassen sich die Medienberichte der letzten Tage nicht interprätieren.

Ist hier in Deutschland noch irgend etwas normal? Poggenburg hat nicht im Parlament gesprochen. Redefreiheit an Aschermittwoch und Pressefreiheit dürfen meiner Ansicht nach nicht derart unterschiedlich bewertet werden. Warten wir ab, auf welche Weise es Yücel den Deutschen dankt.

Ralph Lewenhardt | Fr., 16. Februar 2018 - 18:22

Niemand hat es verdient politisch inhaftiert zu werden, es sei denn er war auch kriminell. Erstaunlich, aber, dass diesmal nicht Frau Merkel als Erste den Erfolg per Presse auf ihre Fahne heften will und ihn in ihrer grenzenlosen Bescheidenheit dem politischen Gegner SPD überlässt? Sonst gar nicht ihre Vermeldeart? Bestimmt hat sie keine Zeit, weil sie sich gerade genau so vehement für die tausenden anderen Inhaftierten einsetzt.

Markus Michaelis | Fr., 16. Februar 2018 - 18:25

"Doch all das hehre Gerede um die Pressefreiheit ist nichts wert, wenn sie nicht auch und gerade dann gilt, wenn es weh tut. Und für alle oder nicht."

Ja, auch dann, wenn es weh tut. "Für alle oder nicht" würde ich aber gerne relativieren.

Wir diskutieren in diesen Zeiten "Keine Toleranz gegenüber Intoleranten" - nur, dass die Menschen sich nicht einig sind, wer die Intoleranten sind.

Nur, wenn ich diese Vielfalt und Widersprüche als nie endende Aufgabe des Austarierens begreife, können wir die Welt besser machen. Jedes Verabsolutierung ist nicht Standhaftigkeit gegenüber bösen Anfängen, sondern eher selber ein Anfang von Schwierigkeiten. Größtmögliche Standhaftigkeit kann ich nur haben, wenn ich auch die Grenzen sehe.

bernd rakow | Fr., 16. Februar 2018 - 18:50

aber ist da alles mit rechten Dingen gegangen??
Ich traue der Bundesregierung nicht. ODER?

Michaela Diederichs | Fr., 23. Februar 2018 - 22:30

Antwort auf von bernd rakow

Nö! Der Bundesregierung ist da nicht zu trauen. Yücel ist ja auch sofort abgetaucht. War wohl zu peinlich die Umstände der Freilassung. Aber Gefängnis in der Türkei wünscht man ja auch keinem leichtfertig. Allerdings Preise für nix auch nicht.

Manfred Steffan | Fr., 16. Februar 2018 - 19:20

Und ich bin nicht nur erstaunt, sondern erschrocken über viele Äußerungen hier. Ist nicht die Freiheit, eine Meinung zu haben und sie auch zu äußern (soweit nicht ein Straftatbestand wie z.B. Beleidigung erfüllt wird) eines der höchsten Rechtsgüter in einem freiheitlichen Staat und in einer Demokratie? Hat Herr Yücel irgend etwas Strafbares begangen, was es rechtfertigen würde, ihn einzusperren? Ich verabscheue die Ansichten von Herrn Yücel und werde ihm bestimmt nicht den roten Teppich ausrollen. Aber ich möchte nicht in einem Land leben, wo man seine Ansichten nicht mehr äußern darf. Zumindest de jure gilt in Deutschland weiterhin die Meinungsfreiheit. Und damit das de facto so bleibt (oder wieder so wird?), setze ich mich dafür ein, dass rechte wie linke Meinungen geäußert werden können, und wende mich gegen Denunziation und Mobbing wegen "falscher" Ansichten.

Herr Steffan, Sie haben recht mit dem Argument der Meinungsfreiheit, trotzdem sollte man dieser auch einen gewissen Rahmen setzen.
Auch der Journalismus darf keine „heilige Kuh“ sein, sondern muss kritische Äußerungen vertragen.
Bei Yüzel gibt es genug Argumente um kritisch zu reagieren.

Strafbares - nach unserem Recht – hat er sicherlich nicht begangen, es gehört jedoch viel Naivität dazu sich in der Türkei als kritischer Journalist so zu verhalten.

