Kein Bollwerk konservativer Kulturvorstellungen: das Haus der Kulturen der Welt / dpa

Internationaler Literaturpreis – Haus der Kulturen der Welt - Whistleblower im Kulturbetrieb

Literaturpreise sollten nach literarischen Maßstäben vergeben werden. Schwierig genug im hochpolitisierten Kulturbetrieb. Doch die nun öffentlich gemachten Interna um den Internationalen Literaturpreis 2023 zeigen, dass es der Jury vor allem um Herkunft, Ethnie und Geschlecht der Autoren ging.

Autoreninfo

Alexander Grau ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist. Er veröffentlichte u.a. „Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung“. Zuletzt erschien „Vom Wald. Eine Philosophie der Freiheit“ bei Claudius.

So erreichen Sie Alexander Grau:

Es gibt keine unpolitische Kunst. Und es gibt keine unpolitische Literatur. Wer das behauptet, lügt – vermutlich in politischer Absicht. Dennoch kann man sich bemühen, politische und weltanschauliche Kriterien bei der Bewertung von Kunst und Literatur möglichst auszuklammern. Denn natürlich gibt es auch in der Kunst und Literatur Kriterien, die es ermöglichen, bessere und schlechtere Arbeiten zu unterscheiden.

Allerdings ist es auch vollkommen legitim, Kunst politisch zu bewerten und auszuzeichnen. Nichts spricht dagegen, wenn etwa eine Gewerkschaft Literatur auszeichnet, die sich ihren Anliegen in besonderem Maße annimmt. Dann weiß jeder Bescheid und kann die Sache einordnen. Problematisch wird es allerdings, wenn Objektivität suggeriert wird, faktisch aber ideologische Motive die Bewertung dominieren. Das führt zu einer unsachgemäßen Verzerrung des Wettbewerbs und zu einer Manipulation der Öffentlichkeit.

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Volker Naumann | Sa., 18. Mai 2024 - 12:22

Im Kulturbereich könnte man ja mit diesem Unsinn notfalls noch leben, aber wenn in den Vorstandsetagen wichtiger Unternehmen und, der größte Unsinn, in der Besetzung von politischen entscheidenden Funktionen nach Quotenerfüllung gerufen und auch noch erfüllt werden muss, dann ist aber etwas sowas von aus dem Lot geraten, dass keine vernünftige Entscheidung im regulären Wettbewerb mehr möglich ist. In Abwandlung eines alten Spruches könnte man ketzerisch sagen:

Von der Wiege bis zur Bahre, ist die Quote das einzig Wahre.

MfG

Klaus Funke | Sa., 18. Mai 2024 - 12:42

Im besten Deutschland, das wir je hatten, ist die Literatur, spätestens seit Tellkamps Opus "Der Turm", ideologisiert. Tellkamp hatte die Zeichen verstanden und mit seinem Turm den Roman zur Deutschlandpolitik der CDU/CSU geschrieben. Entsprechend purzelten die Preise. Dann aber driftete Tellkamp nach rechts ab und er wurde untragbar und Zielscheibe linker Kulturkritik. Pech für ihn. Die nächsten Preisträger passten besser und verkörperten die jeweilige Stimmung. Als nächstes braucht man eine Transe als nominierten und prämierten Autor. Der deutsche Buchpreis folgt schon lange nicht mehr literarischen Kriterien. Die Manierismen einzelner Jurymitglieder sind wichtiger und natürlich der Mainstream. Ähnliches vollzieht sich mit dem Leipziger Literaturpreis. Als "normaler" deutscher Autor hat man kaum noch Chancen. Ich höre auf diesen Literaturbetrieb schon lange nicht mehr. Der ist kommerzialisiert, ideologisiert, neuerdings parteipolitisch orientiert, die Juroren bezahlen die Verlage.

an Hrn. Tellkamp, aber seine damalige Aussage, in der DDR hätte es nur 2, 3 Zeitungen gegeben, zog in meinen Augen auch seine sonstige DDR-Kenntnis in Zweifel. Und nein, bei den vielen Zeitungen und Zeitschriften handelte es sich nicht nur um Abklatsch des ND.

