Mobbing in Aktion: Der niederländische Kandidat Joost Klein zieht sich seine Flagge über den Kopf, als die Israelin Eden Golan auf der Pressekonferenz spricht / dpa

ESC-Nachlese - Festival der Schäbigkeit

Beim Eurovision Song Contest zeigte das moderne und queere Europa, was die noblen Worte Solidarität und Empathie eigentlich wert sind. Im Zweifel: nichts. Zumindest, wenn es um Juden geht.

Autoreninfo

Gideon Böss ist Roman- und Sachbuchautor und hat unter anderem über Religionen in Deutschland und Glücksversprechen im Kapitalismus geschrieben.

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Der Eurovision Song Contest 2024 hat eine ganze Reihe erstaunlicher Erkenntnisse mit sich gebracht. Fast keine davon ist erfreulich. Auf gewisse Weise ist diese Musikveranstaltung ja eine weltweit ausgestrahlte Mischung aus CSD, Karneval und Schlagerparty. Regenbogenfahnen überall, schrille Kostüme, und wer nur eine sexuelle oder geschlechtliche Identität sein Eigen nennt, macht sich verdächtig. An diesem Abend feiert das moderne und queere Europa sich selbst und zeigt der Welt, dass ein Miteinander ganz ohne Hass möglich ist. „United by Music“ hieß darum auch dieses Jahr das Motto des ESC.

In der Theorie klingt das toll. In der Praxis ist diese Musikveranstaltung jedoch an allen ihren Ansprüchen gescheitert. Sie hat sich sogar aktiv gegen diese Ansprüche gewendet. Die ganze Welt konnte sehen, wie die Teilnehmerin aus Israel, Eden Golan, wegen eines antisemitischen Mobs dazu gezwungen war, ihre Zeit schwer bewacht im Hotel zu verbringen. Sie konnte es nur für die Proben und ihre Auftritte verlassen – von einem Polizeikonvoi beschützt, als wäre sie ein ausländisches Staatsoberhaupt. 

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Gerhard Lenz | Di., 14. Mai 2024 - 11:33

Was die antisemitischen Hässlichkeiten und die offenen Anfeindungen gegenüber der israelischen Interpretin angeht, ist dem uneingeschränkt zuzustimmen.
Die "Freunde der unterdrückten Palästinenser", die andererseits ihren Haß auf Israel offen zeigten, trübten das Ziel eines unbeschwerten Musikantenstadls poppiger Art ganz gewaltig. Die Versuche, den Krieg im Nahen Osten auf die Militäraktionen der Israelis zu reduzieren, den kriegsauslösenden Terror der Hamas aber zu verschweigen, erinnern an die jährlichen Versuche von Rechtsextremisten bei uns, die Bombardierung Dresden losgelöst vom Massenmord des Hitler-Regimes zu beklagen.

Ansonsten sollte Herr Böss allerdings die Kirche im Dorf lassen. Nicht jeder Teilnehmer oder Zuschauer war ein Antisemit. Das Votum für Israel bei den Telefonstimmen war eindeutig. Und dass die Mehrheit oft und zu lange schweigt, kennt man aus DE: Erst Wannsee 2.0 und die Vertreibungsphantasien u.a. der AfD brachte die Menschen bei uns auf die Straße.

Stefan Jarzombek | Di., 14. Mai 2024 - 21:28

Antwort auf von Gerhard Lenz

Die ganze Welt konnte sehen, wie die Teilnehmerin aus Israel, Eden Golan, wegen eines antisemitischen Mobs dazu gezwungen war, ihre Zeit schwer bewacht im Hotel zu verbringen. Sie konnte es nur für die Proben und ihre Auftritte verlassen – von einem Polizeikonvoi beschützt, als wäre sie ein ausländisches Staatsoberhaupt.

Flamme | Di., 14. Mai 2024 - 12:01

Dass sich der Cicero dafür hergibt, immer wieder Kommentatoren eine Plattform zu geben, die noch nicht einmal den Unterschied zwischen Antisemitismus und Kritik an der verbrecherischen israelischen Regierung, böswillig oder unwissend, zu benennen, ist einem ansonsten fairen Medium unwürdig...