Manfred Steffan | Do., 22. Februar 2018 - 22:35

Antwort auf von Jürgen Lehmann

sind die Strafgesetze.

Und selbstverständlich kann man in diesem Rahmen auch den Journalismus auf das härteste kritisieren.

Ob Herr Yücel naiv, tollkühn oder sonstwas war, weiß ich nicht - es interessiert mich auch nicht besonders.

Heinrich Niklaus | Fr., 16. Februar 2018 - 19:20

Gut, dass Yücel jetzt frei ist. Aber der mediale Hype, der nun um seine Freilassung herum zelebriert wird, ist kaum nachvollziehbar. Gefühlt jeder in Berlin, angefangen bei der Kanzlerin und endend beim großen „Haare-im-Gesicht-Freilassungs-Einfädler“-Gabriel.

Dabei könnte man dem erklärten Deutschlandhasser Yücel auch mit etwas mehr Distanz gegenübertreten.

Maja Schneider | Fr., 16. Februar 2018 - 19:39

So ganz kann ich den Hype um die Freilassung des Herrn Yücel nicht nachvollziehen, seine Äußerungen über das Land, das ihn jetzt in so massiver Weise unterstützt, sind hinlänglich bekannt und meiner Meinung nach von den meisten Menschen, die hier schon länger leben (vom deutschen Volk oder Bürger wird schon lange nicht mehr gesprochen), eher sehr kritisch gesehen. Die Meinungsfreiheit wird schon viel zu lange nur dann geduldet, wenn sie in die richtige Richtung geht, im Fall Yücel eindeutig in die links-grüne. Wenn sich unsere Politiker doch auch sonst dermaßen für die Meinungsfreiheit einsetzen würden! Aber das Gegenteil ist leider der Fall

Monika Medel | Fr., 16. Februar 2018 - 20:02

Jetzt ist Yücel frei und im ÖR herrscht Jauchzen und Frohlocken. Ich höre einen Klassiksender wie BR 4 - zwichen der Musik "Heute ist ja ein Freudentag, Yücel ist frei!" Ich schalte mehrfach um, kein Entkommen. "Ganz Flörsheim ist glücklich!" Warum nur? Ach so, dort wohnt er. Und die ganze Begeisterung wirkt so künstlich, so aufgesetzt. Warum also? Identifikation mit Multikulti-Yücel und seinen hochproblematichen Aussagen? Aufpolieren des Ansehens unserer Geschäftsführenden die ihn "freigekämpft" haben sollen, angeblich ohne Gegenleistungen zu versprechen? Nach dem Motto: Das sind doch ganz tolle, ehrenwerte Leute, was kritisiert ihr an denen herum? Oder die "Wir-sind-total-für-Meinungsfreiheit-Nummer", wir sind die Guten! Denn der ÖR wird ja auch nicht überall geschätzt.
Wohl von allem ein bisschen. - Die Freilassung Yücel ist wohl richtig, aber ich spare mir den Champus für andere Gelegenheiten.

Wolfram Fischer | Fr., 16. Februar 2018 - 20:37

Guter Artikel!
Den Kommentatoren, die hier die Freilassung von Deniz Yücel kritisieren, sei ein Zitat an die Hand gegeben, weil die freiheitlich-demokratische Grundordnung, wie wie sie haben (und viele - hoffentlich! - auch tatsächlich haben wollen), eben genau so und nicht anders funktioniert. Auch wenn's, zugegeben, manchmal weh tut!
„Mein Herr, ich teile Ihre Meinung nicht, aber ich würde mein Leben dafür einsetzen, daß Sie sie äußern dürfen.“
―Voltaire
- https://gutezitate.com/zitat/281697

Verehrter Herr Fischer,
wenn man die schriftlichen Ausführungen von Herrn Yücel sich zu Gemüte führt, wirkt - zumindest für mich - Ihr Voltaire-Zitat nicht so recht passend....
Dann wäre aus meiner Sicht JEDE Kritik von ausgefallenen AFD-Äußerungen nicht zu beanstanden.

Bernd Fischer | Mo., 19. Februar 2018 - 15:47

Antwort auf von Peter Behrend

Das ist ja das unsägliche Problem im Moment in Deutschland.

Da kommt eine Minderheit daher, die denkt sie sei im Besitz der reinen Lehre
( Wahrheit ) , unterfüttert dies noch ( ganz schlau) mit einem Voltaire-Zitat in der Hoffnung das man nicht merkt das dieses Voltaire-Zitat eigentlich für alle gilt.

angesichts dessen, was Herr Yücel so schriftlich im Laufe seiner "Karriere" von sich gegeben hat, bin ich nicht sicher, dass er das Voltaire-Zitat auch für diejenigen gelten lassen würde, die ihn für einen Hetzer halten. Mir scheint, dass er es eher mit Heiko Maas halten würde: löschen, löschen, löschen und im Wiederholungsfalle der Antifa zur Behandlung freigeben.

Volker Leyendecker | Fr., 16. Februar 2018 - 23:06

Da zeigt sich das Dilemma der doppelten Staatsbürgerschaft. Immer die Rosinen rauspicken den als Türke hätte er diese Aufmerksamkeit der deutschen linken Presse nicht bekommen. Wer sich so abfällig über das Land in dem er lebt äußert kann ja in seine Türkei gehen und von dort aus Demonstrieren und für Rechtsstaatlichkeit kämpfen. Vom sicheren Deutschland aus sind es doch nur Lippenbekenntnisse.

Helmut Bachmann | Sa., 17. Februar 2018 - 09:16

der die widerlichsten, menschenverachtensten Texte abseiert ist es natürlich zu begrüßen, dass er einen fairen Prozess erhält. Ich nehme an, dass er dann zur Verhandlung und zum Absitzen einer evtl. Reststrafe wieder in die Türkei fährt?

Gerdi Franke | Sa., 17. Februar 2018 - 09:26

Immerhin eine weitgehend vernünftige Wertung diese "Journalisten". Entgegen vielen Jubelarien und Glückwünschen in den anderen Medien. Er hat doch nur über Deutschland und seine Politiker gelästert und sie diskreditiert. Da laufen wieder viele einem Medienhype hinterher ohne die Hintergründe zu erfragen. Eine Lehre für viele, die meinen, in der Türkei mit deutschem Pass ungestraft Rabatz machen zu können.

Claudia Westphal | Sa., 17. Februar 2018 - 14:48

sollte niemand auch nur einen Tag verbringen müssen. Herr Yücel kann sich ja jetzt überlegen, ob er noch länger im fürchterlichen Deutschland leben möchte.

Wie sehr setzt sich eigentlich die Bundesregierung für Jens Söring ein, der seit 1990 - mittlerweile durch DNA-Beweise nachweislich unschuldig - in Virginia im Gefängnis sitzt? Die USA als unser offizieller Freund ist nicht bereit, Söring endlich freizulassen bzw. nach Deutschland zu überstellen.

Weniger spektakulär weil nicht der türkische Tyrannenstaat, aber hier verbringt jemand unschuldig sein ganzes Leben hinter Gittern. Gibt es da Bemühungen seitens Politik und Medien?

ingrid Dietz | Sa., 17. Februar 2018 - 20:09

Charakter hätte, müsste er sofort einen der zwei Pässe abgeben !
Das wäre ehrlich und konsequent !
Aber da verlange ich wohl zuviel !

Marten Bütow | Sa., 17. Februar 2018 - 21:53

Es gehört schon eine große Portion Ignoranz dazu den Menschenhasser Yücel mit Broder gleich zu setzen! Sie sollten besser recherchieren, Herr Broder hat zu keiner Zeit jemals Menschen etwas Schlechtes gewünscht, was man von Herrn Yücel wohl kaum behaupten kann. Ich hatte bisher als Abonement einen sehr guten Eindruck vom Cicero. Mit diesem Vergleich haben sie aber gerade groß Minuspunkte gesammelt!