Wolfgang Tröbner | Sa., 18. Mai 2024 - 12:48

von Literatur schaden vor allem der Literatur. Aber auch den so ausgezeichneten Autoren, weil der Leser sich mit ihren Werken gar nicht beschäftigen möchte. Wenn Geschlecht und Hautfarbe der Autoren wichtiger sind als die Qualität der Bücher, muss man sich nicht wundern, wenn derart ausgezeichnete Bücher am Markt durchfallen und man zum Schluss noch nicht mal die Autoren kennt. Dies gilt übrigens gleichermaßen für Zeitungen und andere Medien. Mir geht es überhaupt nicht darum, mich nicht mit anderen Sichtweisen auseinanderzusetzen. Im Zweifelsfall kann dies durchaus hilfreich sein. Aber nicht so. Da greife ich lieber zu den Klassikern, da weiß ich, woran ich bin und wofür ich mein Geld ausgebe

Heidrun Schuppan | Sa., 18. Mai 2024 - 12:51

bei all dem, was heute als Literatur aber auch als Kunst hochgepuscht wird. Ausgezeichnet, das Wort hatte mal eine richtige Bedeutung. Aber heute: platt, platter. Eine gähnende Leere starrt einem entgegen.

Heidrun Schuppan | Sa., 18. Mai 2024 - 12:52

auf die nächste Buchmesse - aber davor steht uns noch der Literatur-Nobelpreis ins Haus. Ach ja, der Friedenspreis des deutschen Buchhandels. Weiter mit Ödness.

Albert Schultheis | Sa., 18. Mai 2024 - 13:35

Ich hatte das bereits während meiner 30-jährigen Excursion in die Industrie erfahren: Wenn ein Unternehmen anfängt, ideologisch zu versumpfen, dann fängt das immer am Kopf des Fisches an und am Ende gibt es keinen Bereich des Unternehmens mehr, der nicht vom Krebs zerfressen wäre.
Das gleiche erleben wir heute in der deutschen Gesellschaft. Eine ideologische Erkrankung hat 80% der Gesellschaft erfasst, sie wird "von oben" gelenkt, forciert, verabreicht wie ein Spike-Protein, das angeblich die inneren Schutzbarrieren (zB Blut-Hirn-Schranke oder die gewaltengeteilten Staatsfunktionen) nicht überspringen können soll - es aber trotzdem tut und zwar systematisch, strukturell. So sitzt der ideologische Krebs nicht nur auf der Regierungsbank, er sitzt in den Medien, den Schulen, Geheimdiensten, den waffentragenden, rechtsprechenden und gesetzgebenden Organen und Ethikräten. Wie sollte da die "Kultur" ausgespart sein? Gerade sie war in den Totalitarismen immer besonders "geschmeidig"!

Maria Arenz | Sa., 18. Mai 2024 - 14:12

soll es weißen Schriftstellern besser ergehen als weißen Feuerwehrleuten? In New York wird der Zugang zu den oberen Rängen durch Prüfungen vergeben. Irgendwann in den Nuller Jahren bewarb sich auch ein weißer Feuerwehrmann um eine solche Stelle. Weil er Legastheniker war, kostete ihn die Vorbereitung auf die Prüfung eine höhere vierstellige Summe. Er bestand die Prüfung. Weil aber bei dem Test kein einziger Schwarzer bestanden hatte, wurde in dem Jahrgang niemand befördert. Ätschi bätschi.

Romuald Veselic | Sa., 18. Mai 2024 - 14:19

sexistischen Motiven.
Herr Grau, danke, sehr dezidiert u zurückhaltend verfasst.

Diese "Gesellschaft", die Genderiden & Wokiden, sind der Ansicht, sie werden über uns bestimmen qua ihrer Progressivität. Sie legen sich Institutionen/Vereine zu, die nach klerikal-ideologischen Prinzipien agieren u ohne Demoskopie-Vorschau, entscheiden, was gut u was schlecht ist. Mit der primären Exklusivität der eigenen Unfehlbarkeit. Als hätten sie keinen Spiegel in ihrem Bad, in dem sie ihre weißen Fratzen bemerkt hätten.