S. Kaiser | Di., 14. Mai 2024 - 15:53

Antwort auf von Flamme

Dann widerlegen Sie doch folgendes Argument des Autors: "Teile der ESC-Gemeinschaft verbündeten sich offen mit einem antisemitischen Mob, um eine junge Teilnehmerin fertigzumachen. Und warum? Weil Eden Golan als israelische Jüdin die falsche Herkunft und Identität hat. Ihre Gegner und Feinde sahen in ihr kein Individuum mehr, sondern „Israel“ – und genau diese Dehumanisierung ist der Kern des Antisemitismus."
Ihrer Lesart folgend, zeugten die Proteste gg Edan Golan also der "Kritik an der verbrecherischen israelischen Regierung".
Und was hat jetzt Eden Golan mit der israelischen Regierung zu tun? Ist sie eine Vertreterin dieser Regierung? Ist sie in personam in irgendeiner Form dafür verantwortlich, was dort in der Region gerade passiert? Soll nun jeder israelische Künstler, Musiker, Sportler von der Weltbühne verbannt werden, weil Sie dessen Regierung für verbrecherisch halten? Ist es legitim, dass ein solcher aufgrund seiner Identität um körperliche Unversehrtheit fürchten muss?

Ich stimme Ihnen zu, Herr Kaiser, dass man Künstler, Musiker oder auch Sportler nicht verantwortlich machen sollte für das Handeln einer verbrecherischen Regierung.

Das gleiche sollte auch für russische Künstler, Musiker und Sportler gelten.
Diese werden allerdings seit zwei Jahren immer wieder wie selbstverständlich von Veranstaltungen ausgeschlossen oder gecancelt.
Das scheint niemanden zu stören.

Aber nicht mal nur Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, werden diskriminiert, sondern ganz normale russische Privatleute, die in unser Land einreisen, werden schikaniert. Und das sogar auch noch von amtlichen Stellen.

Es scheint leider ein niederer Reflex zu sein, den Ärger über verbrecherische Machthaber an einzelnen Schwachen auszulassen weil man an die Mächtigen nicht rankommt.

Armin Latell | Di., 14. Mai 2024 - 19:31

Antwort auf von Flamme

Ich möchte gern dein Eimer Wasser sein. Wo war dein Kommentar, der einfach nur dämlich ist und von ahnungslosen, hochgradig indoktrinierter Verbohrtheit zeugt, als 1300 Israelis von palästinensischen Schwerstkriminellen massakriert worden sind? Das zu verurteilen ist in deiner furchtbaren Welt nicht möglich, nicht mal gedacht. Begegne mir nie.

ganz stark auf Fräulein. Möglicherweise ein Vorurteil: aber die weiblichen aggressiven Dummköpfe* sind, je jünger, desto aggressiver indoktriniert. Ich würde ihnen einen längeren Urlaub in einem muslimischen Land empfehlen. Den männlichen einen in Gaza.

Ingbert Jüdt | Mi., 15. Mai 2024 - 09:41

Antwort auf von Flamme

Es ist doch exakt dieses von Ihnen geforderte Vermögen, zu differenzieren, das den Mobbern des ESC fehlt! Ist Eden Golan die israelische Regierung? Ist »Hurricane« ein israelisches Horst-Wessel-Lied? Es ist eine Sache, sich mit dem Leid des palästinensischen Volks zu solidarisieren, aber eine völlig andere, darüber die Hamas zu glorifizieren und sich auf »Juden« einzuschießen! Nicht mal diesen elementaren Unterschied kriegt eine selbstgerechte politische Kultur auf die Reihe, darunter reihenweise Leute, die sich gerne »Intellektuelle« nennen lassen! Bei den sogenannten »westlichen Werten« geht es schon seit langem nur noch um eines: um die Selbstwahrnehmung und Selbstbeweihräucherung als »besonders moralisch«©! Realitätsbezug: egal! Faire Werturteile: schei*egal! »Wir sind die Guten! Alles, was wir tun und sagen, ist gerecht!« WÜRG!!

Stefan Jarzombek | Di., 14. Mai 2024 - 12:13

Wenn so ein Verhalten heißt QUEER und TOLERANT zu sein, möchte ich erst recht nichts mit solchen Menschen zu tun haben.Dabei geht's mir nicht darum, ob wie in diesem Fall der israelische Kandidat gemobbt wird, sondern im allgemeinen habe ich für mich erkannt was dieses Klientel eigentlich darstellt.
Nein Danke dazu!
Dann besser NORMAL aufgestellt ohne woke Lebensphilosophie die sich letztlich selbst am Ende zerstört.
Eine Jury die dazu schweigt, macht sich in meinen Augen mitschuldig und kann ihre Regenbogenfahne gleich auf den Misthaufen der Geschichte werfen.

Ernst-Günther Konrad | Di., 14. Mai 2024 - 12:20

Was Sie da Herr Böss zurecht kritisieren findet eben nicht nur bei diesem ESC statt. Bei allem Themen unserer Zeit wird gerade in Deutschland, Österreich und der Schweiz inzwischen nie der Mensch gesehen, sondern immer das Thema. Ukrainekrieg z.B. Es wird nicht der Russe gesehen, sondern Russland -Putin- und alle haben Schuld. Selbst Russen im Ausland, z. B. Künstler werden stellvertretend verächtlich gemacht. Bei den Ukrainern gerade anders herum. Täglich wird das Leid einzelner Ukrainer geschildert, da zählt plötzlich das Schicksal jedes einzelnen. Das Gleiche beim Israel-Gaza Konflikt. Ich frage mich nur, ist das nicht auch eine Form der Volksverhetzung, wenn man Bürger eines Staates die völlig unbescholten sind in Sippenhaft für ihre Regierung nimmt? Und ja, ich bin auch überzeugt davon, dass es letztlich nur Minderheiten sind, aber wo bleibt die Stimme der Mehrheit? Wo bleiben die nüchtern sachlich denkenden Menschen, die beiden Seiten Gehör verschaffen und Diskurs einfordern?

Bernd Briele | Di., 14. Mai 2024 - 12:28

...und nichts Anderes ist diese alberne Veranstaltung. Man möchte modern sein und setzt das mit "queer" gleich. Man möchte "woke" sein und setzt sich für die Interessen der Palistinänser ein, wobei Israel zum natürlichen "postkolonialen" Feindbild erklärt wird.
Und merkt nicht einmal, dass man in der Konsequenz einem radikal-faschistoiden Gesellschaftsmodell huldigt. "Links" und "Fortschritt" waren bis vor noch nicht allzu langer Zeit tatsächlich in einem Atemzug zu nennen. Aktuell scheint die Linke in den westlichen Ländern eher eine unstillbare, kollektive Sehnsucht nach dem Untergang zu verspüren...

Jens Böhme | Di., 14. Mai 2024 - 12:58

...ist Haltung... ist Gefühle zeigen... ist Meinung. Auch der deutsche Beitrag musste für Malmö geändert werden. Es durfte nicht "shit" gesungen werden. Man entschied sich in der deutschen Delegation das Wort wegzulassen.

Dorothee Sehrt-Irrek | Di., 14. Mai 2024 - 13:05

die Reaktion aus vielen Ländern, eine positive.
Seine Antisemitismus-Definition leuchtet mir nicht ganz ein, halte ich doch den Protest eher für einen politischen anti-israelischen, aber ungesehen.
Ich habe mir die Veranstaltung nicht angeschaut.
Andererseits hätte gerade der Angriff der Hamas auf ein Musikestival in Israel am 7. Oktober 2023 unbedingt die Veranstalter zum Einschreiten bewegen müssen.
Alles hat seinen Ort.
Der Protest gegen Israel beim diesjährigen ESC meiner Meinung nach nicht.
Israel wurde angegriffen, das hätte zuerst Respekt verlangt, möglicherweise Protest am Rande gegen die Reaktion Israels und dann wieder Respekt.

Hans Jürgen Wienroth | Di., 14. Mai 2024 - 13:09

Wer sich selbst all seiner angeblichen Werte beraubt, der sollte das Musikfestival ESC gleich ganz beenden.

Europas Bürger werden sich immer an die Schmach dieses Festivals erinnern, ganz gleich was die Sender darin sehen und daraus machen wollen. Es ist von einem Musikfestival zu einem Minderheiten- und Exoten-Event verkommen, wie CSD und andere für die Senderbosse wichtige Ereignisse.

Hans-Hasso Stamer | Di., 14. Mai 2024 - 14:00

...für diesen Artikel.

Heute geht es nicht mehr darum, "was kannst du". Der Wettstreit von Sängern und ykomponisten hat stammt aus einer Zeit, als es noch um Leistung ging.

Die heutige tonangebende, laute Jugend glaubt, Leistung nicht mehr nötig zu haben. Sie grenzt sich nur ab und andere aus. Arroganz als Lebensprinzip. Sie fragt nicht, "was kannst du", sondern "wer bist du". Und wehe, du bist der Falsche. Bekennst dich zu den Falschen.

Dass nicht einmal das monströse Verbrechen vom 7. Oktober als solches anerkannt wird, sondern die Feindschaft gegenüber dem Staat der Opfer, der sich seit seinem Gründungstag gegen seine Auslöschung wehren musste, die Oberhand gewonnen hat, disqualifiziert in meinen Augen eine ganze Generation. Von Greta bis Luisa.

S. Kaiser | Di., 14. Mai 2024 - 14:13

"Es stellte sich heraus, dass der hasserfüllte Mob zwar laut ist, aber doch nur eine winzige Minderheit. Eden Golan erhielt aus nicht weniger als 15 Ländern die volle Punktzahl, wodurch sie Platz 2 im Publikumsvoting erreichte. "
Die meisten Punkte (20) erhielt Israel übrigens aus Dtschl.: 12 Punkte vom Publikum und 8 Punkte von der Jury (die ihre 12 Punkte an Schweden vergab); die meisten der Länder, deren Publikum die 12 an IL vergaben, waren die "klassischen" ersten EU-Länder (zB FR, BE, NL, Lux und IT; aber auch UK, SE, FI, PT, ES), wohingegen deren Jurys keine oder kaum Punkte an IL vergaben.
Auch wenn man die Beweggründe der Jurys nicht kennt, und nur das Publikumsvoting als Solidaritätsbekundung auslegt, war zumindest das des westlichen Europas (mit einigen wenigen Ausnahmen) relativ eindeutig. Immerhin. Manchmal lohnt es sich, einfach die nackten Zahlen anzuschauen.

...und ich habe für Israel gestimmt. Zu einem Drittel aus musikalischen, zu zwei Dritteln aus politischen Gründen.

Chris Groll | Di., 14. Mai 2024 - 16:46

Danke Herr Böss, Sie haben alles gesagt, was zu diesem ESC und dem antisemitischen woken Mob zu sagen ist.
Dem ist nichts hinzuzufügen.

Hannes | Di., 14. Mai 2024 - 17:54

in einer italienischen FB Gruppe wurde neulich ein neues Wort kreiert. Es hiess "israelizzare" und wurde übersetzt mit "etwas anheimsen oder in Besitz nehmen oder vereinnahmen durch Verurteilen und dann sich als Opfer stilisieren." Das passt ganz oft. Auch in diesem Artikel kann man diese Antijuden-Formel einfach anwenden.
Echt unheimlich alles.

Nichts desdo trotz. Israel ist nicht Europa (und wenn, dann zuerst der Libanon) und macht wie Russland gerade einen Angriffskrieg. Das muss nicht schweigsam hingenommen werden auf dem ESC. Wieso auch?

Karla Vetter | Di., 14. Mai 2024 - 20:52

Antwort auf von Hannes

Tatsächlich? Tausende Raketen über Jahre aus Gaza und ein unbeschreibliches Massaker wären kein Kriegsgrund? Was glauben Sie hätte Herr Erdoğan, der momentan, von der Welt völlig unbeachtet wieder Kurdenstellungen beschießen lässt, wohl getan? Hätte er die Türkei jahrelang mit Raketen angreifen lassen ohne Reaktion. Was würde wohl unsere Regierung tun wenn uns unsere Nachbarn ständig angriffen? Was würden die Bürger unseres Landes wohl für eine Reaktion erwarten. Daumendrehen?

Bei der Gründung des Staates Israel hat es nur 48 Stunden gedauert, dann hatten die umliegender arabischen Staaten den neuen Staat mit Krieg überzogen. Seit seiner Gründung kämpft Israel um seine Existenz. Kein anderer Staat der Welt ist solchen Anfeindungen ausgesetzt.

Angesichts dieser Tatsache verbietet sich auch für Gaza die Vokabel "Angriffskrieg". Denn angegriffen wurden Tausnende Zivilisten, umgebracht, gefoltert, verschleppt, als Geiseln genommen. Wenn Israel die Hamas nicht AUSLÖSCHT, dann war es das mit dem Staat Isral und knapp 10 Mio Juden!

So brutal, Hannes, ist die Realität. Ich sehe mich als Deutscher in der Pflicht, mich dieser antisemitischen Propaganda und dem palästinensischen Terror wenigstens verbal entgegenzustellen. Die Unterstützung von Israel ist deutsche Staatsraison? Das nehme ich sehr ernst. Die IDF muss die palästinensischen Tunnel zerstören,. Dazu gibt es keine Qlternative. Sie stehen dicht vor diesem Ziel. Gott sei Dank.

Jens Böhme | Mi., 15. Mai 2024 - 03:10

Antwort auf von Hannes

Wenn Ihnen in einem freien(!) Land Ihre Familienmitglieder entführt, vergewaltigt und/oder ermordet werden, werden Sie doch die Verbrecher nicht in Schutz ne

Armin Latell | Mi., 15. Mai 2024 - 14:13

Antwort auf von Jens Böhme

Leuten wie Hannes können Sie nicht mit solchen Argumenten kommen. Hannes hat die gleichen charakterlosen Eigenschaften wie Flamme weiter oben. Die sind mental total geschädigt, also im wahrsten Sinne des Wortes asozial, weil nie sozialisiert.