Andreas Ulbrich | So., 18. Februar 2018 - 11:08

Natürlich hat man Mitgefühl mit Yücel gehabt. Das zur Sicherheit vornweg.
"Es steht dem deutschen Staat gut zu Gesicht, dass er vehement für einen seiner schärfsten Kritiker kämpft"
Deutschland kämpft aber heute nur noch für die, die es hassen oder abschaffen wollen. Und mit der Pressefreiheit für Broder ist es auch nicht mehr so weit her. Siehe Werbeboykott für die Achse.

Michaela Diederichs | So., 18. Februar 2018 - 20:18

Ich denke an all die Inhaftierten ohne Lobby, die in den türkischen Gefängnissen schmoren ohne Prozess oder die arbeitslos geworden sind - ohne Grund. Es sind die Namenslosen, die eine Lobby bräuchten. Deniz Yücel finde ich persönlich völlig überschätzt und absolut unbedeutend. Der Böhmermann unter den Journalisten, bei dem man sich immer fragt, ist das noch Satire oder muss das nicht ganz schnell weg oder besser noch - einfach ignoriert werden.

Werner Nennstiel | Mo., 19. Februar 2018 - 17:07

Herrn Yücel in einem Satz mit Hendrik Broder zu schreiben und beider Redefreiheit auf die gleiche Stufe zu stellen, ist schlimm. Diese Ehre gebührt Herrn Y. nicht.

Carola Schommer | Mo., 19. Februar 2018 - 21:41

meine Replik auf Herrn Stefan nicht freigeschaltet ?
Interessiert mich sehr.

Ralf Ehrhardt | Sa., 24. Februar 2018 - 00:22

Antwort auf von Carola Schommer

Auch ich habe zeitversetzt 2x die Freischaltung meines Kommentars versucht. Leider bis heute (24.02.2018, 00:22 Uhr) vergebens.
Wohl politisch bei Cicero nicht mehr opportun !

Sven Bergmann | Mo., 19. Februar 2018 - 22:22

Hätte Gabriel zB für einen Tichy auch nur einen Finger krumm gemacht?
Wohl kaum.

Man muss eben nicht nur eine mächtige Lobby haben, sondern auch aus dem richtigen politischen Lager kommen.

Nein, die Yüçel-Nummer dient nur der Befriedigung bestimmter Interessen. Derer von Gabriel.
Aber auch der Begründung des Kuschelkurses mit Ankara.
Geht doch. Man muss den Tee nur unterwürfig genug servieren.

Nein, die Freilassung von Yüçel hat mit Rechtsgleichheit nicht viel zu tun.

Es sitzen mutigere, intelligentere und vor allem differenzierter denkende türkische Journalisten im Knast, die eben nicht das Privileg eines zusätzlichen Zweitpasses einer Nation haben, die sie zwar unverhohlen verachtet haben aber die allemal gut genug für teure Rettungsaktionen ist.

Wie teuer, werden wir nicht so schnell erfahren. Wir werden uns nur an manchmal über das deutsche Entgegenkommen wundern.

Armin Latell | Fr., 23. Februar 2018 - 14:41

haben Sie recht. Meinung muss gesagt werden dürfen, auch wenn sie schmerzt. Was mir aber jetzt fehlt, ist das mediale, öffentliche Auseinandersetzen mit der für mich sehr schwer erträglichen Meinung über, nicht eine Person oder Partei, sondern über eine ganze Nation. Eine so öffentlich geäußerte Meinung sollte dieses doch anstoßen. Warum hat er den deutschen Pass, wenn er dessen Staatsvolk so sehr nicht leiden kann? Und aus dieser Kategorie hat er noch so einiges andere vom Stapel gelassen. Damit hat er nicht die deutsche Regierung provoziert, sondern die Menschen. Das ist im Übrigen auch nur ein Teil einer nie geführten Diskussion über angeblich nicht vorhandene Kultur, Traditionen und Werte, wie es eine Politikerin Özuguz öffentlich von sich gegeben hat. Es gab keinerlei empörte Gegenstimmen aus den Einheitsparteien. Wenn ein Gauland oder Poggenburg weniger Dramatisches von sich geben, dann ist es mit der Meinungsfreiheit nicht mehr sehr weit her. Das ist alles, nur nicht ehrlich.