Ich freue mich sehr, über die Pfingsten hindurch, dass Herr Mohamed Mbougar Sarr, der literarische Superstar wurde, nach HKW Kriterien. Nur dass er 1 Mann ist, enttäuscht mich maßlos. Ich vermute sogar, dass er binär ist. Schade nur, dass ich nicht weiß, was/worüber er gescriptet hatte.

Ich werde das überstehen. Meine Termine sind so voll, dass ich das HKW prämierte Werk, erst im nächsten Leben nachschlagen werde.

Gesegnete Pfingsten, Amici...
😎

Markus Michaelis | Sa., 18. Mai 2024 - 20:26

Ist das wirklich ein Skandal? Jede Gesellschaft und jede Gruppe hat ihre Vorlieben, nach denen sie Mitglieder und Menschen ehrt und als Vorbild präsentiert. In den meisten Fällen mit dem Hintergedanken die Gesellschaft/Gruppe in eine bestimmte Richtung zu schieben und wichtige Posten am besten mit eigenen Leuten zu besetzen. In verschiedene Worte gepackt und mit jeweils sehr verschiedenen Anliegen und Werten findet das eigentlich immer statt !?

Insofern ist es weniger ein Skandal, als Ausdruck einer großen gesellschaftlichen Vielfalt, die möglicherweise so vielfältig geworden ist, dass man sich lieber etwas aus dem Weg geht, weil man die jeweils andere Vielfalt eigentlich nicht mehr so gerne in der zu engen Berührung ertragen will.

Die neue Vielfalt besteht immer nur aus dem gleichen, öden LGBTQRST*-Bullschitt. Und die Kunst, die sich nicht aus diesem Morast bedient, ist ganz einfach weg vom Fenster. Was dem entspringt, ist keine Kunst, sondern Knust. Wahre Kunst speist sich immer aus dem Leben: Geboren werden unter Schmerzen, aufwachsen, gedeihen, lernen, arbeiten, lieben, zeugen und gebähren, ernähren und erziehen unter Sorgen und Nöten, schließlich alt werden und sterben. Alles das hat der LGBTQRST*-Bullschitt längst hinter sich gelassen und hat sich im Regenbogen-Nirvana eingerichtet - mitsamt seinem Knust. Eigentlich tief traurig und bedauernswert. Und seine Kunst - nur Knust. Dummes Zeug, das vom wahren Leben abgekommen ist wie ein bestellter und nicht abgeholter bemooster Wagen der deutschen Bahn auf toter Strecke.

Ernst-Günther Konrad | So., 19. Mai 2024 - 09:30

Was manche schon immer geahnt haben, wurde nun von Insidern bestätigt. Und wieder wurde aus einer "Verschwörung" eine ungeliebte Wahrheit. Was wahrscheinlich schon seit Jahren der Fall ist wurde offenbar diesmal so offensichtlich in der Jury vertreten, dass die beiden Damen nicht mehr anders konnten als diese Farce offen zu legen. Und was wird mit den beiden "Verräterinnen" geschehen? Was wird man über sie ausgraben? Vielleicht AFD Wähler oder gar mit einem Nazi im Sandkaten gespielt? Irgendwann mal einen gefährlichen Halbsatz losgelassen haben? Wird man ihre Bücher neu "bewerten" und ihnen Antisemitismus oder was auch immer unterstellen? Sie sind ja nicht die ersten „Kunstschaffenden“, die man nach Kritik ausgrenzt, diffamiert, falsch beschuldigt, aus der Professur entlässt, rechtes Gedankengut andichtet. Wir dürfen gespannt sein, was die Msm und die Jury Kollegen daraus machen werden. Denn der Rest der Jury hat was gemacht? Richtig. Mitgemacht und sich dem Diktat unterworfen.

Werner Kahn | So., 19. Mai 2024 - 10:47

gehören in unserem Land mittlerweile genauso zum Alltag wie in der ehemaligen DDR die inoffiziellen Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit